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Die rote Telefonzelle – mehr als nur ein Wahrzeichen

Die rote Telefonzelle – mehr als nur ein Wahrzeichen

Sie ist Kult! Sie ist eine Ikone! Und sie ist im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden – die rote Telefonzelle der Briten!

Die Geschichte

Ausgerechnet Sir Giles Gilbert Scott, der Architekt, der auch die Pläne für Bauwerke wie beispielsweise die Universitätsbibliothek in Cambridge lieferte, war es, der im Rahmen eines Design-Wettbewerbs in London einen ersten Entwurf für das spätere Wahrzeichen vorlegte. Sein Modell hatte einen quadratischen Sockel, eine feste Seitenwand und drei weitere aus Glas. Bedeckt wurde es von einem Kuppeldach mit Rundbogengiebel, auf dem die Bezeichnung „Telephone“ angebracht war. Wetterfest und leicht zu finden sollten die Häuschen mit den eingebauten Telefonen sein. Die Wahl der Royal Fine Art Commission fiel auf Scotts Entwurf, jedoch schlug der Architekt zunächst vor, die Zellen in Silber zu streichen. Man entschied sich gegen Scotts Farb-Idee und wählte stattdessen die weithin sichtbare Farbe Rot, nachdem die britische Post zuvor im Jahr 1920 bereits cremefarbene „Kioske“ aus Beton aufgestellt hatte, die jedoch von den Londonern kategorisch abgelehnt wurden.

Weltweit berühmt wurde die rote Telefonzelle der Briten nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie in Filmen und Fernsehserien über die Bildschirme flackerte. Im Laufe der Jahre fanden immer wieder Modernisierungen statt, beispielsweise im Jahr 1935 anlässlich des Thronjubiläums von Georg V, als die Häuschen etwas kleiner wurden (Modell „K6“). Man nannte diese Variante liebevoll „Jubilee Kiosk“. Zuvor war Scott im Jahr 1929 bereits von der Postbehörde darum gebeten worden, ein neues Modell „K3“ auf Basis des preisgünstigen Designs von „K1“ in Verbindung mit dem schönen Design von „K2“ zu entwerfen. Es folgten weitere Veränderungen und Optimierungen. Ihren Höhepunkt erreichte die Telefonzelle der Briten in den 1990er-Jahren, als rund 100.000 Exemplare die Insel mit roten Tupfen bevölkerten.

Die wahrscheinlich berühmteste rote Telefonzelle

Für viele Touristinnen und Touristen ist Big Ben das Wahrzeichen Londons und Großbritanniens schlechthin. Wer sich zum Ausgang der Westminster Station begibt, kann ein Selfie mit einer roten Telefonzelle und Big Ben im Hintergrund aufnehmen. Mehr London geht nicht!

Ähnlich bekannt dürfte inzwischen ein Bild aus den Cotswolds sein, das einem immer häufiger auf Kalendern und Postkarten begegnet. In dem malerischen Örtchen Snowshill steht eine rote Telefonzelle auf dem Dorfplatz mit der Kirche im Hintergrund.

Kurzzeitig berühmt wurde eine spektakuläre Eisinstallation in London, die zum runden Geburtstag des Wahrzeichens inszeniert wurde.

Zeitalter der Mobiltelefone

Spätestens mit dem Einzug der Mobiltelefone verschwanden auch in Großbritannien nach und nach die Telefonzellen, die schon mit dem Festnetz-Telefon in den Haushalten an Bedeutung verloren hatten. Heute sind lediglich noch 3.000 traditionelle rote Exemplare in Betrieb.

Ab dem Jahr 2008 bekamen viele der Häuschen eine neue Funktion. Sie wurden beispielsweise zu Standorten von Defibrillatoren, Minibüchereien oder sogar Minigalerien. Die British Telecom hatte dazu das Projekt „Adopt a Kiosk“ ins Leben gerufen. Britische Kommunen übernahmen damals 7.200 Telefonzellen für ein Pfund pro Stück, die sich auch gut als Infozettelkästen oder kleine Verkaufsstände machen. Zum 100. Geburtstag wurde die Aktion erneut ausgeweitet. Vielerorts finden sich nun aufwendig restaurierte Exemplare. Einige werden sogar ihrem eigentlichen Zweck wieder teilweise gerecht, indem man sie zu Handyladestationen umgebaut hat.

Und: Die British Telecom versorgt die adoptierten Zellen sogar kostenlos weiterhin mit Strom!

Käme nun noch jemand auf die Idee, zu behaupten, dass die roten Telefonzellen vom alten Eisen oder gar Schnee von gestern sind? Mitnichten! Wer kann schon von sich sagen, dass er ein ganzes Jahrhundert auf dem Buckel hat und immer noch so attraktiv ist wie am ersten Tag? 

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