Was kann es da Schöneres für einen Musiker geben, als gleich nach dem eigenen Geburtstag auf eine Tournee zu gehen? Cliff Richards Schaffen scheint auch mit 85 Jahren kein Ende nehmen zu wollen: So beginnt bereits im nächsten Monat seine „You Can't Stop Me Now“-Tour durch Australien, Neuseeland und Großbritannien. Die Show bietet die perfekte Gelegenheit, Cliff live zu erleben und ihm dabei ein lautstarkes ‚Happy Birthday‘ zuzurufen.
Die Stimme – bleibt sie oder nicht?
Cliff hatte sich Zeit zum Auftanken und zur Vorbereitung auf seine Tour genommen: 2024 war für ihn nämlich ein Jahr der Entspannung und Besinnung. So verbrachte der Schmusesänger viel Zeit im Ausland und ließ es nach der „Blue Sapphire Tour“ 2023 bewusst ruhiger angehen. Ob es sich um seine letzte Tournee handeln könnte? Denn laut Fans in den sozialen Medien denke Cliff immer wieder laut über einen Abschied von der Konzertbühne nach. Wie die britische Boulevardzeitung „Mirror“ berichtet, sagte Cliff einem neuseeländischen Radiosender: „Das Touren werde ich wahrscheinlich irgendwann aufgeben müssen.“ Es sei sehr anstrengend, und wenn er morgens aufwacht, wisse er nie, ob seine Stimme noch da ist.
1958 – Das entscheidende Jahr in seiner Karriere
Cliff wurde am 14. Oktober 1940 in Lucknow, im damaligen Britisch-Indien als Harry Rodger Webb geboren, wo er die ersten acht Jahre seines Lebens verbrachte, bis die Eltern nach England zurückkehrten. Nach der Schule machte er eine Ausbildung in einer Elektrofabrik. Anfang 1958 wurde das Gesangstalent vom Musikproduzenten Norrie Paramor entdeckt. Aus Harry Rodger Webb wurde kurzerhand Cliff Richard: Cliff sollte sein Rock-’n’-Roll-Gesicht verkörpern und für den zweiten Namen diente der US-Rock n’ Roll-Star Little Richard als Vorbild. Seine erste Single „Move it“, veröffentlicht am 29. August 1958, ist bis heute ein Klassiker und erreichte Platz 2 der britischen Charts.
Die Cliff-Hysterie
Bereits am 5. Oktober 1958 startete er seine erste UK-Tournee. Hier erlebte er die sogenannte „Cliff-Hysterie“: Mädchen, die hysterisch um seine Aufmerksamkeit kreischten. Ob es an seiner Schmusestimme oder den aufreizenden Augen lag? Wie der „Mirror“ damals schrieb, schwärmten Fans von seinen dunklen, leuchtenden Augen. Dazu kam der Umstand, dass die britischen Musikfans genug hatten von amerikanischen Pop-Helden und eigene Stars wollten – und das war eben Cliff.
Einfach der grösste „Hitmacher“ der britischen Inseln
Er ist der erste Künstler, der in acht Jahrzehnten in Folge ein Top-5-Album erreichte. Cliff ist unbestritten Großbritanniens größter Hitmacher und Popstar aller Zeiten. Zudem wirkte er an mehreren Filmen mit, z. B. „Serious Charge“ und „Expresso Bongo“.
Cliff erhielt zahlreiche Gold- und Platin-Schallplatten, verkaufte weltweit über 250 Millionen Tonträger und landete 14 Nummer-eins-Singles – insgesamt 96 seiner Songs schafften es in die Top 20. Dazu kommen noch 7 Nummer-eins-Alben sowie mehrere Brit- und Ivor-Novello-Awards. Cliff ist nicht nur einer der Künstler mit den meistverkauften Singles aller Zeiten, sondern auch der offizielle Chartrekordhalter. Auch Queen Elizabeth II schien seine Musik zu gefallen, denn sie schlug ihn 1995 zum Ritter.
Cliff auf Deutsch, Japanisch & Co.
Auf Wunsch der internationalen Partner seiner britischen Plattenfirma musste Cliff dutzende Songs in anderen Sprachen als seiner Muttersprache singen. In den 60er- und 70er-Jahren war es nämlich ein absolutes Muss, deutsche Aufnahmen von internationalen Top Hits auf den Markt zu bringen. Offenbar sollen ihm dabei die Sprachen Japanisch und Deutsch die größten Schwierigkeiten bereitet haben. Der Erfolg war ihm so oder so gegönnt. In Deutschland konnte Cliff gleich drei Nummer-1-Hits verbuchen. „Rote Lippen soll man küssen“ war ab dem 7. Dezember 1963 für sieben Wochen auf Platz eins. Die deutsche Version vom Original „Lucky Lips“ klingt recht charmant und war vom Erfolg gekrönt: zwischen Dezember 1963 und Januar 1964 war sie für sieben Wochen die Nummer 1 in den damaligen deutschen Top 50.
Musik und Glaube
Der christliche Glaube wurde im Verlauf seiner Karriere immer wichtiger für ihn. So traf er Mutter Teresa in Indien und hat mehrere religiöse Bücher herausgegeben. Zudem bekennt er sich auf der Bühne weltweit öffentlich zu seinem Glauben.
Ein Entertainer, der bleibt
Obwohl Cliff Richard immer wieder über einen Rückzug von der Bühne nachdenkt, zeigt er keine Anzeichen, wirklich aufzuhören. Sein Publikum bleibt ihm treu – generationenübergreifend. Vielleicht liegt genau darin das Geheimnis seines jahrzehntelangen Erfolgs: Nahbarkeit, Professionalität und eine ungebrochene Liebe zur Musik. Wer ihn auf seiner aktuellen Tour erlebt, bekommt nicht nur Nostalgie, sondern eine lebende Legende zu sehen, die sich immer wieder neu erfindet. Happy Birthday, Cliff – und bitte noch lange kein Abschied!
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