Ein Interview mit der Kochbuchautorin Petra Milde
Wir hatten das Vergnügen, mit der Kochbuchautorin und Whiskykennerin Petra Milde ein Interview zu führen, in dem sie unter anderem erzählt, wie sie zum Schreiben von Kochbüchern kam und woher sie ihre Inspiration für ihre Rezepte bezieht.
Was hat Sie dazu inspiriert, Kochbuchautorin zu werden?
Kochen, Küche, Gastlichkeit – das gehörte lange schon intensiv zu meinem Leben. Ich habe selbst eine Ausbildung in der Gastronomie absolviert und mein Mann ist Küchenmeister. Kochbücher zu schreiben, stand aber trotzdem nicht auf meinem Lebensplan, bis der Christian Verlag mich fragte, ob nicht Lust hätte, in dieser Richtung für sie tätig zu werden. Für den Verlag hatte ich zuvor schon Bücher über Spirituosen geschrieben, über Gin, Whisky und Rum. Sie kannten dort meine Passion für Großbritannien und wussten auch um meine Liebe zur Küche. Da kam ich ihnen in den Sinn, als es darum ging, Rahmentexte für ein Teebuch zu schreiben. Und als sie dann nach einer Autorin für ein geplantes Bridgerton-Buch suchten, war es nur ein naheliegender Schritt, mich anzufragen. Das Kochbücher-Schreiben entsprang also ursprünglich nicht meiner eigenen Idee, sondern wurde mir vor die Füße gelegt. Und ich hab‘s gerne aufgenommen.
Wie entwickeln Sie die Rezepte für Ihre Bücher?
Da gibt es kein festes Schema. Zum einen haben mein Mann und ich im Laufe der Jahre viele bewährte Rezepte zusammengetragen. Aus diesem Erfahrungsschatz kann ich schöpfen und die Rezepte nach Bedarf anpassen.
Dann bin ich ja auch viel auf Reisen, halte meine Augen offen, sammle Inspirationen oder frage auch ganz einfach nach den Rezepten, wenn mich etwas begeistert. Für das Schottland-Kochbuch habe ich viele Anregungen von den Foodies bekommen, die ich besucht habe. Im neuen Buch „Scones, Scones, Scones“ finden sich auch einige Rezepte, die mir Gastgeber als fertige Rezepte überlassen haben.
Und je nach Kochbuchthema suche ich auch ganz gezielt nach passenden Ideen im Internet, lese Artikel, verfolge Kochblogs, schaue mir Kochbücher an. Dabei geht es nicht ums Abschreiben, sondern um Ideen, die sich weiterentwickeln lassen. Bei meinem Bridgerton-Kochbuch ging es beispielsweise darum, Rezepte für Gerichte und Gebäck zu entwickeln, wie man sie auch schon im 19. Jahrhundert hätte auf dem Speiseplan entdecken können. Dafür habe ich mich in alten Kochbüchern und Berichten aus jener Zeit umgesehen und Rezepte angepasst und weiterentwickelt.
Was ist Ihnen bei der Auswahl der Rezepte für ein Buch am wichtigsten?
Zunächst einmal sollen sie natürlich zum Thema des Buches passen, denn wer beispielsweise ein Buch über schottische Küche kauft, der möchte beim Durchblättern und Nachkochen dadurch auch das Gefühl für das Land bekommen, für die Esskultur dort. Regionale Kochbücher sind immer auch so etwas wie Genuss-Reiseführer. Für das Harry-Potter-Kochbuch habe ich versucht, auch ein wenig Magie einfließen zu lassen.
Die Rezepte sollten nachkochbar sein, ohne dass man erst einmal groß umrechnen muss oder wegen bestimmter nebensächlicher Zutaten kilometerweit zu einem Händler fahren muss. Bei Rezepten aus der britischen Küche heißt das konkret, dass ich von Cups zu Kilogramm oder Liter transkribiere oder die Mehltypen anpassen muss.
Haben Sie ein Lieblingsrezept aus einem Ihrer Bücher?
Jeden Tag ein anderes! Ich liebe beispielsweise den Stout Cake aus dem Schottlandkochbuch, einen Schokoladenkuchen mit dunklem Bier. Oder die Cock a Leekie – Suppe, eine traditionelle schottische Hühnersuppe, die wir daheim schon seit vielen Jahren selbst zum Burns Supper kochen. Im Scones-Buch gibt es ein Rezept für Scones mit Blauschimmel und Walnüssen – herrlich! Ach und in meinem Cider-Buch findet sich ein Rezept für Apfel-Zwiebelkuchen….und und und….
Wie beeinflusst Ihre Familie Ihre Arbeit und wie integrieren Sie das Kochen in Ihr Familienleben?
Die Rezepte, die in eines meiner Kochbücher Einzug halten, sind auch selbst ausprobiert. Ich will ja sichergehen, dass alles passt. So gibt es dann schon mal eine Weile „Themenküche“ oder auch zwei-, dreimal das gleiche Gericht oder Gebäck, bis es passt. Mein Mann nimmt es gelassen, er probiert gerne mit aus. Und meine Töchter – schon erwachsen und mit eigener Familie – lassen sich auch gerne mit einspannen beim Ausprobieren. Als für das Scones-Buch 50 verschiedene Sconesvariationen zu backen waren, gab es bei allen Scones, Scones, Scones…
Wann und wie begann Ihre Leidenschaft für Whisky und wie hat sie sich in Ihrer beruflichen Laufbahn entwickelt
Wer seine Liebe zu Schottland entdeckt und das Land bereist, begegnet früher oder später unweigerlich auch dem Whisky. Nun muss man ihn deshalb nicht unbedingt leidenschaftlich lieben lernen, aber ich war fasziniert von diesem so absolut vielfältigen Getränk und beschäftigte mich näher mit dem Woher und Wie, besuchte Brennereien und nahm an Tastings teil. Ich begann, über Whisky zu bloggen (www.meinwhisky.com) und für Onlineshops, Importeure und Magazine Artikel über Whisky zu schreiben. Ich moderierte Tastings und stand auf Whiskymessen für verschiedene Auftraggeber beratend hinter Ständen. Die Liebe zum Gin gesellte sich übrigens hinzu und mein erstes Buch war dann tatsächlich auch „99xGin“ für den Christian Verlag, „99xWhisky“ folgte erst danach.
Was hat Sie dazu inspiriert, ein Kochbuch über die schottische Küche zu schreiben?
Schottland ist seit vielen, vielen Jahren so etwas wie eine zweite Heimat für mich. Ich liebe das Land, wir bereisen es immer und immer wieder. Da war es keine Frage, dass ich dem Verlag ein Schottland-Kochbuch vorschlug. Dieses Buch ist ein reines Herzensprojekt.
Welche Ihrer persönlichen Erlebnisse in Schottland haben Sie besonders beeinflusst?
Immer wieder sind es die Menschen und ihre Gelassenheit, die mich faszinieren. Die Gastfreundschaft. Bei der Recherchereise für das Scones-Buch entdeckte ich auf der Insel Mull einen kleinen Teeroom, in dem als Spezialität Seaweed-Scones angeboten wurden. Seetang, das klang absolut faszinierend. Ich fragte nach und die Besitzerin erzählte, dass sie alle Backwaren selbst zubereitet. Am nächsten Morgen könne sie gerne wieder Seaweed-Scones backen und ich solle doch einfach dazukommen und dabei sein. Zu dieser Einladung konnte ich natürlich nicht Nein sagen.
Welche schottischen Zutaten und Produkte faszinieren Sie am meisten und warum?
Das meiste, das in der schottischen Küche zu finden ist, gibt es auch so oder ähnlich bei uns. Viele Fisch- und Muschelgerichte beispielsweise. Aber nicht den Haggis. Ich liebe Haggis! Warum? Weil er so urtypisch für eine herzhafte und sättigende Küche steht, die Schottland traditionell ausmacht. Und weil er so lecker ist.
Arbeiten Sie aktuell an einem neuen Buch oder einem anderen Projekt?
Ja, im Frühjahr kommt ein neues Kochbuch heraus. Auch wieder im Christian Verlag und es ist auch wieder ein regionales Kochbuch. Aber diesmal hat es nicht die britische Küche zum Thema, diesmal geht es um eine deutsche Region. Auch hier ist es eine, in der ich mich auch gut auskenne. Demnächst mehr dazu, Neuigkeiten gibt es dann dazu auf meiner Homepage.
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