Von der Dampfmaschine bis World Wide Web
Die Engländerinnen und Engländer sind nicht zu unterschätzen. Ihre Kreativität und ihr Erfindungsreichtum werden bisweilen erst auf den zweiten Blick deutlich, haben es aber durchaus in sich. Man denke allein an die überaus interessanten Redewendungen wie beispielsweise „Break a leg!“, was wörtlich übersetzt „Brich dir ein Bein!“ bedeutet, jedoch im täglichen Gebrauch dazu verwendet wird, um jemandem viel Erfolg zu wünschen. Ist etwas besonders kostspielig, sagt man auf der Insel „Cost an arm and a leg!“, es kostet also einen Arm und ein Bein. Aber was genau wurde in England denn nun erfunden?
Mit der Eisenbahn von A nach B
Der im Jahr 1800 in Pendleton, Salford geborene Kartograf und Verleger George Bradshaw war es, dem man die Erfindung der ersten Fahrkarte für die Eisenbahn zuschreibt. Die Leidenschaft des gelernten Kupferstechers war das Drucken von Landkarten, die als „Bradshaw´s Maps of Inland Navigation“ bekannt wurden. 1839 brachte er sein erstes Kursbuch für den Schienenverkehr heraus, sein bekanntestes Werk war jedoch sein beliebter monatlicher Fahrplan, der „Bradshaw´s Railway Guide“, der den Menschen bei ihrer Reiseplanung half. Es heißt, seine Arbeit habe zu den ersten standardisierten Fahrkarten geführt, mit denen Reisende ihre Fahrten planen und bezahlen konnten.
Frauenpower
Sie schrieb in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts das erste Computerprogramm der Welt – die englische Mathematikerin Ada Lovelace, Tochter des Dichters Lord Byron (George Gordon Noel, 6. Baron Byron). Ada Lovelace wurde 1825 geboren. Ein Studium in England war Frauen zu dieser Zeit jedoch nicht gestattet. Als Tochter eines wohlhabenden Hauses erhielt Ada Privatunterricht. Ihrer Mutter ist es zu verdanken, dass dieser ein breites Spektrum abdeckte und neben den üblichen Fächern Musik und Französisch auch den naturwissenschaftlichen Bereich einschloss, der Ada besonders interessierte. Aus Neugier erfand sie im Alter von 13 Jahren eine Flugmaschine, die dampfgetrieben war. Später wurde sie die Mitarbeiterin von Charles Babbage, einem Mathematiker und Philosophen, der die Rechenmaschinen Difference Engine und Analytical Engine entwickelte. Ada schrieb einen Artikel über die Analytical Engine und konstruierte darin Wege, diese zu programmieren, um schwierige Berechnungen durchführen zu können. Das erste Programm, das sie schließlich schrieb, berechnete Bernoulli-Zahlen und stellte einen wegweisenden Schritt in der Entwicklung der Informatik dar. Nun konnten auch komplexe mathematische Aufgaben mithilfe der Analytical Engine gelöst werden. Der Grundstein für die Entwicklung weiterer Programmiersprachen war gelegt.
Was dampft denn da?
Eigentlich sollte lediglich Wasser aus Bergwerken abgepumpt werden, als Thomas Savery im Jahr 1698 eine kolbenlose Dampfpumpe entwickelte. Doch Thomas Newcomen, ein im Jahr 1664 geborener Schmid und Eisenwarenhändler, erschuf daraus 1712 die erste einsatzfähige Dampfmaschine, die eine industrielle Revolution darstellte und neben Bergwerken auch in Fabriken, Lokomotiven und Dampfschiffen Anwendung fand. Diese atmosphärische Dampfmaschine von Newcomen war der von Savery weit überlegen. Allerdings hatte Savery ein Patent angemeldet, wodurch dies für Newcomen nicht mehr möglich war. Daher schloss er sich mit Savery zu einer Partnerschaft zusammen. Die erste Dampfmaschine von Thomas Newcomen kam in einem Kohlebergwerk in Staffordshire zum Einsatz.
Große weite Welt
Im Vergleich zu den bereits genannten Erfindungen ist die des World Wide Web relativ aktuell. Sir Timothy John Berners-Lee ist der Begründer, ein am 08. Juni 1955 in London geborener Physiker und Informatiker, der seit 2016 einen Lehrstuhl an der Universität Oxford innehat. Die Bedeutung seiner Entwicklung, auf die er übrigens kein Patent anmeldete, ist unumstritten. 2010 wurde das World Wide Web für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, im Jahr 2012 fand eine Ehrung im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele in London statt.
Heute nicht mehr wegzudenken
Alexander Fleming, ein 1881 in Schottland geborener Mediziner und Bakteriologe, entdeckte durch Zufall Schimmelpilz in einer vergessenen Petrischale und stellte fest, dass dieser Bakterien töten und Mikroorganismen in seiner Umgebung am Wachsen hindern konnte. Fleming begann daraufhin damit, die bakterientötende Substanz aus dem Schimmelpilz zu extrahieren – die „Geburt“ von Penicillin. Es sollte zu einer der wichtigsten Säulen zur Bekämpfung bakterieller Infektionen werden. Alexander Fleming starb am 11. März 1955 in London an einem Herzinfarkt.
Vieles wäre noch zu nennen, beispielsweise die Radar-Technologie (Robert Watson-Watt entwickelte das erste praktische Radarsystem) oder die Struktur der DNA (James Watson und Francis Crick). Fakt ist, dass britische Erfindungen unser Leben nachhaltig geprägt haben. Wir können also gespannt auf die Innovationen bleiben, die auch künftig von der Insel zu uns gelangen könnten.
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