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Die feine englische Art

Ein Gespräch mit der Krimiautorin Susanne Arnold

Ein Gespräch mit der Krimiautorin Susanne Arnold

Die deutsche Autorin Susanne Arnold entführt uns in ihren Romanen in idyllische Dörfer, in denen sich hinter malerischen Fassaden und charmanten Charakteren dunkle Geheimnisse verbergen. Inspiriert von den Klassikern Agatha Christies und ihrer eigenen Liebe zu England erschafft Arnold Welten, die uns in ihren Bann ziehen - ohne blutrünstige Details, dafür mit umso mehr Tiefe und Atmosphäre. Das Genre heißt „Cosy Krimi“! Wie sie dazu kam, in diesem Genre zu schreiben und vieles mehr erzählt sie in diesem Interview.

Was hat Sie dazu inspiriert, solche Krimis zu schreiben?

Ich liebe die Geschichten von Agatha Christie. Und ich bin ein Mensch, der sich selbst sehr schnell gruselt. Ich kann weder Horrorfilme ansehen noch Thriller lesen, es sei denn, ich habe die Absicht, für etwa eine Woche nachts nicht mehr zu schlafen. Härter als in meinen „Wohlfühlkrimis“ wird es demnach bei mir niemals zugehen. Ich schreibe für Leser und Leserinnen, die den leichten, nostalgischen Krimi ohne brutale Wortwahl bevorzugen.

Welche Rolle spielt England in Ihren Geschichten?

Zum ersten Mal war ich im Alter von 20 Jahren in England. Meine Schwester hatte während des Studiums einige Monate in Ealing im Westen von London verbracht und mich mit ihrer Begeisterung für das Land und die Menschen angesteckt. In meinen Geschichten kann ich meine Liebe zu England mit meiner Leidenschaft für das Schreiben verbinden. Das ist einfach nur großartig! Meine Reihe um die beiden betagten Freundinnen Margret und Elisabeth spielen in dem fiktiven Örtchen Rosefield, das in der Grafschaft Kent etwa eine Autostunde von London entfernt angesiedelt ist.

Wie wählen Sie die Schauplätze für Ihre Romane aus?

Ich wollte einen dieser typischen kleinen Orte als Setting für meine beiden Damen schaffen, mit alten Häusern, einer Kirche und einem Friedhof mit schiefen Grabsteinen. Wie man es häufig auf Postkarten sieht. Natürlich gibt es solche Dörfer. Insbesondere in den Cotswolds sind sie sehr malerisch. Um eventuell auftauchenden Problemen mit realen Anwohnern allerdings aus dem Weg zu gehen, habe ich das Heimatdorf von Margret und Elisabeth dann aber doch erfunden. Ich habe mal von einer Autorin gehört, die eine echte Straße in ihrem Roman verwendet hat. Der Herr, der in der Hausnummer des Mörders in dem besagten Roman wohnte, fand das überhaupt nicht lustig… So etwas kann mir in Rosefield nicht passieren.

Was fasziniert Sie so an England?

Ich liebe die Vielseitigkeit. Einerseits gibt es diese Bilderbuch-Ortschaften mit einem beinahe nostalgischen Hauch, so malerisch, dass sie bisweilen unecht wirken. Wie eine Kulisse. Mein fiktiver Ort Rosefield soll genauso sein. Aber auch in Städten wie Bath oder Oxford scheint die Zeit einfach stehen geblieben zu sein. Ich mag das sehr. Gleichzeitig hat man London, bunt, quirlig und hipp. Alles scheint hier möglich zu sein. Das Königshaus mit seiner Monarchie, die viele für angestaubt und nicht mehr zeitgemäß halten, gehört für mich ebenso dazu wie das multikulturelle Treiben in den Straßen. Ich habe immer das Gefühl, dass in London jede und jeder sein und leben kann, wie er oder sie möchte. Möglich, dass das nur eine Wunschvorstellung ist, aber diesen Eindruck hatte ich bereits bei meinem ersten Besuch in dieser Metropole. Und dann sind da natürlich auch die malerischen Küsten Cornwalls mit einem fast schon südlichen Flair. Ich könnte noch vieles aufzählen. Häufig wurde ich schon gefragt, warum es mich immer wieder nach England zieht, das Essen sei doch schlecht und das Wetter ebenso. Ich kann dazu nur sagen, dass es sehr leckeres Essen in England gibt und das Wetter ist wie vieles im Leben Ansichtssache. Wenn die Nebelschwaden über den Wiesen hängen oder ein Gewitter aufzieht, ist das für mich als Krimiautorin pure Inspiration.

Welche Autoren oder Bücher haben Ihren Schreibstil beeinflusst?

Ich lese aktuell ziemlich viele sehr unterschiedliche Bücher aus verschiedenen Genres. Das liegt vor allem daran, dass sich mein Bekanntenkreis um eine Vielzahl an Autoren und Autorinnen erweitert hat, seit ich selbst schreibe, was wirklich großartig ist! Es sind wahnsinnig interessante und tolle Menschen darunter, von denen ich natürlich auch etwas lesen möchte. Dabei habe ich immer ein Notizbüchlein neben mir liegen und wenn ich eine Formulierung besonders gelungen finde, schreibe ich sie mir auf. So ist schon eine ganz beachtliche Sammlung zusammengekommen. Manchmal lese ich sie alle durch und lasse mich von ihnen inspirieren. Und das prägt und beeinflusst dann vermutlich auch in irgendeiner Form den eigenen Schreibstil. Bestimmte Titel oder Autorinnen und Autoren lassen sich da gar nicht nennen. Man nimmt bei allem, was man liest, etwas mit, schätze ich, speichert die relevanten Details auf einer unterbewussten Festplatte ab, sozusagen.

Können Sie uns mehr über Ihr neuestes Buch "Das Schwarz der Tulpen" erzählen, das ja auch bei uns erhältlich ist?

Nachdem Margret und Elisabeth in meinem Debütroman „Das Blau der Veilchen“ schon ordentlich gefordert waren, lässt der zweite Fall nicht lange auf sich warten. Dabei ist Elisabeth eigentlich ausgelastet, denn sie organisiert einen Wohltätigkeitsbasar. Gleichzeitig ereignet sich jedoch ein dubioser Todesfall im Nachbarort Candleham, die Witwe des Toten benimmt sich extrem eigenartig und auch bei dem Wohltätigkeitsbasar geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Als dann auch noch ein Mord passiert und die Basareinnahmen spurlos verschwinden, begeben sich die Freundinnen auf Verbrecherjagd. Man begegnet alten Bekannten aus Rosfield wieder, es ist aber auch möglich, die Bände unabhängig voneinander zu lesen. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen. In meinen Büchern ermittelt Margret und Elisabeth ist sozusagen ihre Gehilfin und erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Man könnte die beiden ein wenig mit Sherlock Holmes und Watson vergleichen, wobei Watson ja auch den Erzähler gibt und in der Regel erst am Ende versteht, was in dem Kopf seines Freundes Holmes vor sich geht.

Können Sie uns mehr über Ihren Schreibprozess erzählen?

Ich habe vor meiner Tätigkeit als Autorin viele Jahre für eine große Versicherungsgesellschaft gearbeitet. Da war alles sehr getaktet, was mir jetzt in gewisser Weise zugutekommt. Ich bin sehr diszipliniert, was das Schreiben angeht. In der Regel dauert es ca. ein halbes Jahr, bis die Erstfassung eines Romans steht. Das beinhaltet einen Monat Vorarbeit und Planung, vier Monate Schreiben und einen Monat Überarbeitung. Während der Schreibphase nehme ich mir eine bestimmte Seitenanzahl pro Tag vor und versuche, diese auch einzuhalten. Meistens schreibe ich vormittags, weil ich dann zu Hause meine Ruhe habe. Ich habe einen Schreibtisch, von dem aus ich über Wiesen und Bäume schauen kann. Manchmal stelle ich mir vor, es wäre eine englische Landschaft. Ich gehöre nicht zu den Autorinnen, die gerne in Cafés schreiben. Möglicherweise könnte es für mich am Anfang noch funktionieren, wenn ich auf der Suche nach einem neuen Charakter bin, aber mitten im Schreibprozess eher nicht, das würde mich zu sehr ablenken. Vielleicht probiere ich es irgendwann noch mal aus. Neben meinem Laptop habe ich tatsächlich auch immer noch Notizbücher im Gebrauch, in die ich von Hand die für mich relevanten Dinge notiere. Dabei lege ich Wert auf ein besonders hübsches Exemplar, das irgendwie zur Geschichte passt, und auf einen schönen Stift. Das ist so ein Spleen von mir. An schönen Notizbüchern kann ich nur ganz schwer vorbeigehen. Ich bin eine sogenannte Bauchschreiberin. Das bedeutet, dass ich im Vorfeld nicht sehr viel plotte. Ich habe einen groben Fahrplan und lasse mich ansonsten gerne treiben. Natürlich hat das manchmal zur Folge, dass die Figuren sich ganz anders verhalten, als ich mir das ursprünglich gedacht hatte und dann muss ich wieder zurück an den Anfang, weil dort dadurch jetzt irgendetwas nicht mehr passt, aber das nehme ich gerne in Kauf. Einfach drauflos zu schreiben ist für mich das Beste an dem ganzen Prozess

Wie gehen Sie mit Schreibblockaden um?

Glücklicherweise hatte ich noch keine. Wenn mir an einem Tag der Antrieb fehlt, lese ich einfach noch einmal das durch, was ich am Vortag geschrieben habe und überarbeite den Text. Dadurch komme ich eigentlich immer wieder rein. Mir hat es auch noch nie an Ideen gemangelt. Sie kommen meist bei ganz banalen Tätigkeiten, beim Bügeln, Abwaschen oder unter der Dusche. Dann muss man nur darauf achten, dass man sie schnell notiert, bevor sie wieder davon flattern.

Wie halten Sie sich über die neuesten Trends im Schreiben und Buchmarketing auf dem Laufenden?

Ich bin an allem extrem interessiert, was die Buchbranche betrifft und sauge wie ein Schwamm auf, was sich mir bietet. Ich tausche mich sehr gerne aus, höre viele Podcasts, lese Schreibratgeber und nehme an Workshops teil. Ich bin Mitglied in verschiedene Gruppen wie dem Syndikat, den Mörderischen Schwestern und dem Bookerfly Club. Da gibt es immer wieder tolle Angebote und die Möglichkeit, sich zu vernetzen. Eine gute Plattform, um sich auszutauschen und zu informieren sind natürlich auch Buchmessen.

Was können wir in Zukunft von Ihnen erwarten? Arbeiten Sie bereits an einem neuen Buch?

Im Oktober erscheint der dritte Band mit Margret und Elisabeth. Er heißt „Das Weiß der Eisblumen“ und ist ein Weihnachtskrimi. Ich bleibe den Farben und den Blumen also treu, auch wenn Eisblumen natürlich keine wirklichen Blumen sind. Der vierte Band soll dann im Frühling 2025 auf den Markt kommen. Den Titel verrate ich jetzt noch nicht. Aber es kommt – wie sollte es auch anders sein – eine Farbe und Blumen darin vor. Gleichzeitig entwickele ich ständig Ideen und schreibe auch aktuell an einem neuen Projekt, von dem ich gespannt bin, wohin es mich führen wird.

Haben Sie noch einen Tipp für angehende Autoren?

Einfach mal anfangen, nicht aufgeben und vor allem nur das schreiben, was man auch wirklich schreiben möchte. Es hat überhaupt keinen Sinn, irgendwelchen vermeintlichen Trends nach zu hechten. Bis man fertig ist mit dem eigenen Buch, ist der ohnehin schon wieder Schnee von gestern.

Schreiben ist etwas ganz Wundervolles, es inspiriert, es ist heilsam, es unterhält, es öffnet Welten. Man sollte es in erster Linie genießen, ohne sich dabei schon mit limitierenden Glaubenssätzen zu geißeln. Ich glaube fest daran, dass alles, was man mit ganz viel Leidenschaft angeht, auch irgendwie gut wird! Und ich glaube daran, dass es nie genug gute Bücher auf dieser Welt geben kann.

 

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