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Ein Nachruf auf Vivienne Westwood

Vivienne Westwood, Siebdruck von Biagio Black

Vivienne Westwood, Siebdruck von Biagio Black

Alles, nur nicht brav

Sie war die Frau, die sich was traute: Dame Vivienne Westwood, eine der einflussreichsten Modeschöpferinnen weltweit, hat ihren Stil über die Jahre immer wieder radikal verändert und Looks wie den Punkstil oder die New Romantics erfunden. Am 29. Dezember 2022 ist sie im Alter von 81 Jahren in London gestorben.

Vivienne Westwood stammte aus dem Peak District und begann nach der Schule in London ein Studium der Goldschmiedekunst. Sie fühlte sich aber an der Kunsthochschule aufgrund ihrer „Working Class“-Herkunft nach eigenen Aussagen fehl am Platz und entschied sich doch lieber für eine Laufbahn als Grundschullehrerin. Nebenher entwarf sie Schmuck und nähte ihre eigene Kleidung. Mit Anfang zwanzig heiratete sie das erste Mal, aber die Ehe scheiterte früh. Die junge Vivienne tat sich mit Malcom McLaren zusammen, einem Musiker, Künstler und professionellem Provokateur. Mit ihm – der auch ihr zweiter Ehemann wurde – gründete sie ihren ersten Modeladen. Es war noch die Zeit der Hippie-Mode, die ihr aber nicht gefiel, sie orientierte sich zunächst an der Fünfziger-Jahre-Kleidung der Teddyboys, wechselte aber dann zum ersten Mal die Richtung um 180 Grad und erfand die Punk-Mode: zerrissene T-Shirts, Ketten, Sicherheitsnadeln. Die Boutique hatte den eingängigen Namen SEX. McLaren war inzwischen auch Manager der Band „Sex Pistols“.

Ob New Romantics im Mantel-und-Degen-Film-Look, ironisch verfremdete Upper-Class-Mode, immer wieder Tartan oder wilde Musterkombinationen: Die von Westwood kreierten Looks sind stets originell und echte Hingucker. Ihr Markenzeichen war ein Reichsapfel, Symbol der Königswürde – auch dies ist wohl mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Sie hat allerdings 2006 von der echten Königin den Ritterschlag erhalten und trägt den Titel „Dame“.

Bis zu ihrem Tod war Vivienne Westwood in dritter Ehe mit dem österreichischen Modeschöpfer Andreas Kronthaler verheiratet. Sie hat aus der ersten und der zweiten Ehe je einen Sohn, die beide ebenfalls kreative Köpfe sind (ihr zweiter Sohn Joseph Corré ist Mitbegründer der Unterwäsche-Firma Agent Provocateur). Die Modedesignerin war immer politisch aktiv und engagierte sich zum Thema Klimawandel.

Es überrascht niemanden, dass sie in den letzten Jahren dem Klischeebild einer älteren Dame – Perlenkette, nette Frisur und dezentes Make-up – in keiner Weise entsprach und sich auch persönlich sehr ausgefallen stylte. Allerdings wurden ihre früher feuerroten Haare weiß.

„Der einzige Grund, warum ich in der Modebranche tätig bin, ist, das Wort ‚Konformität‘ zu zerstören“, sagte sie in ihrer Biografie. Das hat sie ihr Leben lang erfolgreich getan.

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