Vom Frühling bis oft in den späten Juni hinein hören wir, wie die Vögel von ihrer Warte oder mitten aus einem dichten Busch heraus piepsen, schmettern, trällern oder auch flöten – ja, Ornithologen interpretieren den Gesang unserer einheimischen Amsel sogar als beinahe instrumental. In Großbritannien nennt man die Ornithologen kurz und einfach „bird watchers“, die ausführliche Beobachtungsdaten wie Art, Alter und Geschlecht notieren. Zu dieser Gruppe von Vogelbeobachtern gesellen sich schließlich die „bird twitchers“, die, salopp gesagt, einfach so viele Vögel wie nur möglich in einer begrenzten Zeit sehen möchten. Die Twitcher reisen durch das ganze Land und arbeiten umfangreiche Listen mit besonders seltenen Vogelarten ab.
Eine Society für die gefiederten Freunde
1889 machten drei umtriebige “Ladies” gemeinsame Sache und gründeten die Royal Society for the Protection of Birds. Emily Williamson, Margaretta Louisa Lemon und Eliza Phillips wollten nämlich die Verwendung des Gefieders von Haubentauchern in der Modeindustrie stoppen – was ihnen auch gelang. Aufgrund der intensiven Bejagung stand der Haubentaucher kurz vor dem Aussterben. Seine Federn wurden damals vor allem als Schmuck für Hüte und zur Dekoration von Kragen gebraucht. Heute ziert ein Säbelschnäbler das Logo der Organisation. Diese Art wurde nämlich 1940 wieder in Großbritannien eingeführt, nachdem sie dort ausgestorben war. Englands Royal Society für Vogelschutz hat heute über eine Million Mitglieder.
Laien erforschen den Trend im eigenen Garten
Seit bald dreißig Jahren hat sich der jährliche “Big Garden Birdwatch” fest im Kalender der britischen Familien etabliert. Das Pendant in Deutschland ist die “Stunde der Wintervögel”. Quasi beim Frühstück kann man bequem vom Fenster aus Arten und Anzahl der Singvögel beobachten und in einem Online-Formular oder auf einer App eintragen. Dabei ist klar, dass nicht alle Zählungen der Laien vollständig korrekt sind. In der Gesamtheit der Zahlen jedoch werden Trends erfahrungsgemäß deutlich, und daher zählt jedes einzelne Ergebnis. Um den weniger erfahrenen „Twitchern“ die Vogelbeobachtung zu erleichtern, benutzen viele einen „bird identifier“ – eine Zählhilfe mit Abbildungen der geläufigsten einheimischen Vögel. Durch die Zählungen des „Big Garden Birdwatch“ kommen auch eher traurige Erkenntnisse an den Tag: So wurde ein starker Schwund der Singdrosselpopulation aufgedeckt – bestätigt wurde dies durch eine wissenschaftliche Studie.
Großbritannien ist ein Eldorado für Vogelbeobachtungen
Bei einer Reise durch Schottland können Sie viele faszinierende Vogelarten und Greifvögel entdecken: riesige Adler, die am Himmel kreisen, bis hin zu riesigen Seevogelkolonien auf den Klippen an der Küste. Auf vielen der schottischen Inseln, auf denen Seevögel heimisch sind, gibt es keine invasiven Arten wie Ratten, Mäuse, Nerze oder Hermeline, die sich von den Eiern und Küken der Vögel ernähren. Dort leben die Vögel noch wie im Paradies. Schauen Sie hierzu in den Blogbeitrag über Shetland rein!
Unser Tipp: Rathlin Island in der Grafschaft Antrim
Nördlich von Nordirland liegt Rathlin Island. Schon bei der Anfahrt mit der Fähre über die Sea of Moyle erblickt man mit etwas Geduld (und einem guten Paar Feldstecher!) bereits den ersten Delfin. Auf der Insel erwartet Sie eine der florierendsten Seevögelpopulationen Irlands. Rathlin ist sogar so wichtig für den Vogelschutz, dass die Royal Society for the Protection of Birds auf den Klippen ihr eigenes Meeresvogelzentrum gebaut hat. An der schroffen Küste kreisen und kreischen die Vögel mit exotischen Namen wie Lummen, Tordalken und sogar Papageientaucher.
Auf zum sportlichen Beobachten unserer Vogelwelt – auch in ihrem Garten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz!
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