Einzigartige Pflanzenwelt und Ruhepunkt in der City
Mitten in Edinburgh, keine 2 Kilometer von der quirligen Princes Street entfernt, erstreckt sich eine grüne Oase: Der Royal Botanic Garden Edinburgh (RBGE) lädt im zentrumsnahen Stadtteil Inverleith zum Bummeln und Entspannen ebenso ein wie zum Entdecken und Staunen. „The Botanics“ nennen ihn die Ortsansässigen schlicht. Auf über 30 Hektar beherbergen Anlagen und Gewächshäuser mehr als 13.500 Pflanzenarten aus verschiedenen Kontinenten.
Gegründet als Arzneigarten
Dr. Robert Sibbald und Dr. Andrew Balfour gründeten den Botanic Garden bereits 1670 als Arzneigarten für die medizinische Fakultät der Universität Edinburgh. Den Anspruch eines Ortes für wissenschaftliches Arbeiten erfüllt er auch heute noch, er ist zentraler Ort für botanische Forschung und für Studien zu Naturschutz und Nachhaltigkeit. Interessierte Besucher können sich auf geführten Touren und Kursen einen vertiefenden Eindruck über die botanische Vielfalt verschaffen, die der Royal Botanic Garden Edinburgh zu bieten hat. Oder sie entdecken die verschiedenen Bereiche des Gartens auf eigene Faust, bummeln ganz ohne Verlangen nach Fortbildung über das verzweigte Wegesystem und genießen die bunte Pflanzenwelt und ihr jahreszeitlich wechselndes Erscheinungsbild.
Von Steingarten bis Rhododendren
Da ist beispielsweise der Steingarten, der seit dem frühen 20. Jahrhundert Teil des Botanischen Gartens ist. Er ist einer der größten und vielfältigsten Steingärten Europas und präsentiert Pflanzen aus Gebirgsregionen der ganzen Welt. Im Herbarium wurde eine angesehene Sammlung zusammengetragen, von der das RBGE stolz erklärt, sie enthalte zwei Drittel der weltweiten Flora. Beeindruckend ist auch der Chinesische Hügel („Chinese Hillside“): Wie der Name vermuten lässt, ist er das Zuhause von Pflanzen, die ihren Ursprung in China haben. Die langjährige Zusammenarbeit des RBGE mit chinesischen Botanikern und Institutionen halfen dabei, hier viele seltene und gefährdete Pflanzenarten anzusiedeln. Für blühende Pracht sorgt die große Sammlung an Rhododendren, für Staunen die Vielzahl ehrwürdig alter Bäume, für einen Einblick in heutigen Gemüseanbau ein Spaziergang zwischen sorgfältig gepflegten Beeten. Auch der einheimischen schottischen Pflanzenwelt wird natürlich ausreichend Platz eingeräumt.
Gewächshäuser im Umbruch
Besonders beeindruckend sind die Gewächshäuser des RBGE, die eine Vielzahl tropischer und subtropischer Pflanzen beherbergen und unterschiedliche klimatische Bedingungen bieten, von feuchtheißen Tropen bis zu trockenen Wüsten. Das viktorianische „Temperate Palm House“ ist das größte Palmenhaus Großbritanniens und bietet einen beeindruckenden Anblick. Leider kann man diesen im Moment nur von außen genießen, die Gewächshäuser werden seit 2019 im Projekt „Edinburgh Biomes“ umfangreichen Renovierungen und Modernisierungen unterzogen und sind deshalb derzeit geschlossen.
Eine wechselhafte Geschichte
Im Stadtteil Inverleith war der Royal Botanic Garden nicht immer angesiedelt. Zunächst entschieden sich die beiden Gründer für einen Standort in der Nähe des Palace of Holyroodhouse. Schon bald reichte der Platz für die beständig wachsende botanische Sammlung nicht aus und 1675 zog der Garten um in die Nähe des Trinity Hospitals. Die Belagerung des Edinburgh Castle 1689 und ein verheerender Dammbruch zerstörten weite Bereiche des Gartens und vernichteten viele Pflanzen. Doch der Botanische Garten überlebte. 1699 erhielt er die Auszeichnung „Royal Warrant“, 1713 wurde er mit dem ersten Gewächshaus ausgestattet. Mit dem Umzug zum Leith Walk konnte The Botanics 1763 wieder kräftig expandieren, die guten Bodenverhältnisse ließen die Vielfalt der Pflanzenwelt anwachsen. 1820 begann dann der aufwendige Umzug des Royal Botanic Gardens an seinen heutigen Standort in Inverleith.
Mehr als nur ein Park
Viele Bänke laden zum Verweilen ein und ein zentrales Café lockt täglich viele Besucher an. Ein großer Shop bietet nicht nur touristische Erinnerungsstücke, hier kann man sich auch mit Pflanzen und Gärtnerbedarf eindecken. Kulturelle Veranstaltungen, Gärtnerkurse, Programme für Kinder und andere Events runden das Angebot des Royal Botanic Garden Edinburgh ab.
Geöffnet ist der Garten täglich das ganze Jahr über, nur am 25. Dezember und am 1. Januar bleibt er geschlossen. Der Eintritt ist frei, nur für den Zutritt zu den Gewächshäusern musste man vor der Schließungsperiode kostenpflichtige Tickets lösen und es wird voraussichtlich auch nach der Wiedereröffnung dabei bleiben. Radfahren, Joggen und andere sportliche Aktivitäten und Spiele sind im Royal Botanic Garden übrigens nicht gestattet – hier kann man entspannt herunterschalten und für kurze Zeit vergessen, dass man sich mitten in der schottischen Metropole befindet.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!