Piazza, Palmen, pastellfarbene Hausfassaden, Campanile und Kuppelbau: Im Norden von Wales liegt ein Dorf, das so aussieht, als gehörte es ans Mittelmeer. Diese Spielerei des walisischen Architekten Clough William-Ellis (1883 – 1978) ist heute eine der Top-Touristen-Attraktionen des Landes und trägt den eher nicht mediterranen, sondern sehr einheimischen Namen Portmeirion.
William-Ellis hat seinen Traum mit Unterbrechungen über 50 Jahre, nämlich zwischen 1926 und 1976, verwirklicht. Das Ensemble, das er geschaffen hat, sieht einem italienischen, in den Hang gebauten Küstendorf tatsächlich sehr ähnlich – vor allem bei schönem Wetter, denn es liegt über einer malerischen Bucht. Ist der Himmel grau, wie es gelegentlich vorkommt in Nordwales, so ist der Kontrast umso verblüffender. Der Architekt hatte gezielt nach einem Ort gesucht, der die richtige Lage und Topografie hatte, und wurde an der Bucht von Tremadog in Snowdonia fündig. Dort stand eine viktorianische Villa, die er zum Hotel umbaute, um Geld für den Rest des Projekts hereinzubringen. Nach und nach, mit viel Geduld und Fantasie schuf er eine Idylle inmitten eines subtropischen Parks, einen zentralen Platz mit Brunnen und Häuser aus verschiedenen Stilepochen, wie sie in einem gewachsenen Dorf auch zu finden sind.
Portmeirion ist ein Urlaubsort. Neben dem erwähnten Hotel gibt es ein zweites in einer von Zinnen bewehrten Burg, die aber nicht aus dem Mittelalter, sondern aus dem 19. Jahrhundert stammt. Außerdem sind einige der pittoresken Häuschen Ferienhäuser oder enthalten Ferienwohnungen. Das Dörfchen hat ein Restaurant und eine Eisdiele, beides natürlich echt italienisch, diverse Cafés und Bistros, ein Spa und Geschäfte. Am Kai liegt ein steinernes Boot, das bei Kindern sehr beliebt ist. Tagestouristen sind willkommen, der Eintritt für Erwachsene kostet 17 Pfund, und wer immer wieder hinfahren will, kann eine Jahreskarte erwerben. Die bewaldete Umgebung lässt sich gut erwandern, und da das Dorf an einem Ästuar – einer Flussmündung mit Tidenhub – liegt, sind auch Ausflüge ins Watt möglich.
Über die Jahre hat Portmeirion viele prominente Besucher gezählt, angefangen vom amerikanischen Star-Architekten Frank Lloyd Wright über die Beatles bis zum Schriftsteller Noël Coward, der hier sein Stück „Blithe Spirit“ schrieb. Für Hochzeiten und andere festliche Anlässe sowie für Filmaufnahmen ist das Dorf eine beliebte Location. In den späten 1960ern war es Schauplatz der Agentenserie „The Prisoner“ (auf Deutsch „Nummer 6“), deren Fans noch heute nach Portmeirion pilgern.
Mehr über das etwas kitschige Kleinod an der walisischen Küste: https://portmeirion.wales/visit
Hier geht es zu einem Youtube-Video: https://youtu.be/iyrqbbFVPUY
Leserbriefe (1)
Andrea Perez
am 08.08.2022Als wir 1997 ,leider als gerade Lady Di starb,zum ersten Mal in Wales waren,haben wir es verabsäumt Portmeirion zu besichtigen. Heuer stand es ganz oben auf unserer Wunschliste. Nicht nur das wir einen wunderbaren warmem Tag ,leider sonst war es recht kühl Anfang Juni ,sondern auch einen recht ruhigen Tag erwischten.Natürlich durfte ein Besuch im dortigen Shop nicht fehlen und so wanderte eine kleine Vorratsdose mit den typischen Blumendesign mit nach Wien.
Danke für den schönen Artikel und für uns so wunderbare Erinnerungen an Portmeirion und Wales.
Wir kommen wieder.
Andrea und Jose Perez