Ein herrlicher, sonniger Tag – perfekt für unsere Tour mit der historischen Dampfeisenbahn. Unser Busfahrer Werner bringt uns ins Seebad Paignton. Es hat einen „pier“, eine Seebrücke, die weit ins Meer hinausragt und Platz bietet für ein Sammelsurium an Restaurants, Imbissbuden, Läden und sogenannten „amusements“ – Spielhallen. Sie sind vielleicht nicht schön, haben aber Tradition. Der Strand ist idyllisch, für die Kinder gibt es einen tollen Spielplatz und (ebenfalls traditionell) einen kleinen Rummel.
Am Bahnhof steigen wir in unseren Waggon, der aus den 1930ern stammt wie auch die Dampflokomotive. Damals legte man noch Wert auf Stil und weiche Polster! Ein sehr freundlicher Schaffner, nur unwesentlich jünger als der Zug, schaut nach, ob wir auch alle gut sitzen. Wir fahren nicht weit, zehn Kilometer bis zum Städtchen Kingswear. Die Route führt die Küste entlang, was uns herrliche Ausblicke aufs türkisfarbene Meer beschert, biegt dann landeinwärts und folgt nun dem Fluss Dart. Eisvögel – im Prospekt verheißen – lassen sich nicht blicken, aber die sind ja auch scheu und sicher keine Freunde schnaufender Loks.
Eine der Haltestellen auf dem Weg ist Greenway – hier liegt das Ferienhaus von Agatha Christie, das besichtigt werden kann. Wir lassen es aber links liegen und wechseln auf die Fähre, die uns über den Fluss nach Dartmouth bringt. Das ist eine ansehnliche Stadt, man sieht es sofort. Schwarzweißes Fachwerk, hübsche Häuschen und oben auf dem Hügel ein Schloss: das „Britannia Royal Marine College“, eine Einrichtung der Royal Navy. Hier haben sich Prince Philip und seine Elizabeth näher kennengelernt (er war Kadett, sie zu Besuch), hier absolvierten Prince Charles und auch Prince William Teile ihrer Ausbildung.
Die Fähre ist in drei Minuten drüben. Unsere Gruppe verteilt sich auf das Gewirr kleiner Gässchen, wir haben ein bisschen Zeit zum Bummeln. Und zum Essen. Jetzt muss es mal ein „crab sandwich“ sein, ein Brot mit Krebsfleisch, das köstlich ist, auch wenn wir im Café Alf Resco (ein Wortspiel mit „al fresco“, „im Freien“) lange an der Theke anstehen müssen. Dabei entspinnt sich ein Gespräch mit David aus London, der vor mir steht. Er schwärmt von Deutschland, schimpft auf den Brexit und erzählt von seinen Kindern. Sehr nett.
Zur unserer Freude ist gerade heute Kunsthandwerkermarkt, aufgebaut im ummauerten „Old Market Square“. Es gibt viele schöne Dinge zu kaufen, zum Beispiel Schmuck aus angeschwemmtem Glas, und natürlich Bilder von Meer, Möwen, Sand. Jetzt schauen wir noch in ein paar „charity shops“, Secondhand-Läden für gute Zwecke (im Stil von Oxfam), die in Großbritannien sehr verbreitet sind und alles anbieten vom Eierbecher bis zum Designerschuh. Und schon ist es Zeit, auf die Fähre zu steigen und zurück nach Torquay zu fahren, diesmal aber mit dem Bus, der uns in Kingswear abholt.
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