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Damien Hirst: Ein Künstler, der unbequeme Fragen stellt

Damien Hirst: Ein Künstler, der unbequeme Fragen stellt

Wissen Sie noch, welches Hobby Sie mit 16 hatten? Damien Hirst wird sich sicherlich gut erinnern. Denn der britische Künstler, der am 7. Juni 2025 seinen 60. Geburtstag feiert, ging in eine Anatomieschule in Leeds und zeichnete Leichen, die in Formaldehyd konserviert waren. 

Eigenen Angaben zufolge fand er das ekelerregend – und doch machte er weiter. Denn er hegte schon früh eine Faszination für Vergänglichkeit und Tod. Und was als morbides Hobby begann, wurde zum Grundstein einer Karriere, die ihn zu einem der bekanntesten Künstler unserer Zeit machen sollte.

Vom Arbeiterkind zum Starkünstler

Damien Hirst kam 1965 in Bristol zur Welt und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Sein Berufswunsch war schnell klar und er studierte Bildende Kunst an der Goldsmiths, University of London. Das war damals keine Selbstverständlichkeit für einen Jungen aus der Arbeiterklasse. Doch das kümmerte Damien Hirst wenig.

Vielmehr beschäftigte er sich mit Themen, über die die meisten Menschen lieber nicht nachdachten: wie zum Beispiel die Zerbrechlichkeit des Lebens und das Hinterfragen von Systemen. Schon während seines Studiums zwischen 1986 und 1989 entstanden die ersten „Spot Paintings“. Die farbigen Kreise in perfekter Anordnung wirken auf den ersten Blick fast kindlich. Im Kontrast dazu stehen seine ebenfalls in dieser Zeit entstandenen „Medicine Cabinets“ – Installationen mit echten Medikamenten und medizinischen Geräten.

So unterschiedlich diese Werke auch sind, sie legen den Fokus auf Systeme, denen wir oft einfach vertrauen, ohne sie zu hinterfragen – seien es Ordnung, Medizin oder Wissenschaft. Damien Hirst rückt sie in den Mittelpunkt und lässt uns plötzlich über ihre Bedeutung nachdenken.

Der Hai, der die Kunstwelt eroberte

Im Jahr 1991 legte der Künstler einen vier Meter langen Tigerhai in einen Tank mit Formaldehyd und nannte das Werk „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“. Was nach Zungenbrecher klingt, bringt auf den Punkt, worum es in dem Werk geht: Wie können wir uns den Tod vorstellen, solange wir leben?

Der Hai wurde zu einem der bekanntesten und umstrittensten Kunstwerke der 1990er-Jahre. Manche sahen darin einen Wendepunkt der zeitgenössischen Kunst, andere fanden es unethisch und fragten, ob das überhaupt noch als Kunst gelten könne.

Schmetterlinge und die Schönheit des Vergänglichen

Doch Damien Hirst setzte auch bei weiteren Kunstwerken auf echte Lebewesen:  In seinen „Kaleidoscope“-Serien arrangierte er zum Beispiel Schmetterlingsflügel zu komplexen Mustern und wollte damit auf deren zerbrechliche Schönheit und die Vergänglichkeit des Lebens hinweisen.

Solche Werke machten ihn weltberühmt – wohl auch, weil sie so umstritten sind. Darf man Lebewesen für die eigene Kunst benutzen? Dient es einem höheren Zweck oder ist es nur Geschäftemacherei? Solche Fragen begleiten die Karriere des Künstlers bis heute.

Können Maschinen Kunst machen?

Denn auch mit seinen „Spin Paintings“, mit denen er seit 1994 arbeitet, stellt er vieles infrage: Sie entstehen, indem Farbe auf rotierende Leinwände geschleudert wird. Der Künstler bestimmt dabei nur die Farbpalette, aber das Endergebnis überlässt er der Zentrifugalkraft.  Wer ist hier der Künstler – derjenige, der die Idee hat, oder derjenige, der das Werk ausführt? 

Wahrheit und Täuschung

Im Jahr 2017 präsentierte Hirst in der Ausstellung „Treasures from the Wreck of the Unbelievable“ vermeintliche Schätze aus einem antiken Schiffswrack. Doch ob die Exponate echt sind oder nicht, blieb ein Geheimnis. Vielmehr wollte der Künstler die Frage aufwerfen, wem und was wir vertrauen.

Und vier Jahre später, im Jahr 2021, stellte Damien Hirst dann die physische Existenz von Kunstwerken zur Debatte: Mit „The Currency“ gab er Interessierten die Wahl zwischen einem echten Gemälde und einer digitalen, aber einzigartigen Kopie (NFT) des Gemäldes. Wer sich für das NFT entschied, musste zusehen, wie das physische Bild verbrannt wurde. 

Kunst – jenseits von Handwerk

Zugebenermaßen haben Damien Hirsts Werke oft wenig mit traditioneller Malerei und Handwerkskunst zu tun. Lieber arbeitet er mit Ideen und Konzepten und legt selten selbst Hand an. Doch auch hier gibt es Ausnahmen. Von 2018 bis 2020 entstanden „Cherry Blossoms“ – monumentale Leinwände, die vollständig in leuchtenden Farben bemalt sind und die Grenzen zwischen figurativer Darstellung und Abstraktion verschwimmen lassen. 

Ob Malerei oder präparierte Haie, Damien Hirsts Herangehensweise spaltet seit jeher die Kunstwelt. Manche sehen in ihm einen wichtigen Erneuerer, andere bezweifeln, ob seine Arbeiten überhaupt künstlerischen Wert haben. Doch solche Diskussionen passen sicherlich genau in das Konzept des Künstlers.

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