mal wieder Tolkien lesen
Er war der erste, der eine komplett eigene Welt erdachte und so ein neues Literaturgenre, den Fantasyroman, schuf. J. R. R. Tolkien ist einer der meistgelesenen Autoren überhaupt, trotzdem ruft die „Tolkien Society“ jedes Jahr am 25. März den „Tolkien Reading Day“ aus. Sinn der Sache: Wir sollen ins Regal oder zum E-Reader greifen und eins seiner Werke neu oder auch zum ersten Mal entdecken. Das Motto heißt dieses Jahr recht düster: Leben, Tod und Unsterblichkeit.
Tolkien, als Sohn englischer Eltern in Südafrika geboren, verlor als Kind seinen Vater und als Zwölfjähriger seine Mutter – es war also von Anfang an kein so leichtes Leben. Als Katastrophe erlebte er aber als junger Mann den Ersten Weltkrieg, sah seine Freunde sterben, erkrankte in den schlammigen Schützengräben an der Somme. Die Erkrankung – Fleckfieber – rettete ihm vielleicht das Leben, denn er wurde zur Genesung nach Hause geschickt und kehrte nicht mehr an die Front zurück.
Aus heutiger Sicht verschwindet der Erste Weltkrieg in der Wahrnehmung vieler Menschen hinter dem Zweiten, aber für die Soldaten von damals war er genauso grauenhaft und traumatisch. „1914 jung zu sein war nicht weniger grässlich als 1939“, schrieb Tolkien im Vorwort der zweiten Ausgabe des „Herrn der Ringe“. „1918 waren, bis auf einen, alle meine engen Freunde tot.“ Eine düstere Weltsicht prägte seither sein Leben und auch sein Werk.
Tolkien war ein sehr produktiver Schriftsteller, der auch Gedichte schrieb. „Der Herr der Ringe“, immer wieder überarbeitet, erschien 1954, in Deutsch erst 1969. Kurioserweise verhalf eine Veröffentlichung in den USA, die der Autor vor Gericht bekämpfte, dem Werk zu Weltruhm: Tolkien lehnte Taschenbücher aus Prinzip ab, woran sich ein amerikanischer Verleger aber nicht halten wollte und den „Herrn der Ringe“ quasi als Raubkopie publizierte. Aber das ist eine Geschichte für sich!
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