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Eine schöne englische Landschaft
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Die feine englische Art

Als die viktorianische Gesellschaft das Strandvergnügen entdeckte

ein Strandbild von 1899 in Hastings

Lieben Sie es, am Meer zu sein, die Seele baumeln zu lassen oder sich ein Eis zu gönnen? Das taten bereits die Viktorianer. Die Vorfahren der Briten liebten nichts mehr, als an die Küste zu strömen. Und auch die Ärzte trugen ihren Teil dazu bei, um diesen Trend noch zu befeuern. Sie verordneten den oberen Gesellschaftsschichten Seeluft und Badekuren und zwar in allen vier Kompassrichtungen. Blackpool war im Norden eines der beliebtesten Reiseziele. Wales rühmte sich mit Rhyl und Llandudno. Yorkshire bot Scarborough und Whitby. Im Süden konnten die Viktorianer nach Brighton oder Eastbourne pilgern. Aber auch der hohe schottische Norden hatte seine  „Riviera”. Doch zuerst ein paar wichtige Eckdaten und geschichtliche „Nuggets”.

Königliche Familien am Meer

Ende des 18. Jahrhunderts reiste König Georg III. auf Anraten seiner Ärzte nach Weymouth in Dorset. Sein Sohn, der Prinzregent und spätere Georg IV., erbaute den prächtigen Royal Pavilion in Brighton. Im 19. Jahrhundert regierte in England 63 Jahre lang Königin Viktoria. Zusammen mit ihrem Gemahl Prinz Albert verbrachten beide ihre Ferien gerne auf der Isle of Wight. Nach ihr sind die Jahre von 1837 bis 1901 benannt – nämlich als „Viktorianisches Zeitalter". In dieser Zeit stieg Großbritannien zur führenden Welt- und Wirtschaftsmacht auf. 

„A perfect Victorian Day Out”

Das viktorianische Zeitalter war von der industriellen Revolution geprägt, die zu einem starken wirtschaftlichen Wachstum und technologischen Fortschritt führte. Dies brachte jedoch auch soziale Probleme wie Armut, Umweltverschmutzung und Arbeitsplatzunsicherheit mit sich. Erst mit der Eisenbahn in den 1840er Jahren wurden die Küstenstädte zu beliebten Reisezielen und verwandelten ruhige, unscheinbare Fischerdörfer oft in Touristenattraktionen. Es gibt finden sich zahlreiche viktorianische Fotografien, die einen Eindruck davon vermitteln, wie ein Tag am Strand vor über 100 Jahren aussah. Dabei wurden nicht nur Küstenorte sehr viel einfacher erreichbar, sondern auch die Berge: es entstand eine viktorianische Eisenbahn, die noch heute zum höchstgelegenen Bahnhof der britischen Inseln führt: dem Mount Snowdon.

Die Bank Holiday Act von 1871 als Meilenstein

Doch erst ein politischer Schritt ermöglichte es allen Arbeitnehmern, diese neu gewonnene Freizeit auch zu realisieren: der Bank Holiday Act von 1871. Dieses Gesetz legte vier neue Tage fest, die in Großbritannien als gesetzliche Feiertage gelten sollten. 

Eine Riviera in Schottland

Nairn Beach, eine gute halbe Stunde mit dem Auto von Inverness zu erreichen, entwickelte sich damals zu einem beliebten Badeort in den schottischen Highlands. Noch heute ist das ehemalige Fischerdörfchen bekannt für die breiten Sandstrände, die Promenade und den Blick über den Moray Firth. Nach der Eröffnung des Bahnhofs 1855 wurden neue Wohnhäuser und Hotels gebaut, was der Gegend um Nairn den Spitznamen Brighton des Nordens” oder eben Riviera of the North” einbrachte. Die damaligen Strandbesucher genossen nebst einem Spaziergang auf der Promenade mit einem Eis in der Hand auch andere Aktivitäten wie das Sandburgenbauen oder den Besuch eines Puppentheaters.

Sittenstrenge oder extravagante Viktorianer?

So beeindruckend und protzig diese Resorts auch gewesen sein mögen, diese Menschen waren immer noch Viktorianer, bekannt für ihre Sittsamkeit und Etikette. Im übertragenen Sinne kann viktorianisch nämlich auch prüde" bedeuten. Auf der anderen Seite hatten die Viktorianer keine Angst davor, ausschweifend und extravagant zu sein. Anständige Kleidung war zentral für die viktorianische Gesellschaft. Viktorianische Badeanzüge waren nach heutigen Maßstäben alles andere als knapp, aber es galt immer noch als unschicklich, darin herumzulaufen, selbst am Strand. Um die Menschen aus ihrer Straßenkleidung in ihre Badeanzüge und ins Meer zu locken, gab es eine simple Lösung: Eine hölzerne Kutsche fuhr die Leute ein Stück weit in das Meer hinaus und wendete, sodass die Viktorianer – einmal umgezogen – ohne neugierige Blicke im kühlen Nass baden konnten. 

Übrigens, liebe Leserschaft, gibt es auch eine “irische Riviera”, nämlich die Küste der Grafschaft Cork. Sie ist nicht nur malerisch, sondern auch äußerst charismatisch. Idyllische, bunte Hafenstädtchen, spektakuläre Felseninseln und – dem Golfstrom sei Dank – ein angenehm mildes Klima. Doch mehr dazu in einem späteren Blog-Beitrag!

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