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Harris Tweed: Von den Hebriden in die High Society

Frau in modischem Harris-Tweed-Blazer

Auf den Äußeren Hebriden, dort, wo der Wind die Bäume für immer vertrieben hat und der Atlantik ununterbrochen gegen die schwarzen Felsen schlägt, wird einer der berühmtesten Stoffe der Welt gewebt: der Harris Tweed. In Dörfern wie Tarbert auf der Isle of Harris rattern seit Generationen die Webstühle, während draußen die Schafe dem Regen trotzen. Der Duft von Wolle, Torffeuer, Salz und Meer liegt in der Luft, eine Kombination, die kein Parfum dieser Welt je einfangen könnte.

Jedes Stück Harris Tweed ist handgemacht und steckt voller schottischem Stolz. Der Stoff darf sich nur so nennen, wenn er tatsächlich auf den Hebriden von Hand auf einem alten Pedalwebstuhl gewebt wurde, in den Häusern der Weber selbst. Diese Regel ist Gesetz, festgeschrieben im Harris Tweed Act of Parliament. Es ist die vermutlich romantischste Verbraucherschutzmaßnahme der Welt.

Von der Insel auf die Laufstege

Was einst die Arbeitskleidung schottischer Farmer war, fand bald den Weg in die Garderoben britischer Aristokraten. Edward VII. ließ sich Jagdanzüge daraus schneidern, und spätestens als Coco Chanel in den 1920er-Jahren begann, Tweed für Damenkostüme zu verwenden, war der Stoff in der Haute Couture angekommen. Von den Highlands bis zur Rue Cambon spannte sich plötzlich ein Faden – nicht zwingend ein roter, aber definitiv einer aus Wolle.

In den 1960er-Jahren trug Sean Connery Tweed in den Pausen zwischen zwei Bond-Takes, später David Bowie auf der Bühne, und heute sieht man Harry Styles mit Tweedjacke und Loafers durch Notting Hill schlendern, als wäre er ein besonders stylischer Englischlehrer. Tweed ist britische Tradition, oder anders gesagt: Haltung zum Anziehen.

Der neue Tweed ist leichter, mutiger und urbaner

Die Modehäuser haben das verstanden. Burberry spielt seit mehreren Saisons mit Tweed-Elementen, Dior ließ Tweed in seine Cruise-Kollektion einfließen, und bei Alexander McQueen wird der derbe Stoff mit Leder und Tüll stilistisch gebrochen. Sogar die Sportmarke Nike hat ihn entdeckt und einen Harris Tweed Sneaker rausgebracht – garantiert die coolste Art, traditionell aufzutreten. 

Heute ist der Stoff allerdings leichter als früher, farbiger und oft mit etwas Seide oder Baumwolle gemischt. Die klassischen Muster wie Hahnentritt, Fischgrat oder Prince of Wales Check wirken in neuen Schnitten frisch und modern. Ein Tweedblazer über Jeans, ein Cape über einem Rollkragenpullover oder eine Weste unter einem Mantel aus Schurwolle – so trägt man ihn, ohne sofort wie ein Landadeliger auf dem Weg zur Fasanenjagd auszusehen.

Stil für jede Generation

Tweed ist generationslos, und genau darin liegt seine Magie. Catherine, Princess of Wales trägt Blazer bei öffentlichen Terminen, während David Beckham ihn salonfähig, straßentauglich und sexy gemacht hat: mit offenem Hemd, hochgekrempelten Ärmeln und Motorradhandschuhen. In seiner Kombination aus Eleganz und Lässigkeit spiegelt Tweed eine Haltung, die jenseits von Alter und Anlass funktioniert.

Auch die jüngere Generation hat den Stoff für sich entdeckt. Vielleicht, weil Tweed das ist, was Fast Fashion nicht sein kann: echt, langlebig und ehrlich. Während die einen ihn im Vintage-Look kombinieren, tragen andere ihn bewusst gebrochen, zum Beispiel mit T-Shirt, Sneakern oder Jeansjacke. Es ist die Balance aus Tradition und Zeitgeist, die den Stoff heute wieder spannend macht. Modebewusste Studierende in Edinburgh tragen Tweedwesten zu Chinos, in London sieht man Influencerinnen mit Tweedröcken und dicken Strickpullis durch Chelsea laufen. Selbst in Berlin, wo man normalerweise Denim für die ehrlichere Wahl hält, taucht Tweed wieder auf.

Er funktioniert überall. Bei älteren Generationen steht er für Qualität und Beständigkeit, bei Jüngeren für Authentizität und britische Coolness.

Tweed-Looks für Einsteiger 

Wer sich noch nicht ganz an den britischen All-Over-Auftritt traut, kann im Alltag einen klassischen Tweedblazer zu Jeans oder Cordhose tragen und mit Brogues oder Loafern stylen. Femininer wird es mit einem Tweedkleid mit Gürtel und wer sich an ein bisschen Country Chic wagt, kombiniert Tweed mit Kaschmir: ein Schal, ein Hut, ein Cape. Mehr braucht es nicht, um auszusehen, als würde man gleich zum Herbstspaziergang von William und Kate abgeholt.

Und genau das ist das Schöne. Tweed bleibt Tweed: bodenständig, charmant und immer ein bisschen aristokratisch, selbst wenn der Spaziergang nur bis zum Bäcker um die Ecke führt.

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