„Parsley, sage, rosmary and thyme“: Gleich vier Kräutersorten werden in einem uralten englischen Volkslied, „Scarborough Fair“, beim Namen genannt. Sie alle haben Symbolcharakter und sollen helfen, eine verlorene Liebe zurückzubringen:
- Die Petersilie (parsley) nimmt die Bitterkeit,
- der Salbei (sage) entfacht die Leidenschaft,
- der Rosmarin (rosemary) steht für Treue und
- Thymian (thyme) bringt den Mut zum Neuanfang.
Der Text, der aus dem Mittelalter stammt, gibt auch Auskunft darüber, was in englischen Küchengärten wuchs. Und wächst.
Lange bevor man über Vitamine Bescheid wusste, haben Menschen Kräuter, Früchte und Gemüse für den Eigengebrauch angebaut und damit für mehr Abwechslung auf dem Speisezettel gesorgt. Pflanzen helfen zudem gegen diverse Zipperlein, das wussten schon unsere Vorfahren. Auch wer in bescheidenen Verhältnissen lebte, versuchte sich einen kleinen Nutzgarten anzulegen, sofern Platz und Licht ausreichten.
Wohlhabende Landbesitzer und Adelige ließen Küchengärten im großen Stil gestalten, abseits der Zier- und Landschaftsgärten, aber trotzdem ansehnlich mit eingefassten Beeten und dekorativen Elementen wie beispielsweise essbaren Blumen.
Ein echt englischer „kitchen garden“ wird so angelegt, dass er möglichst viel Wärme abbekommt – ein Muss beim eher kühlen und wechselhaften Klima. Deshalb haben oder hatten alle großen Herrenhäuser sogenannte „walled gardens“, die von Mauern umgeben waren. Der Stein speicherte die Hitze der Sonne und hielt die Zugluft fern, ideal auch für empfindlichere Gewächse. Was dort gedieh, wurde direkt in der Küche verbraucht, aber auch Schnittblumen für die Dekoration wurden dort angebaut. Vorbild waren letztlich die alten Klöstergärten, die ab dem 16. Jahrhundert – nachdem Heinrich der Achte die Klöster aufgelöst hatte – nur noch in der Überlieferung existierten.
Heute ist ein Küchengarten am Haus oder notfalls im Balkonkasten noch immer beliebt in Großbritannien. Ein paar Tomaten und Johannisbeeren, ein Kürbisgewächs, ein bisschen Pflücksalat – es macht Freude, all dies zu hegen und zu pflegen und schließlich aufzuessen. Und wenn noch ein paar Kräuter dabei sind, dann hat man auch ein Mittel gegen Liebeskummer zur Hand.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!