Staatsempfänge, königliche Hochzeitsreisen, Familienferien vom royalen Alltag: Die Royal Yacht Britannia war Schauplatz vieler offizieller und ganz privater Ereignisse und schipperte die Mitglieder des Königshauses rund um den Erdball. Vor genau 70 Jahren – am 16. April 1953 – wurde sie in Glasgow vom Stapel gelassen.
Die noch ganz junge Queen verkündete damals den bis dato geheim gehaltenen Namen des Schiffes und taufte es mit einer Flasche „Empire Wine“, die brav an der Außenhaut zerschellte. Wäre das Glas heil geblieben, so hätte das nach einem Aberglauben Unglück gebracht. So aber brachte die Britannia Glück, vor allem Königin Elizabeth selbst: Dort sei, so sagte sie einmal, der einzige Ort, an dem sie wirklich ausspannen könne. Umso trauriger war sie beim Abschied, als das reparaturbedürftige Schiff 1997 außer Dienst gestellt wurde.
Heute ist die schmucke Yacht ein Museum. Sie liegt – tadellos restauriert und rund ums Jahr geöffnet – im Hafen Leith in Edinburgh fest vor Anker und gilt als eine der größten Touristenattraktionen der Nation.
Ganz diskret: kein Namenszug am Schiffsrumpf
Von außen ist das Schiff eine Schönheit mit dem dunkelblau glänzenden, rot abgesetzten Schiffsrumpf (den übrigens ein Wappen, aber kein Namenszug ziert – damit die Britannia nicht überall sofort erkannt wurde). Das Innenleben ist fast komplett original erhalten, wirkt wunderbar nostalgisch mit viel Holz und Messing und gibt Einblicke in das Leben der Royals. Elizabeth und Philip hatten – wie sich das für ein königliches Paar gehört – getrennte Schlafzimmer, ihrs ein wenig verspielt, seins ganz nüchtern.
Scones und Tee auf dem Royal Deck
Die Wohnräume und der Lieblingsraum der Queen – die Sun Lounge – sind im schlichten, aber eleganten Stil der 1950er eingerichtet. Sogar der Saal für Staatsbankette, der etwa hundert Gäste fasste (und heute für Feiern gebucht werden kann), wirkt auf angenehme Weise bescheidener als vergleichbare Räume in Schlössern. An Deck spielten die Königskinder einst Fangen, und einmal wurde auch ein kleines Schwimmbecken aufgestellt. Wo früher Staatsgäste zum Cocktail gebeten wurden, ist heute ein Tearoom.
Unter Deck: Schlafkojen und eine Wäscherei
Der Kontrast zu den Mannschaftsquartieren ist dann trotz allen Understatements sehr deutlich: Wo die Matrosen wohnten, sind die Decken niedrig, alles ist einheitlich gestrichen ohne viel Dekor, man nächtigte in Schlafkojen und duschte im Gemeinschaftsbad. Bis in die 1970er schliefen die einfachen Matrosen sogar noch in Hängematten. Auch die Brücke, der Maschinenraum, der sehr gediegene Offiziersspeisesaal und sogar die Wäscherei können besichtigt werden.
Also, wer sehen möchte, wo die Queen auf Reisen am Schreibtisch arbeitete, wo Philip mit den Offizieren anstieß und wo Charles und Diana dereinst ihre – wohl nicht allzu glücklichen – Flitterwochen verbrachten, sollte die 18.50 Pfund fürs Ticket investieren (für Kinder 9.25 Pfund, Familientickets 50 Pfund). Ein Besuch der Royal Yacht Britannia lohnt sich und ist bei einem Besuch in Edinburgh fast ein Muss.
Hier https://www.royalyachtbritannia.co.uk/ geht´s zu weiteren Infos.
Ein zeitgenössischer Wochenschaufilm vom Stapellauf der Britannia ist bei YouTube zu sehen. Der Kommentator spricht das damals übliche sehr feine Englisch, und die Königin erfüllt ihre Aufgabe mit ernster Miene.
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