Der Umgang mit dem Tod fällt uns schwer, viele verdrängen den Gedanken daran, so lange es geht. Das war in früheren Zeiten ganz anders, und ein besonders bemerkenswertes Beispiel ist die Tradition der irischen Totenwache. Diesem Brauch widmet sich nun ein eigenes Museum im Südwesten der Republik: das „Irish Wake Museum“ in Waterford. Es hat seinen Sitz im (mutmaßlich) ältesten Haus der (mutmaßlich) ältesten Stadt des Landes. Das passt, denn die Rituale rund um Trauer, Trost und Neuanfang gehen viele Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende zurück.
„Wake“ heißt Wache. Zwischen dem Tod und dem Begräbnis wurde der oder die Verstorbene nicht allein gelassen, es saß immer jemand dabei (und zwar möglichst ohne einzuschlafen und meist auch zu mehreren). Anders als heute üblich wurden Tote zu Hause aufgebahrt. Da mehrere Tage bis zur Beerdigung vergehen konnten, wechselten sich die Wachhabenden ab, darunter die Nächsten und Liebsten wie Kinder, Ehepartner und Eltern, aber auch Freundinnen und Freunde, Nachbarn und Leute aus dem Arbeitsumfeld. Der Raum war verdunkelt, Kerzen brannten, es wurde gebetet, aber auch erzählt, gesungen – und sogar gelacht. Eine irische Totenwache war eben beides, würdevoller Abschied und eine Feier des Lebens.
Ein anderer Umgang mit dem Tod
Natürlich bot „the Wake“ vor allem eine Gelegenheit zu trauern, sich gemeinsam an den Menschen, der gegangen war, zu erinnern. Jedoch wird die Stimmung nicht immer düster und verzweifelt oder gar gruselig gewesen sein. Anders als heute gehörte der Tod zum Alltag und kam oft sehr viel früher. Die Kindersterblichkeit war hoch, und Frauen starben häufig lange vor ihrer Zeit durch Komplikationen bei oder nach der Geburt. Angesichts dieser fast schon alltäglichen Trauerfälle mussten die Menschen einen Weg finden, den Mut nicht zu verlieren und weiterzuleben. Rituale wie die Totenwache und auch das eine oder andere Glas Whiskey halfen dabei – nach manchen Beschreibungen ging es bei den „wakes“ nicht immer abstinent zu.
Miniatursarg zur Erinnerung
Das Museum ist in einem ehemaligen Almosenhaus untergebracht. Es veranschaulicht Bräuche aus vielen Jahrhunderten, ehe die Totenwache im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus der Mode kam. Zu den Exponaten gehört zum Beispiel ein Mini-Sarg, in dem man eine kleine Menge Asche eines lieben Menschen mit sich trug. Aber auch Erinnerungsplaketten, Kreuze und vieles mehr sind zu sehen.
Übrigens hat die irische Totenwache auch ein literarisches Denkmal: im Roman „Finnegans Wake“ von James Joyce. An dem hoch komplexen Werk arbeitete der Autor 17 Jahre lang.
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