Wenn Sie zu denjenigen Menschen gehören, die die Aktivitäten der königlichen Familie aufmerksam verfolgen, dann dürfte Ihnen unlängst ein Detail nicht entgangen sein, so subtil es auch gewesen ist: Auf der offiziellen Website der Monarchie, ist Prinz Harry nicht mehr mit dem Titel „HRH“ (His Royal Highness) vertreten. Wie es dazu kam?
Als Prinz Harry und Herzogin Meghan im Jahr 2020 ihren Rücktritt als „working members“ (hochrangige Mitglieder) der königlichen Familie erklärten, gab der Buckingham-Palast eine Mitteilung heraus, die besagte, dass die Sussexes ihre HRH-Titel nicht mehr verwenden würden. Während Meghans HRH-Titel unmittelbar von der Profilseite der königlichen Familie entfernt wurde, blieb Harrys Titel bestehen. Drei Jahre lang sollte es dauern, bis auch Harrys HRH von der Webseite verschwand. Woran diese Verzögerung gelegen hat?
Ein Sprecher des Buckingham-Palastes erklärt dies mit umfänglichen Korrekturen, die seit dem Tod von Königin Elizabeth II. an den über 5.000 Einträgen der royalen Webseite vorgenommen werden mussten. Man habe es schlichtweg bis dato nicht geschafft, alle Artikel zu aktualisieren.
Ein Umstand, den man durchaus nachvollziehen kann, auch wenn es etwas verwundert, dass die als „The Firm“ bezeichnete Institution auch nur mit Wasser zu kochen scheint wie wir alle.
In diesem Artikel werfen wir einen näheren Blick auf die Anrede „His“ bzw. „Her Royal Highness“ und was es damit auf sich hat.
Der HRH-Titel – geprägt durch König Georg V.
Die Buchstaben „HRH“ stehen für „His Royal Highness“ bzw. „Her Royal Highness“, auf Deutsch „Seine“ bzw. „Ihre Königliche Hoheit“, und sind eine Anrede für hochrangige Mitglieder der königlichen Familie.
Seit dem frühen 18. Jahrhundert ist es Tradition, diesen Titel an Söhne und Enkel (später auch an Töchter und Enkelinnen) des Monarchen zu verleihen.
Die Vergabe des HRH-Titels sind eng mit König Georg V., dem Begründer des Hauses Windsor, verbunden. Am 11. Dezember 1917 erließ er ein königliches Patent, das die Verwendung des Titels „HRH“ einschränkte und gleichzeitig andere königliche Titel wie „Serene Highness“ und „Plain Highness“ („Durchlaucht“ bzw. „einfache Hoheit“) abschaffte. Die Entscheidungen von König Georg V. aus dem Jahr 1917 haben bis heute Auswirkungen auf die Mitglieder des Hauses Windsor.
Monarchen, Kinder, Enkel: Wer darf den HRH-Titel tragen?
Die Kinder eines Monarchen in der männlichen Linie sind automatisch eine „Königliche Hoheit“ und tragen den HRH-Titel von Geburt an. Er kann ihnen aber auch genommen werden. So verlor unlängst Prinz Andrew seinen „HRH“ aufgrund der Skandale rund um das Missbrauchsverfahren, das gegen ihn geführt wurde.
Bei den Enkelkindern eines Monarchen gestaltet es sich hingegen komplizierter: Die Söhne eines Monarchen können den HRH-Titel als Auszeichnung für ihre Kinder beanspruchen, die Töchter jedoch nicht. So kommt es, dass William (und früher Harry), Beatrice und Eugenie allesamt HRHs sind, weil sie die Kinder von Söhnen der letzten Monarchin, Queen Elizabeth II. sind.
Die Regel, dass nur der älteste Sohn des ältesten lebenden Sohnes des Prinzen von Wales Anspruch auf diesen Titel hat, nicht aber die jüngeren Söhne oder Töchter des ältesten lebenden Sohnes des Prinzen von Wales, änderte Königin Elisabeth II. im Jahr 2012, kurz vor der Geburt von Prinz George. Somit können alle Kinder des ältesten lebenden Sohnes des Prinzen von Wales den Titel tragen. Als die Königin noch lebte, bedeutete dies, dass die Kinder von Prinz William als dem ältesten lebenden Sohn des damaligen Prince of Wales (Prinz Charles) den HRH-Titel erhielten: Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis.
Jüngere lebende Söhne eines Prinzen von Wales werden im Patentbrief nicht erwähnt, sodass die Kinder von Prinz Harry, Herzog von Sussex, Archie und Lilibet, nicht automatisch den HRH-Titel tragen.
Anders verhält es sich mit den Kindern von Prinz Edward, Louise und James: Sie sind technisch gesehen ebenfalls königliche Hoheiten, aber ihre Eltern kündigten bei ihrer Hochzeit an, dass ihre zukünftigen Nachkommen den Titel nicht verwenden würden.
Die Kinder von Prinzessin Anne, Zara und Peter, waren hingegen nicht qua Geburt royale Hoheiten. Ihr Vater, Captain Mark Phillips, ist kein Mitglied der königlichen Familie und auch das Angebot, sich „Earl“ nennen zu dürfen, lehnte er dankend ab. Anne entschied sich, für ihre Kinder den Titel nicht zu beanspruchen und begründete dies in einem Interview damit, dass die Nachteile gegenüber den Vorteilen vermutlich überwiegen würden. Somit tragen auch wiederum die drei Kinder von Zara und Mike Tindall sowie die beiden Töchter von Peter Philips nicht den HRH-Titel.
HRH durch Heirat
Wenn ein Mann mit HRH-Titel heiratet, wird sein Titel mit seiner Frau geteilt. Das bedeutet, dass bei den Hochzeiten des Prinzen von Wales, des Herzogs von Cambridge, des Herzogs von Sussex, des Grafen von Wessex, des Herzogs von Gloucester, des Herzogs von Kent und des Prinzen Michael von Kent alle Ehefrauen automatisch zu HRHs wurden.
Diana, die Prinzessin von Wales, trug nach ihrer Hochzeit mit Prinz Charles den Titel „Her Royal Highness“, während Sarah, die Herzogin von York, diesen Titel nach ihrer Heirat mit Prinz Andrew erhielt. Beide Frauen verloren diesen Titel bei ihren Scheidungen, nachdem die Königin sogenannte „Patentbriefe“ ausgestellt hatte, die den Titel nach dem Ende der königlichen Ehe abschafften.
Seit ihrer Hochzeit mit Prinz William führt Prinzessin Catherine ebenfalls den Titel „Her Royal Highness“.
Die Ehepartner weiblicher Hoheiten haben hingegen keinen Anspruch auf den Titel. Dies bedeutet, dass Personen wie Antony Armstrong-Jones, Angus Ogilvy, Mark Phillips, Timothy Lawrence, Jack Brooksbank und Edoardo Mapelli Mozzi nach ihrer Heirat mit Mitgliedern der königlichen Familie keine königlichen Titel tragen dürfen. Falls Prinzessin Charlotte in der Zukunft heiraten sollte, wird ihr Ehepartner ebenfalls keinen königlichen Hoheitstitel erhalten, während ihre Brüder, Prinz George und Prinz Louis, diesen Titel behalten werden.
Daneben gibt es noch viele, kleinteilige Regeln und Abstufungen, deren Aufführung aber hier zu weit führen würde. Eine Übersicht über die derzeitigen königlichen Hoheiten und deren Aktivitäten erhalten Sie auf der offiziellen Webseite des englischen Königshauses.
Ein Leben lang „HRH“
Wenn ein HRH-Titel einmal verliehen wurde, bleibt er für immer bestehen, es sei denn, der Monarch entscheidet sich für dessen Aufhebung, wie es bei den zuvor genannten Fällen von Prinz Andrew und Prinz Harry geschehen war. Selbst wenn der Monarch stirbt, bleibt die königliche Auszeichnung bestehen.
Außer natürlich, wenn die Royale Hoheit selbst Monarch wird: König Charles trug zu seinen Zeiten als Prinz die Anrede „HRH“, nun als König wird er mit „HM“ angesprochen – „His Majesty“.
PS. Produkte rund um die königliche Familie Großbritanniens gibt es in unserem Online-Shop.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!