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Die feine englische Art

Cary Grant, Superstar aus Bristol

Cary Grant, Superstar aus Bristol

Cary Grant, 1941

Das englische Wort „suave“ ist wie geschaffen, um Cary Grant zu beschreiben: gutaussehend, weltmännisch, charmant, elegant, all das schwingt darin mit. Dies war das Image eines großen Hollywoodschauspielers, den viele für einen Amerikaner halten, der aber im englischen Bristol in bescheidenen Verhältnissen zur Welt gekommen war. Heute steht in Bristol eine Statue des großen Sohnes, die genauso aussieht, wie er für immer in Erinnerung bleibt, nämlich tadellos gekleidet und fast ein bisschen zu schön, um echt zu sein. Vor 30 Jahren, am 29. November 1986, starb Cary Grant während einer Theatertournee in Davenport, Iowa.

Grants Geburtsname, gegen den er sich eigenen Aussagen zufolge damals „nicht wehren konnte“, hieß Archibald Leach. Sein Vater war Bügler in einer Stoff-Fabrik, von seiner Mutter hatte der kleine Archibald wenig: Sie verschwand, als er neun Jahre alt war. Bis weit ins Erwachsenenalter glaubte er, sie habe die Familie verlassen und sei später gestorben. Tatsächlich hatte der Vater sie aber in eine Nervenheilanstalt einweisen lassen. Cary Grant, längst ein Filmstar, nahm später schüchtern wieder Kontakt zu ihr auf. Aber verlorene Zeit lässt sich nicht nachholen.

Das Verhältnis zum Vater war – vielleicht auch wegen des Familiengeheimnisses – mäßig. Der junge Archibald flog von der Schule. Er hatte schon vorher bei einer Theatertruppe gejobbt, nun schloss er sich ihr an, lernte allerlei Akrobatik, Stelzenlaufen, Saltoschlagen. In vielen seiner Filme kommen solche Kunststücke vor, oft recht überraschend und in Slapstick-Einlagen. 1920, erst 16 Jahre alt, ging er mit der Truppe auf Amerikatournee und entschloss sich, nicht mit zurück nach Europa zu fahren. Zunächst erfolgreich in Vaudeville- und Musicaltheatern, landete er schließlich seine ersten winzigen Filmrollen.

Wir wollen hier nicht jede Station dieser beispiellosen Karriere aufzählen, nur so viel: Cary Grant drehte 72 Filme, die meisten davon Erfolge, ehe er von einem Tag auf den anderen einfach damit aufhörte. Er war drei Jahrzehnte lang, von den 1930ern bis zum Beginn der 1960er, einer der beliebtesten Schauspieler überhaupt und drehte mit vielen ebenso beliebten Stars, angefangen von Mae West über Katherine Hepburn und Grace Kelly bis Audrey Hepburn. Zu den Regisseuren, mit denen er arbeitete, gehörten George Cukor, Howard Hawks und natürlich Alfred Hitchcock, Brite wie er. Unvergessen ist die Szene aus „Der unsichtbare Dritte“, in der Grant auf einem Feld von einem Sprühflugzeug verfolgt wird. Frauen schwärmten für ihn, Männer mochten ihn aber auch. Grant hatte zwar seinen englischen Akzent abgelegt, den englischen Humor aber behalten. Nur mit einem Blick oder mit einer trockenen Bemerkung Lacher zu produzieren, das war seine große Stärke.

Im Privatleben lief es nicht ganz so glatt. Cary Grant war fünfmal verheiratet, die letzte Ehe, 1981 geschlossen, hielt bis zum Tod. Seinem Stiefsohn Lance und seiner Tochter Jennifer (er war schon 62, als sie zur Welt kam) schenkte er seine ganze Zuneigung und entpuppte sich spät, aber doch, als Familienmensch. Theater spielte er übrigens weiterhin, aber dem Kinopublikum wollte er so in Erinnerung bleiben, wie es ihn kannte. „Sie sehen nicht aus wie Cary Grant“, sagte einmal eine Frau zu ihm, als er schon nicht mehr ganz jung war. Seine Antwort: „Niemand sieht aus wie Cary Grant.“  

PS. Er hat auch einen sehr netten Weihnachtsfilm gedreht: „The Bishop´s Wife“, zu Deutsch: „Jede Frau braucht einen Engel“. Hier geht´s zu einem zeitgenössischen Trailer (oder etwas Ähnlichem jedenfalls…): https://youtu.be/jAFneciOP0M

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