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„Very British“ – Autorin Simone Orlik über britischen Lifestyle und ihre Liebe zur Insel

„Very British“ – Autorin Simone Orlik über britischen Lifestyle und ihre Liebe zur Insel

Tee aus englischem Porzellan, ein Cottage-Garten voller Wildblumen und ein Christmas Jumper im Winter – für Simone Orlik ist das britische Lebensgefühl längst Teil ihres Alltags geworden. In ihrem Buch „Very British” nimmt die Bloggerin und Autorin ihre Leser mit auf eine Reise durch das britische Jahr voller Traditionen, Rezepte und der besonderen Gelassenheit, für die die Briten so geschätzt werden.

Wir haben mit Simone Orlik darüber gesprochen, wie aus einer anfangs eher pragmatischen Beziehung zu Großbritannien eine echte Liebesgeschichte wurde, warum Pfannkuchen eine ganz besondere Bedeutung für sie haben und wie man sich das britische Lebensgefühl auch fernab der Insel nach Hause holen kann.

Wie kam es zu Ihrer Liebe für Großbritannien? Gab es einen Schlüsselmoment oder eine besondere Reise, die Sie inspiriert hat?


Das war keineswegs die klassische Liebe auf den ersten Blick. Während meines Studiums lernte ich meinen englischen Mann kennen, der zu dieser Zeit in Birmingham lebte – eine Großstadt in den West Midlands, deren Schönheit wohl eher im Verborgenen liegt. Ich war dazu in dieser Zeit sehr damit beschäftigt, kulturelle und sprachliche Herausforderungen zu meistern. 
Das änderte sich mit den ersten Wanderurlauben im Land – eine gemeinsame Leidenschaft meines Mannes und mir. Wir waren bei Wind und Wetter in den Walisischen Bergen unterwegs, kletterten im Nebel auf die Berggipfel des Lake District und wanderten durch die weiten, atemberaubenden Ebenen des Peak District. Wir freuten uns auf Tee, Scones & Clotted Cream nach einer langen Wanderung, eine warme Feuerstelle und Fish ´n Chips im Pub und ein warmes Bett in einem gemütlichen B&B. Das war eine glückliche Zeit und meine Liebe zum Inselreich seitdem entfacht. 

Ihr Buch „Very British“ ist eine liebevolle Hommage an das britische Lebensgefühl. Was hat Sie dazu bewegt, genau dieses Buch zu schreiben?

Das unbeschwerte, unperfekte und charmante Lebensgefühl in Großbritannien ist etwas ganz Besonderes, das ich in diesem Buch versucht habe, entlang der Jahreszeiten einzufangen – quasi als Quintessenz dessen, wofür Großbritannien in meinen Augen steht. Aus diesem Grund sind in diesem Geschenkbuch ganz klassische Traditionen, Rezepte und Charakteristika gebündelt. Ein Beispiel dafür ist der Crumble: Im Buch findet man mein Lieblingsrezept, das sich im Alltag nach Lust und Laune variieren lässt. Ich lade herzlich dazu ein, zu experimentieren. So kann man es immer wieder zur Hand nehmen und sich von den kleinen Ideen inspirieren lassen. 

Sie betreiben den Blog Tea & Scones. Inwiefern hat Ihre Arbeit als Bloggerin das Buchprojekt beeinflusst oder vorbereitet?

Am Anfang meiner Reisen durch Großbritannien hielt ich meine Erlebnisse in einem Tagebuch fest. Irgendwann dachte ich mir: Wieso teile ich nicht meine Eindrücke in einem Blog, vielleicht gibt es draußen Menschen, denen meine Eindrücke behilflich sein könnten. Also richtete ich vor etwa zehn Jahren eine Webseite ein und begann zu schreiben: über Reiseindrücke, Planungstipps, über Rezepte, neue Koch- und Gartenbücher und britische Lifestyle-Ideen. Gleichzeitig nahm ich auf meinen Reisen bewusster die Kamera zu Hand und begann zu fotografieren. So entstand ein Gerüst, auf dessen Basis dieses Buch entstanden ist. 

Ihr Buch ist wie ein Spaziergang durch das britische Jahr – mit Rezepten, Deko-Ideen und Lebensweisheiten. Wie haben Sie die Inhalte ausgewählt? 

Ich habe in eine große, englische Familie eingeheiratet, die in verschiedenen Teilen des Landes zu Hause ist und durch die ich quasi auf Tuchfühlung mit der englischen Kultur gekommen bin. Ob eine Teatime an großen Feiertagen, die schon im Sommer gebackenen Weihnachtskuchen, Ausflüge in opulente Parkanlagen, ausgedehnte Debatten über Politik, Straßenverkehr oder das Wetter, Cricket- und Badmintonspiele im Garten oder das typisch englische Picknick: Seien Sie versichert – all das ist kein Mythos. So bin ich in Gedanken durchs Jahr gereist und habe aufgeschrieben, was für mich typisch ist. 

Gibt es ein Kapitel, eine Geschichte oder ein Rezept im Buch, das Ihnen persönlich besonders viel bedeutet? 

Kurz vor dem Ende des Buches widme ich mich dem Pancake Day, der in England traditionell an unserem Faschingsdienstag stattfindet. Doch Pfannkuchen haben nicht nur in Großbritannien eine Bedeutung, sondern auch in unserer Familie, die am Niederrhein und unweit der holländischen Grenze wohnt. Als ich noch Kind war, haben meine Oma und meine Mutter jede Woche Pfannkuchen für uns gebacken. Die wenigen Zutaten hatte man eigentlich immer im Haus, es war günstig und die Pfannkuchen ließen sich zum Beispiel mit Äpfeln, Sauerkirschen oder Blaubeeren belegen. Wenn ich meine Mutter besuche, wartet bis heute häufig ein Pfannkuchen auf mich – und dann bin ich für einen Moment wieder das kleine Kind von damals. Logisch, dass das Pfannkuchen-Rezept im Buch von ihr stammt, oder? 

Was macht für Sie den britischen Lebensstil aus – und was können wir in Deutschland davon lernen?

Ich empfinde die Briten als unkompliziert, freundlich und gelassen. Wer der Insel einen Besuch abstattet, wird dies vermutlich selbst schon in allen Facetten gespürt haben. Ob ein freundliches Lächeln, eine gute Portion Gelassenheit, wenn etwas mal schiefläuft, oder eine schier unerschütterlich positive Lebenseinstellung: Ich würde mir wünschen, dass jeder von uns ein bisschen Großbritannien in sich trägt. 

Wie gelingt es Ihnen, das britische Lebensgefühl auch im Alltag zu leben – fernab von der Insel?

Durch den teils britischen Stammbaum in unserer Familie ist das Lebensgefühl immer ein Mix aus Deutschland und Großbritannien. Wir sprechen miteinander englisch, leben auf dem Land in einer kleinen Katstelle, die mit Erb- und Sammlerstücken eingerichtet ist. Wir essen zum Frühstück Porridge und trinken Tee aus altem, englischem Geschirr. Meine Küche versprüht rustikalen Cottage-Stil. Ich hege und pflege meinen Cottage-Garten, heiße Wildblumen willkommen, binde Kränze aus Frühjahrsblühern, Lavendel oder Trockenblumen und hänge im Garten Wimpel auf. Im Sommer trage ich florale Kleider, im Herbst einen schottischen Kilt, Ohrringe mit Dachs- oder Libellenmotiven und im Winter ausgefallene Christmas Jumper. Tag für Tag umgebe ich mich mit britischem Vintage-Geschirr, das ich an Kunden auf die Reise schicke. Und ja, zu Weihnachten gibt es bei uns Truthahn und Christmas Pudding.

Mein Tipp: Am besten auf der Großbritannien-Reise auf die kleinen Details achten und die schönsten Ideen zu Hause nachahmen. 

Gab es während des Schreibprozesses besondere Herausforderungen – oder auch überraschende Entdeckungen?

Nicht während, aber nach Fertigstellung des Manuskripts: Meine Schwiegermutter starb, während das Buch noch im Druck war. In den Tagen nach ihrem Tod kümmerte ich mich um die Bewirtung der Familie und Gäste. Bis dato war die Küche ihr Bereich gewesen, gekocht oder gebacken habe ich dort vorher nie. Auf der Suche nach Backutensilien entdeckte ich plötzlich in einer Schublade eine dicke Kladde mit einer Vielzahl an handgeschriebenen Rezepten, die sie, ihre Mutter und ihre Schwester gesammelt hatten. Manche sind Familienrezepte, bei anderen ist unklar, ob sie jemals realisiert wurden. Ich habe die Sammlung an mich genommen und backe mich durch die Rezepte. Stück für Stück sollen sie einen Platz auf Tea & Scones bekommen – und vielleicht irgendwann in einem Buch… Es wäre mein Herzenswunsch.

Haben Sie einen Geheimtipp für Großbritannien-Fans – vielleicht einen Ort oder ein Rezept, das nicht im Buch steht?

Aktuell läuft in den deutschen Kinos die Verfilmung des Romans „Der Salzpfad“ – ein wunderbar eindrucksvoller Film, der überraschend leise Töne anschlägt. Ich finde: eine Wohltat in unserer schnelllebigen Zeit. Sofern man sich darauf einlassen kann, ist dieser Film großes Kino. Großes Kino ist übrigens auch der Fernwanderweg Southwest Coast Path in Cornwall selbst, um den es im Film geht. In meinem Buch starte ich das Sommerkapitel mit einem Ausblick über einen Fernwanderweg zwischen St. Ives nach Zennor. 7,5 Meilen zieht sich der Weg entlang der Küste mit vielen Auf- und Abstiegen; von Zennor Head aus bieten sich fantastische Ausblicke auf die darunter liegende Pendour Cove und weiter bis zum Gurnard’s Head. Sofern man in der Region unterwegs und gut zu Fuß ist, ist diese Wanderung eine absolute Empfehlung.

Planen Sie weitere Buchprojekte oder kreative Ideen rund um Großbritannien?

Seit der Buchveröffentlichung erreichen mich immer wieder Leserzuschriften, wie man das britische Lebensgefühl zu Hause einfangen kann. Klar, am liebsten würden wir alle in einem verwunschenen Cottage leben. Weil das aber nicht geht, können wir den Zauber des britischen Cottage-Stils aber mit kleinen Tipps & Tricks in Haus und Garten holen. An diesen Ideen möchte ich in der nächsten Zeit intensiver arbeiten. 

Wer sich eine Auszeit mit einer britischen Teatime ins Haus holen möchte, kann das übrigens bereits jetzt tun. Im Online-Shop von THE BRITISH Shop findet sich eine Fülle an Teesorten, Delikatessen und Tischwäsche, welche die britische Eleganz ins Haus holen. Und wer englisches Vintage-Geschirr mag, findet in meinem klitzekleinen Online-Shop auf Tea and Scones urige Unikate wie zum Beispiel Teekannen, Kuchenteller, Kännchen oder Zuckerdöschen - darunter von berühmten Marken wie Burleigh, Wedgwood oder Myotts. 

Wenn Sie Very British in drei Worten beschreiben müssten – welche wären das?

Authentisch. Herzlich. Abwechslungsreich.

 

 

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