1802 erdacht, 1994 eröffnet
Der Eurotunnel, auch „Channel tunnel“ genannt, nahm am 14. November 1994, also vor 30 Jahren, seinen planmäßigen Betrieb auf. Eröffnet wurde er am 6. Mai 1994 von Queen Elisabeth II. und dem damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand. Er führt unter den Ärmelkanal hindurch und verbindet die beiden Terminals Folkestone in England und Coquelles bei Calais in Frankreich. Von dem 50 Kilometer langen Bauwerk, einem wahren Wunderwerk der Ingenieurskunst, verlaufen 38 Kilometer unter dem Meer. Als Passagier reist man entweder mit dem Zug im Personenwagen oder mit dem Auto in einem der Auto-Shuttle-Züge. Mit dem eigenen Fahrzeug darf man leider nicht durch den Tunnel fahren.
Die Idee ist mehr als 200 Jahre alt
Die Idee, einen Tunnel nach England zu bauen, soll schon zu Zeiten Kaiser Napoleons aufgekommen sein, war aber damals technisch kaum realisierbar. Der erste detaillierte und ernstzunehmende Entwurf für einen Kanaltunnel wurde 1802 vom französischen Bergwerksingenieur Albert Mathieu-Favier vorgelegt, aber erst Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem - wenn auch kurzen - Beginn der Tunnelarbeiten. Schließlich kam der Plan 1957 wieder auf den politischen Tisch. 1973 beschlossen die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs den Bau. Doch auch hier kam es zunächst nicht zu einer Realisierung wegen wirtschaftlicher Bedenken. Erst 1987 einigten sich die nationalen Eisenbahngesellschaften beider Länder und begannen mit den Arbeiten, diesmal unterstützt durch die Finanzierung eines Konsortiums aus Banken und anderen Geldgebern.
Sicherheit geht vor
Der Eurotunnel soll nach Angaben der Betreiber sehr sicher sein, auch wenn es natürlich immer wieder zu Unfällen und technischen Pannen kommt. Angesichts der Migrationsproblematik der letzten Jahre wurden die Einreisebestimmungen wie an einem internationalen Flughafen verschärft und der An- und Abreisebereich sicherheitstechnisch abgeriegelt. Dafür sorgen nicht zuletzt mehrere hundert Polizisten, die rund um die Uhr im Einsatz sind.
Aktuelle Entwicklungen
Der Umsatz der Eurotunnel-Betreibergruppe lag im Jahr 2023 bei 1,8 Milliarden Euro, mehr als 20 Prozent davon sind zusätzliche Einnahmen aus einem Hochspannungskabel, das durch den Tunnel führt.
Das Ziel von Yann Leriche, CEO von Getlink, dem Unternehmen hinter dem Eurotunnel, ist es, die Zahl der Personen- und Güterzüge von derzeit 400 pro Tag auf 1.000 zu erhöhen. Zudem sollen die Personen- und Frachtzüge laut Konzernchef Leriche bald auch Städte wie Köln, Genf oder Zürich erreichen.
Spannende Fakten rund um den Eurotunnel
- Die Fahrzeit beträgt im Regelbetrieb etwa 30 Minuten, während die Fähre 90 Minuten benötigt.
- Ein Pendelzug für LKW und PKW ist fast 800 Meter lang, die Personenzüge sind in der Regel 400 Meter lang.
- Insgesamt wurden drei Tunnel gebaut: zwei Haupttunnel für den Verkehr und ein kleinerer Servicetunnel für Wartung und Notfälle.
- Der Tunnel liegt an seiner tiefsten Stelle 75 Meter unter dem Meeresspiegel.
- Leider sieht man das Meer über sich nicht, wenn man im Tunnel ist.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!