ein Stück Alltagsglück und seine Geschichte
Feine Seife bringt ein bisschen Luxus in unseren Alltag. Ob wir Rosen-, Lavendel- oder Zitrusduft besonders lieben, ist Geschmackssache und hängt oft auch mit unseren Kindheitserinnerungen zusammen. Der Geruchssinn ist besonders eng mit dem Gedächtnis verknüpft, und wenn unsere Oma eine besondere Seife im Bad liegen hatte, dann ist jede Wiederbegegnung mit diesem oder einem ähnlichen Duft eine kleine Zeitreise.
Anfangs zum Wäschewaschen
Großbritannien hat eine lange Tradition der Seifenherstellung und ist heute bekannt für Luxusseifen mit edlen Pflanzendüften, dekorativ verpackt. Bis dahin war es aber ein weiter Weg, denn im Mittelalter und davor wurde tierisches Fett – Talg – für Seifen verwendet. Von Duft konnte keine Rede sein. Das Prinzip der Herstellung war aber schon erkannt: Fett wurde mit Natron oder Asche gekocht, wobei Tenside entstehen. Seife wurde jahrhundertelang in erster Linie zum Wäschewaschen verwendet.
Roter Schimmer im Männerhaar
Schon in der frühen Antike – in Sumer und in Babylon – wurde Seife hergestellt, aber es dauerte, bis sie nach Europa kam. Die Gallier und Germanen sollen, so geht aus römischen Schriften hervor, etwas Seifenähnliches zum Färben ihrer Haare verwendet haben (und zwar die Männer, nicht die Frauen). Sie erzielten damit einen rötlichen Ton. Ab dem 8. Jahrhundert kamen die besten Seifen aus arabischen Ländern und waren ein teures, für die einfache Bevölkerung nicht bezahlbares Luxusgut. Allerdings war das Mittelalter – zumindest bis zum Ausbruch der Pest im 14. Jahrhundert – weniger unhygienisch, als wir heute so glauben. Mit dem Schwarzen Tod kam allerdings der Glaube, die Krankheit verbreite sich durch Waschen und Baden, obwohl das Gegenteil der Fall ist.
Ungefähr ab dem 16. Jahrhundert verwendeten die europäischen Seifensieder Olivenöl aus Spanien oder Italien und auch andere Pflanzenöle, und schon bald kam die Idee, auch Duftstoffe zuzusetzen. Seife roch jetzt viel besser und wurde zum Luxusgut für die besseren Kreise.
Bristol, Stadt der Seifensieder (und Seifensiederinnen)
Als erste englische Stadt, in der Seife hergestellt wurde, gilt Bristol im Süden – hier wurde spätestens im 12. Jahrhundert Seife gekocht, wie der Bericht eines Mönchs belegt: Er schrieb damals leicht ironisch, in dieser Stadt sei jeder ein Seifensieder oder mal ein Seifensieder gewesen. Die „Company of Soapmakers“ legte im 16. Jahrhundert ein Verzeichnis an, in dem 180 Angehörige ihrer Branche namentlich genannt sind, darunter auch einige Frauen. Sie fertigten im Wesentlichen zwei Sorten Seife: eine schwarze, die in Töpfen verkauft wurde, genannt „Bristoll Sope“. Und eine graue, die überwiegend nach London geliefert wurde.
Ein königliches Monopol
Aber 1632 wurde alles anders. König Charles I. schuf ein Monopol für Seifenhersteller aus Westminster; die Krone kassierte die Steuern. Das bedeutete den Niedergang der Seife aus Bristol (der König endete später auf dem Schafott, aber das hatte andere Gründe). Erst Anfang des 19. Jahrhunderts war Bristol wieder ganz vorn dabei in der Seifenproduktion.
Während Seife jahrhundertelang in Heimarbeit gekocht wurde, setzte nun die industrielle Produktion ein. Der heutige Weltkonzern Unilever hat übrigens als Seifenhersteller angefangen – die Brüder Lever aus Cheshire gründeten 1885 eine Firma, die mit einer Seife namens Sunlight – in Deutschland Sunlicht – bekannt wurde.
Feine Seifen für alle
Heute haben Seifen mit cremigem duftendem Schaum, die mit natürlichen Ingredienzen hergestellt werden, Hochkonjunktur. Das feste Seifenstück, das nie ganz aus der Mode war, erlebt außerdem ein Comeback, da die Verpackung besonders umweltfreundlich ist. Aber auch flüssige Seife, deren Container man meist wieder auffüllen kann, hat ihre Vorteile: Sie ist sparsam und hygienisch.
Quelle u. a. Bristol Museums www.bristolmuseums.org.uk
P. S. Die „soap opera“ oder einfach nur „soap“ für langlebige Fernsehserien hat nur sehr indirekt mit Seife zu tun. Der Name bezieht sich auf Seifenflocken, mit denen man früher die Wäsche wusch. Waschmittelwerbung hatte ihren festen Platz in der Werbepausen.
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