Glasgow Taxi Outing: Wenn Taxis Kinderträume bewegen
Seit 1945 findet in Glasgow das sogenannte “Glasgow Taxi Outing” statt. Was einst als Marketing-Idee dreier Taxifahrer unmittelbar nach dem Krieg begann, hat sich bis heute als feste Tradition etabliert. Jedes Jahr bietet die Parade Kindern mit Beeinträchtigungen und ihren Familien die Gelegenheit zu einem unvergesslichen Ausflug ans Meer. Während Edinburgh als Schwesterstadt bereits eine Woche zuvor feiert, beginnt die Glasgower Parade am 18. Juni.
Comicfiguren am Steuer
Es ist jeweils ein farbenfroher Umzug der Glasgower Taxis, denn die Taxifahrer versuchen sich gegenseitig an Extravaganz, Ballons und fantasievoller Verkleidung zu übertreffen. Bei jeder Taxi-Parade bewertet ein „Taxi-Judge“ die knapp 100 Taxis. Die drei bestbewerteten Fahrzeuge führen anschließend den Korso an. In einigen Jahren durften die Kinder sogar mit Wasserpistolen auf das Publikum spritzen, dies ist neuerdings nicht mehr erlaubt. Die Parade erfreut sich jedes Jahr größerer Beliebtheit, sodass bereits einige Straßenzüge eigens für den Umzug gesperrt werden müssen. Sehr zur Freude der Kinder verkleiden sich die meisten Taxifahrer oder deren „little helpers“, also erwachsene Freiwillige, die mitfahren, als eine bekannte Figur aus beliebten Kindergeschichten. Vor allem Comicfiguren aus den BBC-Kinderserien wie etwa „Paw Patrol“ sind sehr beliebt. Zudem bereichert die Glasgow Police den Konvoi mit freundlichen Polizistinnen und Polizisten, die natürlich für eine professionelle und sichere Durchführung der Parade sorgen. Die Police Pipe Band ist ebenfalls vor Ort und führt den Konvoi vom Kelvin Way bis nach Troon.
Aus einem PR-Gag wurde eine Herzensangelegenheit
Es besteht kein Zweifel, dass das „Glasgow Taxi Outing“ eine der wirksamsten PR-Maßnahmen im Taxigewerbe darstellt. Anno 1945 organisierten die drei Taxifahrer R. McLaren, J. Sampson und W. Campbell eine überaus erfolgreiche Bustour. Nach der Tour stellte sich heraus, dass sie etwas Bargeld zur Verfügung hatten und beschlossen, das Geld zu nutzen, um beeinträchtigten Kindern einen Tag am Meer zu schenken. Noch im selben Jahr brachten sie mithilfe einiger Freiwilliger Kinder von Eastpark Home in ihren Taxis nach Saltcoats. Dies erfreute sich so großer Beliebtheit, dass beschlossen wurde, daraus eine jährliche Veranstaltung zu machen. Das Auftreiben von Geldern war kein Problem, da alle Taxifahrer zum Erfolg des Ausflugs beitrugen.
Der zweite Ausflug im Jahr 1946 führte nicht erneut nach Saltcoats, sondern ins nahegelegene Troon, und seitdem findet jeder Ausflug an diesem Ort statt. Den Kindern stehen alle Einrichtungen zur Verfügung, bei Schlechtwetter sogar das Rathaus. Eine interessante Anekdote am Rande: Früher, als das Mearnskirk Hospital ausschließlich ein Krankenhaus für Kinder mit Tuberkulose war, wurden die meisten Kinder von hier aufgenommen. Da diese Krankheit jedoch nahezu ausgerottet ist, nimmt das „Kiddies Outing Committee Kinder aus verschiedenen Förderschulen in ganz Glasgow auf.
Lachende Kindergesichter
Am Strand von Troon wird alles getan, damit die Kinder einen unvergesslichen Tag erleben. Clowns, Jongleure und Musiker sind anwesend, und auch Krankenschwestern und Betreuer, die die Kinder begleiten, machen bei den Aktivitäten mit. All diese Menschen stellen ihre Dienste unentgeltlich zur Verfügung. Schätzungsweise 74.000 Kinder haben im Laufe der Jahre von den Aktivitäten der Glasgower Taxifahrer profitiert. Die Großzügigkeit der Taxifahrer spiegelt sich am großen Tag in den strahlenden Gesichtern der Kinder wider.
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