Wie soll man dieses Geburtstagskind charakterisieren? Der abgedroschene Ausdruck „Rockopa“ passt jedenfalls nicht (und außerdem ist Mick Jagger, wenn schon, dann ein Rock-Uropa). Sänger, Komponist, Frontmann einer der berühmtesten Bands der Welt, Showtalent, Frauenheld und Stil-Ikone – all das trifft immer nur einen Teil dieser Mega-Persönlichkeit. Vor allem ist Jagger wohl eins: ein Phänomen. Am 26. Juli wird er, man glaubt es kaum, 80 Jahre alt.
Als die Rolling Stones in den 1960ern in die bis dahin beschauliche Musikszene Englands preschten, hatten sie gleich ihr Image weg: die bösen Buben, Gegenstück zu den immer gut gelaunten, wenn auch seltsam frisierten Beatles. Drogen und Sex gehörten sozusagen von Anfang an zum Stones-Image, der frühe Tod von Brian Jones, der nach seinem Ausstieg aus der Band ertrunken in seinem Swimmingpool gefunden wurde, schien dies zu bestätigen. Eigentlich war der blonde Brian der Mädchenschwarm der Stones gewesen, nun fiel diese Rolle auf Michael, genannt Mick. Dass er ein Sohn aus bürgerlichem Hause ist (Daddy Lehrer, Mummy Friseurin) und ein paar Semester Wirtschaftswissenschaften studiert hat, das vergaß man sofort angesichts dieses Energiebündels mit den suggestiven Gesten, der stylischen Kleidung, den sinnlichen Lippen und den vielen Eskapaden. Heute ist er Sir Mick. Er gilt als gemäßigt konservativ, jedenfalls politisch gesehen, im Lebensstil vielleicht weniger. Denn er hat acht Kinder mit fünf Frauen, und sein Urenkeltöchterchen (geboren 2014) ist älter als sein jüngster Sohn (geboren 2016). Ohne Hilfe von Skizzen ist dieser Clan nicht so recht zu überblicken. Aber wer hat je behauptet, dass Rockstars treu und solide sind? Mick Jagger sicher nicht.
Von Dauer, wenn auch mit Höhen und Tiefen, ist dagegen die Beziehung zu Keith Richards, jenem Mann, der nach einem alten Spruch der einzig Überlebende eines Atomkriegs wäre (weil er ansonsten schon alles überstanden hat, zum Beispiel Heroinsucht und schwersten Alkoholismus). Die beiden haben einige der größten Hits der Musikgeschichte geschrieben und aufgeführt. Angeblich gleichen sie einem alten, grummelnden Ehepaar – man kann nicht so recht mit-, aber auch nicht ohne einander. Richards wird im Dezember ebenfalls 80. Vielleicht feiern die beiden in 20 Jahren noch den Hundertsten zusammen, es wäre ihnen zu wünschen.
Happy Birthday, Sir Mick. You've got the moves like Jagger! Immer noch und hoffentlich noch lange.
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