Endlich wieder Sommer, endlich wieder Picknickzeit! Die Weltmeister im Picknicken sind wohl unbestritten die Briten. Sie feiern nicht nur den internationalen Tag des Picknicks am 18. Juni jedes Jahr intensiv mit vielen Events, organisierten Veranstaltungen und privaten Treffen im Freundeskreis, nein, sie rufen sogar zu einer National Picknick Week um diesen Termin herum auf. Aber wer braucht schon offizielle Feiertage, um ein Picknick zu genießen? Kalender raus und munter geplant!
Wer hat‘s erfunden – und warum eigentlich?
Die Idee des „Essens in der Natur“ verdanken wir wohl weniger denen, die ihr sowieso schon immer nahestanden. Wenn Bauern nach der Arbeit müde am Feldrand ihr Stückchen Brot auspackten oder Soldaten nach einem langen Tagesmarsch ihre Verpflegung im Gras sitzend verzehrten, hätte man wohl kaum von einem Picknick gesprochen. Picknick, das heißt, rein aus Vergnügen die Enge des Hauses verlassen und die Mahlzeit bewusst im anderen Rahmen genießen. Einfacher, improvisierter, irgendwie freier. Wenn wir uns die Etikette und die gesellschaftlichen Zwänge vom 18. Jahrhundert bis in die viktorianische Zeit anschauen, dann ist es nicht überraschend, dass die Picknick-Kultur damals ihren Ursprung nahm. Das Downton-Abbey-und-Bridgerton-Bild vom Picknicken im Park mit herangeschafften Stühlen, Tischen und komplettem Teeservice mag uns heute übertrieben erscheinen, für die höheren Gesellschaftsschichten war es damals wohl ein ähnliches Abenteuer, wie es heute das Ausbreiten der Picknickdecke für uns ist.
Warum in die Ferne schweifen …
Wenn das Picknick selbst und die Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen soll, macht es nicht unbedingt Sinn, zwei Stunden Fahrt auf sich zu nehmen, um dabei eine ganz bestimmte herrliche Aussicht genießen zu können. Bei einem Tagesausflug mit Wanderung und Rucksackvesper ist das etwas anderes, aber ein liebevoll vorbereitetes und genussvoll zelebriertes Picknick braucht keine weite Entfernung. Sparen Sie etwas CO2 ein und orientieren Sie sich regional. Ausflugsziele, die sich für ein Picknick eignen, liegen vermutlich näher als Sie denken.
Nachhaltig aus Mangel an Alternativen?
Eines hatten die Veranstalter der viktorianischen Picknicks damals deutlich besser im Griff als wir heute: den Aspekt der Nachhaltigkeit. Plastikgeschirr und Wegwerfbesteck? Klarsicht- oder Alufolie zum Einwickeln der Speisen? Zugegeben, diese Alternativen und ach so praktischen Hilfsmittel waren noch nicht erfunden und so mussten sie wohl oder übel zu nachhaltigen, wiederverwendbaren Gläsern, Tüchern und Körben greifen. Wenn wir uns also heute fragen, wie ein Picknick unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit durchgeführt werden kann, können wir ruhig ein wenig zu denen hinüberschielen, die es erfunden haben.
Nachhaltig verpacken ist kinderleicht
Wer die obligatorischen Kunststoffboxen im Schrank hat (wir verzichten auf den Gebrauch der gängige Markenbezeichnung mit T…) sollte sie getrost weiterverwenden. Oft ist man damit großzügig von der Mutter eingedeckt worden. Wegwerfen und dafür nachhaltiger gefertigte Alternativen kaufen würde den Nachhaltigkeits-Gedanken ad absurdum führen. Auf das Nachkaufen von Frischhaltefolie sollte man hingegen verzichten, wenn die Rolle zu Ende ist – an dieser Stelle macht den Einsatz von alternativen Verpackungsmaterialien absolut Sinn. In Bienenwachstücher lassen sich Lebensmittel wunderbar transportieren, vieles (vor allem Brot) ist in waschbaren Stoffbeuteln oder in Stofftüchern eingeschlagen sehr gut aufgehoben. Und nach dem Picknick lassen sich darin ganz unkompliziert die benutzten Teller und Besteckteile einpacken. Getränke kommen bei einem Picknick mit nachhaltigem Anspruch aus Mehrwegflaschen oder wiederverwendbaren Gebinden – das ist nicht anders als zu Hause auch.
Der obligatorische Picknickkorb – muss das sein?
Nein, man muss nicht zum Picknickkorb greifen, nur weil er eben so heißt und seit dem 19. Jahrhundert der Inbegriff der Picknick-Kultur ist. Natürlich haben auch ihn die Briten erfunden und schon der Anblick eines solchen speziellen Korbes aus Weide oder Peddigrohr mit hübscher Komplettausstattung lässt ein romantisches Picknick-Feeling aufkommen. Für regelmäßige Picknickfreunde wäre eine Anschaffung durchaus überlegenswert. Wer sein Geschirr (das „normale“ aus dem Küchenschrank oder kompostierbares Einweggeschirr aus Pappe oder Palmblättern) einfach in Küchentücher einschlägt und im Einkaufskorb transportiert, macht aber sicher auch nichts verkehrt.
Genussvoll tafeln, auch auf der Decke
Vielleicht haben Sie als Ort für Ihr Picknick einen Park mit angebotenen Picknicktischen ausgesucht, vielleicht breiten Sie auch einfach am Badesee eine robuste Picknickdecke aus – was Sie dann als Leckereien darauf ausbreiten wollen, sollte auf jeden Fall unkompliziert zu transportieren und zu genießen sein. „Picknick“ hat seinen Ursprung vermutlich im Französischen. „Pique-nique“ bedeutet so viel wie „eine Kleinigkeit aufpicken“.
Natürlich können Sie Salate vorbereiten und zum Portionieren bereitstellen, aber ideal geeignet für ein Picknick sind vor allem praktische „Handportionen“. Sandwiches sind wohl die Klassiker eines britischen Picknicks, ebenso wie die obligatorischen Scotch Eggs (hartgekochte Eier, mit Hackfleisch ummantelt und in Fett ausgebacken), Pies und Scones oder anderes Backwerk – Sie wissen sicher am besten, womit Sie Ihre Liebsten begeistern können. Ach, und da Sie sicher nicht den vom Winde verwehten Papierservietten und Küchenkrepptüchern nachlaufen wollen, vergessen Sie nicht, ein paar Stoffservietten und Geschirrtücher einzupacken.
Leserbriefe (1)
Angela Bartsch
vor 2 Tagen