Streifen, Spitze und eine ordentliche Portion Kuschelfaktor
London hat mal wieder geliefert. Während andere Modehauptstädte sich gerne in Zurückhaltung üben oder sich von der Haute Couture aus Paris die Richtung vorgeben lassen, bleibt die britische Modeszene unerschütterlich eigenwillig. Die London Fashion Week Herbst/Winter 2025-2026 bot alles von eleganter Nostalgie bis hin zu wildem Musterwahnsinn – und natürlich wieder Outfits, die im Alltag so tragbar sind wie ein Federkleid im Kettenkarussell. Aber keine Sorge, die Trends lassen sich mit ein paar Anpassungen auch jenseits des Laufstegs umsetzen, ohne dass man aussieht wie ein crazy Kunstprojekt.
Richard Quinns Wintermärchen – Flower Power im Schnee
Richard Quinn weiß, wie man Drama inszeniert. Die Models stolzierten durch eine Kulisse aus Schneeflocken, Laternen und winterlicher Nostalgie – ein Filmset hätte es nicht besser hinbekommen. Und dann die Looks: ein Fest für alle, die Hollywood-Glamour mit britischem Exzentrismus verbinden möchten. Herzförmige Ausschnitte, taillierte Silhouetten und Röcke, die an Diors „New Look“ erinnerten, aber natürlich mit einem Quinn-typischen Twist – knallige Blumenprints, die aussehen, als hätte man sie direkt auf einen verschneiten Vorgarten gepflanzt.
Nun wird niemand in einem bodenlangen Blumenkleid mit XXL-Korsage durch den Londoner Nebel hetzen, aber es gibt subtile Wege, den Look aufzugreifen. Florale Muster im Winter? Ein Midirock mit kräftigem Blumendruck macht auch mit Strumpfhosen und Stiefeletten eine gute Figur. Und wer sich an das Schneekugel-Flair der Show erinnern will, kann sich eine der klassischen Quinn-Farbkombinationen – tiefes Blau, sattes Rot oder dunkles Grün – als Basis für einen eleganten Winterlook zulegen.
Streifen, aber diesmal nicht dezent
Es gibt Trends, die kommen in regelmäßigen Abständen wieder, und dazu gehören Streifen. Mal dezent, mal maritim, mal kunstvoll inszeniert – diesmal aber in einer neuen, mutigen Version, die nichts mit zurückhaltendem Understatement zu tun hat. Breite, bunte Blockstreifen, kombiniert mit ebenso kräftigen Farben und schrägen Mustern – ein optischer Wachmacher, der garantiert nicht übersehen wird.
Jetzt mag die Vorstellung, von Kopf bis Fuß in knallige Streifen gehüllt durch den Alltag zu marschieren, nicht jedem gefallen, aber keine Panik: Ein gestreifter Mantel oder ein kuscheliger Pullover mit auffälligen Farben reicht aus, um den Effekt zu erzielen. Wer sich langsam an den Trend herantasten will, kann mit einem Accessoire beginnen – ein Schal in leuchtenden Streifen verleiht selbst einem schlichten Outfit das gewisse Etwas.
Flauschig, flauschiger, London Fashion Week
Während sich die Temperaturen langsam weg vom Gefrierpunkt bewegen, war die gute Nachricht der London Fashion Week für den nächsten Winter: Warm und stylish schließen sich nicht aus. Große, voluminöse Wollmäntel, die sich anfühlen, als würde man seinen Lieblings-Winterpulli in Mantelform tragen, standen ebenso hoch im Kurs wie Kunstpelz in allen möglichen Varianten. Ob lang und elegant oder als auffällige Teddyjacke – Hauptsache weich und kuschelig.
Für den Alltag bedeutet das: Wer noch keinen Mantel besitzt, in den man sich am liebsten einrollen möchte, sollte die Gelegenheit nutzen. Ein klassischer Oversized-Wollmantel in Camel oder Grau hält warm, ohne dabei nach Skihütte auszusehen. Und für alle, die sich fragen, ob Kunstpelz ein bisschen zu extravagant ist – ein Schal oder eine Mütze mit flauschigen Details reicht aus, um den Trend mitzumachen, ohne Gefahr zu laufen, mit einem Plüschtier verwechselt zu werden.
Kurze Mäntel – ein Statement gegen den Winter-Einheitslook
Lange Mäntel sind der ewige Klassiker für die kalte Jahreszeit, doch London hat gezeigt, dass 2025/ 2026 auch kürzer funktionieren kann. Taillierte Kurzmäntel, die an Blazer erinnern, bringen Schwung in den Winterlook und sind eine elegante Alternative zur ewigen Pufferjacke.
Hier kommt es auf die richtigen Kombinationen an: Ein kürzerer Mantel sieht besonders gut aus mit hochgeschnittenen Hosen oder Röcken, die die Silhouette verlängern. Und wer sich nicht sicher ist, ob das im tiefsten Winter wirklich praktisch ist – Layering ist das Zauberwort. Ein kuscheliger Strickpulli oder ein dünner Daunen-Bodywarmer darunter sorgen für Wärme, während der Look trotzdem schick bleibt.
Spitze – mehr als nur für den Abend
Während Spitze oft mit festlicher Garderobe in Verbindung gebracht wird, zeigte die London Fashion Week, dass sie auch alltagstauglich sein kann. Transparente Spitzen-Details, Lingerie-inspirierte Tops unter groben Strickpullovern oder als eleganter Kontrast zu lässigen Stoffhosen – die Möglichkeiten sind vielseitiger, als man denkt.
Das bedeutet nicht, dass man ab sofort in durchsichtigen Kleidern durch die Stadt laufen muss. Aber ein Spitzentop unter einem Blazer oder eine Bluse mit Spitzenärmel sind einfache Wege, um den Trend aufzugreifen, ohne dabei wie ein Hochzeitsgast auszusehen.
Handschuhe – das unterschätzte Accessoire
Lange Zeit fristeten Handschuhe ein Dasein als rein funktionale Winterbegleiter, doch jetzt haben sie sich zum Statement-Piece gemausert. Ob aus Leder, mit raffinierten Details oder in extralanger Opernlänge – Handschuhe sind nicht mehr nur zum Wärmen da, sondern dürfen den Look abrunden.
Hier gilt: Mut zur Farbe oder zu besonderen Materialien. Ein Paar leuchtend rote Lederhandschuhe oder ein Modell mit aufwendigen Stickereien kann selbst das schlichteste Outfit aufwerten. Und wer den Trend etwas zurückhaltender umsetzen will, greift zu klassischen, gut geschnittenen Handschuhen aus feinem Leder – die sehen immer stilvoll aus und machen selbst die kalten Morgenstunden an der Bushaltestelle erträglich.
London bleibt London bleibt London
Wie immer war die London Fashion Week eine Mischung aus Extravaganz, Nostalgie und mutigen Stilbrüchen. Manche Trends mögen für den Laufsteg gemacht sein, aber die besten lassen sich mit ein paar Anpassungen auch in den Alltag integrieren. Wer also Lust auf ein bisschen frischen Wind in der Wintergarderobe hat, sollte sich trauen – ob mit einem gestreiften Pullover, einem taillierten Kurzmantel oder einfach nur einem Paar edler Handschuhe. Denn wenn London eines bewiesen hat, dann, dass Mode auch im Winter Spaß machen darf.
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