eine uralte Tradition auf der Isle of Man
Jedes Jahr am 26. Dezember, dem St. Stephen’s Day, ziehen Gruppen von Menschen musizierend und singend durch die Straßen auf der Isle of Man. Sie tragen einen geschmückten Pfahl mit einer Zaunkönig-Attrappe mit sich. Danach treffen sich alle zum gemeinsamen Tanz. Was hat es mit dieser ungewöhnlichen Tradition auf sich und wo liegen ihre Ursprünge?
Die Jagd auf den Winterkönig
Wren ist die englische Bezeichnung für den Zaunkönig und die feierliche Jagd auf diesen Vogel war einst auf den Britischen Inseln, in Frankeich und in Teilen Nordeuropas verbreitet. Sie ist aber heute nur noch auf der Isle of Man und in Teilen Irlands lebendig.
Schon um das Jahr 1720 gibt es eine erste Erwähnung der Tradition auf der Isle of Man, wo sie angeblich schon vor "undenklichen Zeiten" stattfand. Sie wird auf der Insel seitdem ununterbrochen gefeiert, obwohl sie sich im Laufe der Zeit verändert hat. Heute kommt zum Glück kein echter Zaunkönig mehr zu Schaden.
Früher wurde der kleine Vogel jedoch gejagt, getötet, aufgebahrt und laut Bericht auf dem örtlichen Kirchhof mit "skurriler Feierlichkeit" begraben. Dazu gehörte auch das Singen von Klageliedern in Manx, der ursprünglichen Sprache der Isle of Man.
In einem Bericht aus dem Jahr 1816 heißt es, dass die Jagd auf den Zaunkönig an den Weihnachtsfeiertagen zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang stattfand. Der Vogel wurde an diesem Tag "verfolgt, beworfen, beschossen und vernichtet, ohne Gnade". In diesem Bericht von H. A. Bullock erfahren wir auch, dass die Federn des Vogels Glücksbringer für das kommende Jahr waren, vor allem für Seeleute. Ein Fischer galt sogar als äußerst unvernünftig, wenn er auf diesen Schutz verzichtete.
Tanz und Musik zu Ehren des Zaunkönigs
In einem anderen Text von 1845 wurde bereits ein Tanz erwähnt, der nach dem Begräbnis des Zaunkönigs auf dem Kirchhof stattfand. Gemeinsames Tanzen ist noch heute ein wichtiger Bestandteil des Hunt the Wren. Denn nachdem die Menschen mit dem Zaunkönig durch den Ort gezogen sind, treffen sie sich, bilden einen Kreis, halten sich an den Händen und tanzen. Die Schritte und Abläufe sind dabei genau vorgegeben – ebenso wie das zugehörige Lied, das mit diesen Zeilen endet:
The wren, the wren, the king of all birds,
St. Stephen's Day was caught in the furze,
Although he is little, his family is great,
We pray you, good people to give us a treat.
Der Zaunkönig, der Zaunkönig, der König aller Vögel,
an St. Stephen's Day wurde er im Ginster gefangen,
Obwohl er klein ist, ist seine Familie groß,
Wir bitten euch, ihr guten Menschen, macht uns eine Freude.
Hunt the Wren: Der Ursprung
Man vermutet, dass dieser kuriose Brauch aus frühen Opferpraktiken hervorgegangen ist und mit der Wintersonnenwende in Verbindung steht. Der Zaunkönig als König aller Vögel mit seinen glücksbringenden Federn stellte demnach ein würdiges Opfer dar. Der kleine Vogel wird zudem auch bei uns manchmal Winterkönig genannt, da er auch in der kalten Jahreszeit singt.
Eine bekannte Sage hat jedoch eine andere, weitaus märchenhaftere Erklärung. Die Geschichte handelt von einer Zauberin aus der Anderswelt namens Tehi Tegi, die die Männer der Isle of Man in die Irre führte – und letztlich ins Verderben. Diejenigen, die überlebten nahmen die Verfolgung auf und wollten sich an ihr rächen. Aber die Zauberin verwandelte sich lachend in einen Zaunkönig und flog davon. Man sagt, dass dieser besondere Vogel der erste war, der gejagt und zur Schau getragen wurde.
In einer weiteren Erzählung hatte ein angriffslustiger Seegeist die Gestalt des Vogels angenommen. Andere Geschichten erzählen davon, dass ein hungriger Zaunkönig versehentlich den schlafenden Feind weckte, als er einige Krümel auf einer Trommel aufpickte.
Eine lebendige Tradition auf der Isle of Man
Ob der Zaunkönig nun als König der Vögel geopfert oder aufgrund von Verrat oder Missgeschick gejagt wurde, ist uns heute verborgen. Seine Federn dienen Seeleuten auch nicht mehr als Glücksbringer. Aber eins steht fest: Aus der Zaunkönigsjagd hat sich eine lebendige und gemeinschaftsstiftende Tradition entwickelt, die die Menschen auf der Isle of Man jedes Jahr am 26. Dezember voller Begeisterung feiern.
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