Der britische Sommerstil braucht keine Bühne. Er funktioniert im Gehen, im Sitzen, beim Arbeiten, beim Nichtstun. Und er bleibt dabei herrlich unangestrengt. Kein Look, der etwas beweisen will – eher eine Entscheidung für das, was sich bewährt hat: leichte Stoffe, klassische Schnitte, Farben, die man nicht erklären muss.
Es sind Stücke, die man nicht für ein bestimmtes Ereignis kauft, sondern für eine bestimmte Haltung. Ein leichtes Kleid aus Baumwoll-Voile in gedecktem Taubenblau. Ein fein gestrickter Pullover mit Rundhalsausschnitt, der morgens über die Schultern gelegt wird, falls der Tag doch langsamer startet als gedacht. Dazu Espadrilles mit Gummisohle – nicht zu modisch, aber auch kein Kompromiss. Alles unaufgeregt. Alles tragbar. Alles bereit, auch in den nächsten Sommer mitzugehen.
Qualität, die sich nicht vordrängt
Baumwolle, Leinen, Seersucker. Alles Stoffe, die sich bei Hitze bewähren, ohne dabei zu sportlich zu wirken. Der Unterschied zeigt sich im Schnitt, in der Verarbeitung, im Tragegefühl. Ein Hemd, das nicht aufträgt, eine Hose, die nicht zu eng sitzt, ein Blazer, der nicht inszeniert, sondern einfach perfekt passt. Keine überflüssigen Details, keine Dekoration. Der Stil lebt von seiner Funktion – und genau dadurch entsteht die englische Eleganz.
Wer Seersucker einmal getragen hat, weiß um seine Alltagstauglichkeit. Er knittert nicht, sitzt leicht auf der Haut und hält auch nach Stunden noch die Form. Ein Blazer in diesem Stoff ersetzt im Sommer jede Jacke – nicht modisch oder gar überkandidelt, sondern durchdacht. Dazu vielleicht eine Chino in Sand oder Creme. Und an den Füßen: klassische Derby-Schuhe aus Veloursleder, unempfindlich gegen Staub, aber nie klobig. Der Look verlangt nicht nach Aufmerksamkeit. Aber er hält stand.
Haltung durch Zurückhaltung
Im Brit-Chic liegt ein Interesse an Form, nicht an Effekten. Ein Hemdblusenkleid in gedecktem Salbeigrün. Ein Rock in Midilänge, kombiniert mit einem leichten Pullover, der auch am Abend noch passt und bei britischer Brise warmhält. Männer tragen Leinenanzüge in Sandtönen, Hemden ohne Knitter, Schuhe mit Substanz. Dazu maximal ein Einstecktuch, vielleicht ein Hut – aber nur, wenn er notwendig ist. Der Rest ergibt sich aus dem Schnitt, dem Material, dem Gesamtbild.
Die Kunst liegt darin, das richtige Maß zu finden – bei der Länge der Ärmel, beim Fall des Rocks, bei der Wahl des Kragens. Ein gemustertes Kleid mit kleinen Blümchen im Maxi-Schnitt funktioniert am besten, wenn es nicht zu provokant ist. Sanfte Farben, ein etwas höherer Bund, ein schmaler Gürtel aus Stoff. Denken Sie einfach: Jane Austen meets Beatrix Potter. Dazu ein Strohhut ohne Schleife, einfach gebunden und ein Shopper aus Canvas. Keine Inszenierung. Nur eine Garderobe, die funktioniert – für Stadt, Land, Zugfahrt oder Nachmittagstee im Garten.
Sommer, aber angezogen
Wer sich im Sommer britisch kleidet, wählt Stoffe, die dem Wetter entsprechen, ohne den Anlass zu verlieren. Es geht nicht um Coolness, sondern um Klarheit. Outfits, die funktionieren, ohne dass man sich permanent mit ihnen beschäftigt.
Ein Poloshirt aus Baumwoll-Piqué passt hier ebenso hinein wie ein Rock in Wickeloptik mit dezentem Glencheck. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, packt auch im Juli ein Paar Wellie-Boots ein. Nicht weil Regen kommen muss – sondern weil er immer kommen kann. Der britische Stil hat wenig mit Romantik zu tun, aber viel mit Vorbereitung.
Kein Trend, sondern eine Konstante
Der Brit-Chic verändert sich nicht wesentlich von Saison zu Saison. Er passt sich an, bleibt aber in der Grundhaltung stabil. Das macht ihn verlässlich, zeitlos – und vielseitig. Wer sich jetzt mit wenigen, gut gewählten Stücken ausstattet, kann sie nächstes Jahr genauso tragen. Dazu gehören Basics mit Substanz: ein gestreiftes Baumwollshirt, ein beiger Trenchcoat aus wasserabweisendem Baumwollgabardine, ein Tuch aus leichter Wolle, das sowohl Schal als auch Accessoire sein kann. Alles Teile, die sich selbst erklären. Und genau deshalb die Grundlage eines Stils bilden, der Bestand hat – über Wochen, Jahre, Jahrzehnte.
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