Wenn die Schotten Silvester feiern, bleibt kein Whiskyglas leer
Silvester, das ist weltweit der Moment, wenn die Sektkorken knallen, das Feuerwerk die Dunkelheit zerreißt und Vorsätze geschmiedet werden, die keine Woche überleben. In Schottland läuft das Ganze etwas, sagen wir mal intensiver ab. Dort nennt man den Jahreswechsel „Hogmanay“ – ein Fest, das so schottisch ist wie Kilts, Dudelsäcke und der Drang, in jeder Lebenslage einen Whisky zur Hand zu haben. Hogmanay ist nicht einfach nur eine Party, es ist eine Institution.
Hogma-was? Ein Name mit Geschichte
Fangen wir mit dem Namen an: „Hogmanay“. Tatsächlich ist der Ursprung des Wortes etwas mysteriös – eine Mischung aus altem Französisch, altnordischem Einfluss und einer Prise schottischem Dialekt. Egal, wie man es dreht, Hogmanay bedeutet schlicht „Silvester“ – aber auf die schottische Art. Sprich: Größer, lauter und mit (noch) mehr Alkohol.
Der Brauch selbst reicht Jahrhunderte zurück, möglicherweise bis zu den Wikingerzeiten. Die harschen Herren mit den Helmen und den beeindruckenden Bärten waren bekannt dafür, dass sie den Jahreswechsel (und auch sonst jedes traditionelle Fest) mit ordentlich Feuer und Fackeln feierten. Und diese Tradition haben die Schotten mit Freuden übernommen.
Feuer und Fackeln: Die spektakulärsten Traditionen
Wenn die Schotten eines können, dann ist es, eine Party mit „Wow“-Effekt zu organisieren. Hogmanay-Feierlichkeiten starten oft schon Tage vor dem eigentlichen Jahreswechsel, und dabei spielt Feuer eine zentrale Rolle. In Edinburgh beispielsweise erleuchtet eine spektakuläre Fackelparade die Stadt, bei der Tausende mit Fackeln durch die Straßen ziehen.
Im kleinen Dorf Stonehaven geht man noch einen Schritt weiter: Hier schwingen mutige Einheimische brennende Feuerbälle an Ketten über ihren Köpfen. Das Ganze soll die bösen Geister des alten Jahres vertreiben und sicherstellen, dass das neue Jahr mit guten Energien startet.
Erster Besuch des Jahres: Wer bringt das Glück ins Haus?
Eine weitere schottische Besonderheit des Neujahrs ist das sogenannte „First-Footing“. Die Idee ist simpel, aber voller Tradition: Der erste Besucher, der nach Mitternacht über die Schwelle eines Hauses tritt, bestimmt das Glück für das kommende Jahr. Idealerweise handelt es sich dabei um einen großen, dunkelhaarigen Mann, der mit Whisky, einem Stück Kohle und Shortbread bewaffnet ist. Warum dunkelhaarig? Nun, in den Zeiten der Wikinger bedeutete ein blonder Besucher vermutlich Ärger – und wer will das schon im neuen Jahr?
Musik, Tanz und natürlich: Auld Lang Syne
Kein Hogmanay ist komplett ohne Musik – und zwar live, laut und mitreißend. In Edinburgh, wo eines der berühmtesten Hogmanay-Festivals der Welt stattfindet, spielen internationale und schottische Bands vor Tausenden von Menschen. Es wird getanzt, gesungen und gelacht, bis die Füße schmerzen und die Stimme schwindet.
Allerdings sind dieses Jahr die Feierlichkeiten in Edinburgh aufgrund von Wetterwarnungen leider abgesagt worden - mehr dazu bei der BBC!
Und dann gibt es natürlich „Auld Lang Syne“, das weltberühmte Lied von Robert Burns, dem schottischen Nationalpoeten. Während die meisten von uns bei den ersten Zeilen sentimental mitträllern und spätestens ab der zweiten Strophe nur noch Kauderwelsch singen, können die Schotten das Lied in- und auswendig. Klar, sie haben es schließlich erfunden.
Hogmanay ist ein Party-Marathon
Das Beste an Hogmanay? Es endet nicht am 1. Januar. Die Schotten haben entschieden, dass ein Tag nicht ausreicht, um das neue Jahr gebührend zu begrüßen. Der 2. Januar ist ebenfalls ein Feiertag, und in dieser zusätzlichen Zeit wird weiter gefeiert – oder zumindest regeneriert. Wer kann es ihnen verdenken? Nach drei Tagen voller Fackeln, Feuerwerk und First-Footing braucht selbst der härteste Schotte eine (kurze) Party-Pause. Bis es wieder heißt: Slàinte!
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!