(Fast) wild und frei wie der Wind
Wildpferde vor rauer Bergkulisse, das klingt nach einer Westernszene. Und tatsächlich: Die Carneddau-Ponys leben im wilden Westen, wenn auch nicht in Amerika. Frei wie der Wind durchtraben sie die Landschaft Snowdonias im Norden von Wales, kleine robuste Gestalten mit wehenden Mähnen und dickem wetterfestem Fell.
Die britischen Inseln sind Heimat für ganze Herden von freilaufenden Ponys, die sich ihr Futter in den Bergen von Wales, in den Yorkshire Dales oder auch den Landschaften von Dartmoor und Exmoor und im New Forest im Süden suchen. Echte Wildpferde sind sie alle nicht, sondern die Nachfahren von entlaufenen und freigelassenen domestizierten Tieren (deren Vorfahren wiederum echte Wildpferde waren, die schon um 700.000 vor Christus im heutigen Großbritannien nachgewiesen sind). Aber sie leben wild. Die meisten haben zwar menschliche Besitzer, können darüber jedoch nur wiehern. Stall, Sattel, Fütterungen sind ihnen fremd, sie werden nicht gezüchtet, sondern regeln die Sache mit dem Nachwuchs selbst und werden, wenn überhaupt, nur in großen Abständen medizinisch untersucht. Das heißt aber auch, dass sie oft ohne menschliche Hilfe auskommen müssen – ein Schneesturm im Jahr 2013 zum Beispiel kostete mehr als hundert der walisischen Carneddau-Ponys das Leben, während die Verwandten in Ställen natürlich gut geschützt waren.
Touristen lieben, bewundern und fotografieren die britischen Ponys, was die Tiere meist gelassen hinnehmen. Sie sind nicht besonders scheu, streicheln ist aber nicht ratsam, und vor allem sollte man es vermeiden, zwischen eine Stute und ihr Fohlen zu geraten. Ansonsten leben Mensch und Pony in friedlicher Koexistenz; Autofahrer müssen natürlich besonders vorsichtig sein. Die Tiere leisten einen Beitrag zur Naturpflege, weil sie am liebsten solche robusten Pflanzen und Gräser fressen, die von Schafen und Kühen verschmäht werden. So verhindern sie eine Dominanz bestimmter Arten. Aber wie immer gilt: Die Balance muss stimmen. Eine sehr große Zahl an Ponys oder Pferden zertrampelt den Pflanzenbewuchs – aktuell ein Thema in Australien. Doch davon sind die britischen Verhältnisse weit entfernt, im Gegenteil ist die Zahl der Ponys über die Jahrzehnte zurückgegangen, was Naturschützern Sorge bereitet.
Hier gibt´s Infos über die wichtigsten Ponyarten Großbritanniens und auch einen kleinen Film über die wunderschönen und archaisch wirkenden Tiere von Wicken Fen, dem ältesten Naturschutzgebiet Englands in Cambridgeshire. www.nationaltrust.org.uk/features/wild-ponies
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