Wer sagt, dass man für große Literatur nach London muss, war noch nie in Wales. Zwischen dramatischen Küsten, nostalgischen Badeorten und stillen Orten begegnet man Erzählungen, die man nicht nur liest, sondern erlebt. Mal wildromantisch, mal herrlich schräg: Wales ist voll von literarischen Entdeckungen, die man nur findet, wenn man sich umschaut und sich am besten mittendrin noch die Zeit nimmt, sich hinzusetzen, um ein wenig zu schmökern. Vier dieser Orte stellen wir Ihnen hier vor!
Dylan Thomas in Laugharne: Poesie mit Meerblick
Laugharne mit seiner Burgruine, sowie den kleinen Straßen und Gassen, sieht nicht unbedingt aus wie das Zentrum der modernen walisischen Literatur, aber genau das war es für Dylan Thomas. Der berühmte Dichter wurde 1914 in Swansea geboren, verbrachte jedoch einen prägenden Teil seines Lebens im kleinen Küstenort an der Südküste von Carmarthenshire. Zwischen 1949 und 1953 lebte er mit seiner Familie im sogenannten Boathouse, einem Haus mit weitem Blick über die Mündung des Flusses Taf. Gleich daneben steht seine „Writing Shed“, in der viele seiner bekanntesten Werke entstanden. Das Boathouse ist heute ein Museum mit Tearoom. Die Schreibhütte lässt sich von außen besichtigen oder kann im Rahmen einer Führung zum Tag des offenen Denkmals („Open Doors“) im September betreten werden.
Ein weiterer literarischer Lieblingsort des Dichters: Brown’s Hotel mitten in Laugharne. Hier kehrte Dylan Thomas regelmäßig ein, trank, schrieb und unterhielt sich oft stundenlang. Dieses traditionsreiche Pub existiert noch heute, wurde stilvoll renoviert und ist eine der authentischsten Adressen für alle, die dem Geist des Dichters näherkommen möchten.
Dylan Thomas’ Boathouse:
https://www.visitwales.com/attraction/visitor-centre/dylan-thomas-boat-house-829119
Open Doors Wales:
https://cadw.gov.wales/visit/whats-on/open-doors
Tenby: Beatrix Potters Sommer zwischen Hase und Hafen
Beatrix Potter, die Erfinderin von Peter Hase („Peter Rabbit“) und all seinen pelzigen Freunden, verbrachte 1900 einen Sommer im walisischen Küstenort Tenby. Im Croft House oberhalb des Hafens skizzierte sie Tiere und Pflanzen, die später in ihren Büchern lebendig wurden. Eine blaue Gedenktafel an der Victoria Street 6 erinnert heute daran. Tenby liegt im Südwesten von Wales. Mit seinen bunten Häusern, engen Gassen, Klippen und seinem Strand gilt als ein echtes Bilderbuch-Städtchen. Kein Wunder, dass sich Fantasie und Wirklichkeit hier so mühelos vermischten.
Weitere Informationen zu Tenby:
https://www.visitwales.com/de/reiseziele/westwales/in-und-um-tenby
Llandudno: Alice, das weiße Kaninchen und ein viktorianisches Seebad
Alice Liddell, das Mädchen, das Lewis Carroll zu seiner berühmten Figur inspirierte, verbrachte regelmäßig ihre Sommerferien im nordwalisischen Badeort Llandudno. Die Liddell-Familie war eng mit Charles Dodgson befreundet, wie Carroll mit bürgerlichem Namen hieß. Es wird vermutet, dass Carroll die Familie in ihrem Ferienhaus besuchte und dort Anregungen für seine Geschichten fand.
Llandudno hat sich ganz dem „Alice im Wunderland“-Thema verschrieben. Entlang eines thematischen Spazierwegs trifft man auf Skulpturen des weißen Kaninchens, der Roten Königin, des verrückten Hutmachers und natürlich von Alice selbst.
Wer nach Llandudno reist, kommt vermutlich nicht nur wegen Alice. Der beliebte Badeort lockt mit breitem Strand und nostalgischem Charme. Der historische Llandudno Pier ist 700 Meter lang, der längste in ganz Wales und wurde mehrfach zum „Pier des Jahres“ gewählt.
Alice in Wonderland Trail Llandudno:
https://www.visitwales.com/things-do/culture/cultural-attractions/alice-wonderland-tour-llandudno
Cardiff: Roald Dahl und die kleine norwegische Kirche
Matilda, der fantastische Mr. Fox, der große freundliche Riese: Roald Dahl erschuf eine Welt, in der Kinder den Erwachsenen oft überlegen sind, Schokolade magische Kräfte besitzt und selbst die schaurigsten Geschichten immer einen schrägen Humor haben. Weniger bekannt ist vielleicht, dass der Autor 1916 in Llandaff in der Nähe von Cardiff geboren wurde.
Dahls norwegische Eltern lebten in der Fairwater Road und gehörten zur norwegischen Gemeinde der Stadt. Die Familie war eng mit der kleinen weißen Kirche am Hafen verbunden – der Norwegian Church –, in der Roald und seine Geschwister getauft wurden. Früher diente sie als Anlaufstelle für norwegische Seeleute, die mit ihren Schiffen Holz für den Bergbau nach Wales brachten. Heute ist sie ein gemütliches Kulturzentrum mit Café. Gleich daneben befindet sich der Roald Dahl Plass, ein weitläufiger Platz mit Blick auf die Cardiff Bay, der an den wohl bekanntesten Schriftsteller der Stadt erinnert.
Norwegian Church Arts Centre:
https://www.norwegianchurchcardiff.com/
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