Das leuchtende Gelb säumt Straßen und Felder und erstreckt sich die Hügel hinauf: Was für ein herrlicher Anblick, ich liebe ihn! Ich bin oft in Schottland und immer ist es der blühende Ginster, der mich dort begleitet. Gerade fahre ich durch Cornwall und mir wird stark bewusst: Auch im restlichen Großbritannien ist der Ginster zu Hause. Ob hier im äußersten Südwesten oder auch drüben in Irland - selbst auf dem Kontinent bei uns im westlichen Europa wächst er. Aber vermutlich liegt es an der Reisestimmung, am Wahrnehmen der Landschaft mit anderen Augen, dass ich seine Gegenwart hier unterwegs intensiv wahrnehme.
Was den Stechginster besonders macht
Und Ginster ist ja auch nicht gleich Ginster, es gibt viele verschiedene Arten. „Mein“ Ginster ist Stechginster, der „Ulex europaeus“, hier auf der Insel „Gorse“ genannt. Er macht seinem Namen alle Ehre, sich bei einer Wanderung einen Weg durch Stechginster hindurch zu suchen, ist weniger angenehm. Er blüht das ganze Jahr über: „When gorse is out of bloom, kissing is out of season“, sagt ein altes britisches Sprichwort. Die leuchtend gelben Blüten wirken an sonnigen Tagen wie strahlende Reflektoren – und an trüben wie natürliche Stimmungsaufheller. Dass Gorse in der Bachblütentherapie bei Depressionen, Stimmungsschwankungen und Ängste eingesetzt wird, wundert mich gar nicht.
Ginster in der Geschichte und Nutzung
Wenn Ginster heute für viele Landwirte eher ein lästiger, sich ausbreitender Bodendecker ist, so war er in der Vergangenheit in vielerlei Hinsicht von großem Nutzen. Der nachwachsende Rohstoff wurde geschätzt, weil er auch auf sehr kargem Boden wächst, seine Wurzeln Stickstoff im Boden binden und so die Fruchtbarkeit des Bodens erhöht. Ginsterhecken dienen als Windschutz, als Tierfutter und spenden Brennholz für den Winter. Auch für die Feuer am keltischen Beltanefest wurde der durch die enthaltenen Öle sehr intensiv brennende Ginster verwendet.
Blütenzauber mit Duft und Geschmack
Die Blüten des Stechginsters verbreiten einen betörenden Vanille- und Kokosduft. Sie sind nicht nur schön anzusehen und wurden zum Färben von Textilien verwendet, sie sind auch essbar. Im Salat beispielsweise machen sie sich hervorragend, man kann Tee daraus machen oder Sirup. Auch Wein oder Bier lässt sich daraus herstellen (Bitte beachten: Hier ist von Stechginster die Rede; es gibt auch giftige Ginsterarten, den bei uns heimischen Besenginster zum Beispiel!)
Die National Gardening Week
Im Moment ist National Gardening Week in Großbritannien, in der die RHS (Royal Horticultural Society) zu vielen Veranstaltungen in ihre Gärten einlädt. Wer also so wie ich gerade in England unterwegs ist, findet vielleicht in der Nähe die Möglichkeit, in die wunderbare Pflanzenpracht der Insel hineinzuschnuppern. Da gibt’s dann noch viel mehr Stimmungsaufheller als nur Ginster zu sehen – obwohl der in meinen Augen einfach unschlagbar ist.
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