Botanische Gärten haben eine lange Tradition in Großbritannien und sind in fast jeder Ecke der Insel anzutreffen. Etwa fünf Kilometer nordöstlich von St. Austell in Cornwall ist jedoch eine 15 Hektar große botanische Anlage beheimatet, die als die tropischste aller Gärten gilt – das „Eden Project“. Es besteht aus den größten Gewächshäusern der Welt, nämlich acht miteinander verbundenen geodätischen Kuppeln mit wabenförmigen Strukturen. Wer hier eintaucht, wähnt sich in verschiedenen Vegetationszonen, etwa in mediterranen oder tropisch-feuchten Gebieten. Im größten überdachten Regenwald der Welt wachsen bei tropischen Temperaturen Mangroven, Kautschukbäume, Farne und Bananenstauden. Im Sommer werden durch die Sonneneinstrahlung bis zu 35 Grad Celsius gezählt, weshalb älteren Menschen oder Kleinkindern der Eintritt am Morgen empfohlen wird.
Vom Tagebau zum Tropenparadies
Bevor das Eden Project entstand, befand sich auf dem Gelände über 160 Jahre lang ein Tonabbaugebiet. Die riesige Grube, in der sich heute die Kuppeln erheben, war nahezu vollständig erschöpft, als in den 1990er-Jahren die Idee für das Projekt geboren wurde. Bereits 1981 diente die bizarre Mondlandschaft der Grube als Kulisse für die BBC-Serie Per Anhalter durch die Galaxis, in der sie den Planeten Magrathea darstellte. Der Wandel vom ausgebeuteten Industriestandort zum ökologischen Vorzeigeprojekt ist ein zentrales Element der Eden-Idee: Aus einem unwirtlichen Ort entstand ein lebendiger Lern- und Erlebnisraum für nachhaltiges Handeln.
Ziel ist Aufklärung und Bewahrung
Die hexagonalen Strukturen der Kuppeln, die alle auf dem Gelände einer stillgelegten Mine liegen, umhüllen rund 100.000 Pflanzenarten – darunter gehören auch Nutzpflanzen auf dem Freigelände. Sagenhafte 23.000 Quadratmeter kommen so zustande, wobei die Kuppeln eine Höhe von bis zu 50 Metern bei einem Durchmesser von bis zu 125 Metern aufweisen. Auf dem Gelände finden regelmäßig Kunstausstellungen und Veranstaltungen im Park statt. Und James Bond Fans werden bereits wissen, dass die Kuppeln als Kulisse für den Film “James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag” verwendet wurden. Die Form basiert auf Ideen von Buckminster Fuller, umgesetzt wurden sie vom Architekten Nicholas Grimshaw. Er schuf ein maximales Raumvolumen im Verhältnis zu ihrer Oberfläche.
Wichtige Botschaft an die Besucher
Das Projekt weist einen bewahrenden und erzieherischen Ansatz auf: Die Besucher erhalten nicht nur einen Einblick in die Namen der Pflanzen und deren medizinische Verwendung, sie bekommen auch einen beeindruckenden Beweis dafür, was sich erreichen lässt, wenn man konsequent mit der Natur arbeitet – und nicht gegen sie. Jährlich erfahren hunderttausende Besucher aller Altersklassen diese Botschaft des positiven Wandels. Vorbildlich haben die Verantwortlichen des Eden Projekts die CO2-Emissionen von 2012 bis 2020 um 35 Prozent reduzieren können. Die Organisation plant ferner, bis 2030 klimapositiv aufzutreten.
Tipp: Weil es nachmittags für die meisten Besucher schon zu tropisch ist, gibt es ab 15.30 Uhr einen ermäßigten Eintritt. Während der Schulferien wird empfohlen, die Tickets online zu reservieren. Beliebt sind im Sommer die Konzertabende mit namhaften Musikern aus aller Welt, dabei werden die Gewächshauskuppeln stimmungsvoll beleuchtet.
Eden weltweit: Neue Projekte rund um den Globus
Die Vision des Eden Projects beschränkt sich nicht nur auf Cornwall. Unter dem Dach von Eden Project International entstehen weltweit neue Standorte, die sich jeweils lokalen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen widmen. In Qingdao, China, entsteht ein Projekt mit dem Themenschwerpunkt Wasser, das die Bedeutung des Wasserkreislaufs für Natur und Zivilisation hervorhebt. In Morecambe, Lancashire, ist ein Eden Project geplant, das sich auf die Küstenumwelt konzentriert und die Verbindung der Menschen zur Natur stärken soll. Weitere Projekte sind in Dundee, Schottland, sowie in Costa Rica und Australien in Planung. Jeder dieser neuen Standorte verfolgt das Ziel, Bildung, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft zu fördern und dabei die einzigartige Philosophie des Eden Projects in unterschiedliche kulturelle Kontexte zu übertragen.
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