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Ba‘ Game: Orkneys rauhes Völkerballspiel

Ba‘ Game: Orkneys rauhes Völkerballspiel

Auf der Broad Street im schottischen Kirkwall marschieren zwei Gruppen Männer aufeinander zu, dicht gedrängt, bunt gemischt von jung bis alt und ohne Formation. An einer gedachten Linie in Höhe des Merket Cross bleiben sie stehen, Angesicht zu Angesicht.  Um sie herum überall Zuschauer, die gespannt darauf warten, dass die Glocken von St. Magnus um 13 Uhr beginnen zu läuten. Dann wird vom Kreuz aus der Ball, der „Ba‘ “, geworfen, genau zwischen die Linien, und es ist schlagartig vorbei mit dem gesitteten Nebeneinander.

Die Uppies gegen die Doonies

Jemand fängt den Ball und das wilde Spiel nimmt seinen Lauf. Die Gruppe der Uppies will den Ba‘ Richtung Norden bringen und bei Mackinson’s Corner gegenüber der katholischen Kirche an eine Mauer schlagen. Das Ziel ihrer Kontrahenten, der Doonies, ist es, ihn in ein Becken im Hafen von Kirkwall in der entgegengesetzten Richtung zu verfrachten. Einen Regelkatalog für das Ba‘ Game gibt es nicht, es basiert einzig auf einem Ehrenkodex, auf gegenseitigem Respekt und verantwortungsvoller Rücksichtnahme.

Der Ball darf getragen oder geworfen werden, man darf ihn sich schnappen und versuchen damit Reißaus zu nehmen. Man darf sich darauflegen und hoffen, dass einem die Mitspieler zur Hilfe kommen und stärker sind als die ebenso im Knäuel rangelnden Gegner. Man darf ebenso versuchen, den Ball unter dem Hemd zu verstecken und davonzuschmuggeln. Trikots tragen die Teilnehmer nicht, man sollte seine Teammitglieder schon kennen. Wie der Ba‘ ins Ziel gelangt, bleibt den Spielern und der entstehenden Situation überlassen.  Wenn die Doonies gewinnen, landet oft nicht nur der Ball im Meereswasser …

Willkürlich durch die Straßen und Gassen Kirkwalls

Als Spielfläche stehen alle Straßen und Gassen von Kirkwall zur Verfügung, dem Hauptort von Orkeys größter Insel Mainland. Vom Startwurf des Ba‘ an ist es absolut unberechenbar, welchen Weg die drängelnden Männerhorden mit dem Ba‘ nehmen und auch, wie lange das Spiel dauert. Manchmal gibt es schnelle Ausreißer und alle rennen die Straßen entlang, manchmal verknäulen sich fast alle Mitspieler stundenlang in der Ecke einer Nebenstraße. Das Spiel von Weihnachten 1975 ging mit sieben Stunden als längstes Ba‘ in die Annalen ein, Weihnachten 1952 dauerte es nur vier Minuten.

Weihnachten? Ja, das Ba‘ Game findet an zwei Tagen im Jahr statt, und zwar jeweils am Weihnachtstag und am Neujahrstag. Zusätzlich zum Spiel der Männer gibt es jeweils um 10 Uhr übrigens auch ein Boys‘ Ba‘ – der Nachwuchs muss ja Gelegenheit haben, ins Spiel hineinzuwachsen. Ein Ba‘ für Frauen gibt es nicht. Als man nach dem zweiten Weltkrieg 1945 die Tradition des Ba‘ Games wieder aufnahm, wurde auch ein Women’s Ba eingeführt, doch es hatte keine Zukunft: Eine große Mehrheit der Bewohner und Bewohnerinnen von Orkney wollte und will keine Frauen sehen, die sich mit vollem Körpereinsatz um einen Ball rangeln.

Was wohl die Wikinger spielten?

Das Ba‘ Game hat eine lange Tradition in Kirkwall. Wie genau es entstand, kann aber keiner sagen. Schon die Nordmänner liebten rauhe Ballspiele und vermutlich basiert das Ba‘ Game auf frühen Arten des Fußballspiels. Erste Aufzeichnungen für solches Spiele auf einem Platz in der Nähe der Kathedrale stammen von 1650. Als das Ba‘ Game um 1850 herum in die engen Straßen verlagert wurde, entschied man sich dafür, den Ball künftig mit den Händen voran zubewegen statt mit den Füßen.

Der Ba‘ wird noch immer ganz traditionell von Hand genäht. Er besteht aus braunem und schwarzem Leder und ist mit Kork gefüllt – so ist sichergestellt, dass er im Hafenbecken auch wieder auftaucht. Der Spieler, den die gewinnende Mannschaft als Sieger aus ihren Reihen bestimmt, darf den Ba‘ behalten. Es gibt für jedes Spiel einen neuen Ba‘.

Auch heute noch heißgeliebte Tradition

Die Orcadians lieben ihr Ba‘ Game wie eh und je. 100 – 150 Teilnehmer auf jeder Seite sind keine Seltenheit. Mitspielen darf jeder Einwohner von Kirkwall. Ob man ein Uppie oder ein Doonie ist, darüber entschied früher der Geburtsort im Norden oder im Süden der Kathedrale (up the gates / doon the gates). Seitdem aber fast jeder im Krankenhaus des Ortes zur Welt kommt und nicht mehr als Hausgeburt, richtet sich die Zugehörigkeit nach der des Vaters.

Wild kann das Spiel übrigens auch sehr schnell für die vielen Zuschauer und Zuschauerinnen werden, die die Straßen säumen und den Spielern durch die Gassen folgen. Auch sie stehen oft dichtgedrängt ganz nahe beim Geschehen. Wenn dann ein Spielerpulk plötzlich die Richtung wechselt und losstürmt, heißt es schnell sein und zur Seite springen, das können wir bestätigen! Welche Kraft da durch die Straßen walzt, davon zeugen die Sicherheitsmaßnahmen, die während der Feiertage in der Innenstand zu sehen sind: Vor die Fensterscheiben der Geschäfte werden jedes Jahr routiniert dicke Holzbalken geschraubt.

 

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