Der Mann, der Katzen malte
„Ein Film, den man auch lieben wird, ohne Katzen zu lieben oder den Künstler Louis Wain bereits zu kennen.“ So die vollmundige Ankündigung zum Kinostart (am 21. April 2022) von „Die wundersame Welt des Louis Wain“.
Darum geht’s
London, Ende des 19. Jahrhunderts: Der ebenso begnadete wie exzentrische Zeichner und notorische Einzelgänger Louis Wain (Benedict Cumberbatch) lebt zusammen mit seiner Mutter und seinen fünf Schwestern in einem turbulenten Haushalt, in dem es an nichts fehlt – außer an Geld. Als Mann der Familie ist es an ihm diese zu ernähren, weshalb er nur widerwillig eine Stelle als Illustrator bei der Illustrated London News annimmt. Eine Entscheidung, die sein Leben komplett verändert, denn seine Zeichnungen von Katzen werden weltberühmt. Doch damit nicht genug, Louis verliebt sich Hals über Kopf in die für seine Schwestern neu eingestellte Gouvernante Emily Richardsen (Claire Foy). Gegen alle Widerstände der Familie werden die beiden ein Paar. Alles scheint sich endlich zum Guten zu wenden, als ein Schicksalsschlag Louis vor eine ganz andere Herausforderung stellt …
Die Hauptdarsteller und der Regisseur
Louis Wain – hinreißend schusselig gespielt von Benedict Cumberbatch („Sherlock“) – gehörte seinerzeit zu den berühmtesten britischen Malern. Mit seinen Katzencomics, die sie in menschlichen Alltagssituationen zeigen, erlangte er Weltruhm. Die Liebe seines Lebens wird von Claire Foy (bekannt aus „The Crown“) gespielt. Regisseur Will Sharpe, der im Format 4:3 gedreht hat, lässt mit viel Liebe zum Detail eine viktorianische Zeit auferstehen, die visuell nicht bestechender sein könnte und setzt dem exzentrischen und liebenswerten Maler ein einzigartiges cineastisches Denkmal.
Wer war Louis Wain?
Louis Wain kennt man als den Mann, der Katzen malte. Ein talentierter Künstler, der mit der rechten Hand ebenso geschickt war wie mit der linken. Er kam 1860 auf die Welt und war um die Jahrhundertwende einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Seine Katzenbilder faszinierten eine ganze Nation. Wains Hände verwandelten zur damaligen Zeit das bis dahin nur geduldete Tier in ein von jedermann geliebtes Wesen. Man könnte sagen, dass Louis Wain Katzen in Großbritannien populär machte. Bilder der „Louis-Wain-Katze“ – eine vermenschlichte Katze, immer bereit für Schabernack – füllten die Seiten der Magazine.
Die schrullige Intelligenz, die seine Arbeit durchdringt, spiegelte sich auch im Künstler selbst wider. Er hatte viele Interessen. Sein messerscharfer Verstand beschäftigte sich intensiv mit den Möglichkeiten von Elektrizität und entwickelte potenzielle Patente. „Ein Tausendsassa“, sagt Wain-Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch, „und ein Meister in so manchem.“
Louis Wain war ein meisterlicher Zeichner, dessen Arbeit viele Bewunderer fand. Der Schriftsteller H. G. Wells sagte 1927: „Er erfand einen Stil für Katzen, eine Gesellschaft für Katzen, eine ganze Katzenwelt.“
Doch trotz der enormen Beliebtheit seiner Arbeit, seines Ruhms sowie seiner scheinbar sorgenfreien und immensen Schaffenskraft, war Wains Lebensgeschichte nicht nur voller Triumphe, auch Tragödien waren ihm nicht fremd.
Wie Louis Wain auf die Leinwand kam
Filmemacher Will Sharpe, sowohl Regisseur als auch Ko-Autor des Films „Die wundersame Welt des Louis Wain“, fand die inspirierende Art und Weise von Wains außergewöhnlichem Leben und die Herausforderung, einen Ausdruck für seine innere Welt zu finden, am aufregendsten.
„Ich hatte sofort einen Draht zu seinen Bildern, die gespickt sind mit Humor und köstlichen kleinen Details über den Alltag, aber manchmal auch Rastlosigkeit und Sorge, bisweilen gar Traurigkeit, durchschimmern ließen“, merkt Sharpe an. „Ich wollte das Wesen dieser Bilder – die wilden Farben und Formen, die lustigen Tableaus, selbst die psychedelischen Elemente – übernehmen. Je mehr ich über sein Leben las, desto mehr war ich berührt von seinem Mut angesichts vielfältiger Herausforderungen und wie heroisch er sich gegen die Unwägbarkeiten des Schicksals stemmte. Es fühlte sich wie ein episches Leben an, eine Odyssee. Ich wusste, dass sich darin eine Geschichte finden ließ, die ermutigend, erhebend, zukunftsweisend und hoffentlich nachvollziehbar sein würde.“
Bei der Entwicklung des Drehbuchs legte Sharpe den Fokus besonders auf die Liebesgeschichte zwischen Wain und seiner Frau Emily. „Ich fand die Liebesgeschichte mit ihrer etwas ungewöhnlichen Entstehung und ihrem auf den ersten Blick unglücklichem Verlauf barg etwas Wunderschönes in sich.“
Die Darstellung Louis Wains
Benedict Cumberbatch war ebenso von Louis Wains Leben elektrisiert wie der Filmregisseur. „Er war so beliebt und wurde von vielen Generationen geschätzt“, erklärt der Schauspieler. „Aber dann wurde er mehr oder weniger komplett vergessen und dann wiederum aufs Neue belebt, als er in der Irrenanstalt von seinen Fans wiederentdeckt wurde. Das ist ein gewaltig großes Spektrum. Jemanden von seinen jungen Jahren bis zu den letzten Momenten seines Lebens spielen zu können, war ein großer Anreiz.“
Ein weiterer Anreiz war die Malerei selbst. Cumberbatch ist ein talentierter Künstler und arbeitete mit einem Tutor, damit er mit dem Bleistift ebenso gut umgehen konnte, wie Louis Wain – er schaffte es sogar, mit beiden Händen gleichzeitig zu zeichnen. „Ich hatte eine riesige Verbindung zu dem Künstler Louis Wain“, findet er. „Ich liebe es zu zeichnen, ich mache es allerdings nicht oft genug. Die Gelegenheit, sich endlich einmal wirklich darauf konzentrieren zu können, war ein echtes Geschenk.“
Claire Foy spielt Emily
Claire Foy fand die Figur der Emily durch und durch fesselnd, vor allem ihr Zusammenspiel mit Louis, das abwechselnd ungeschickt, peinlich, urkomisch, liebenswert, natürlich und sehr rührend ist.
„Emilys und Louis‘ Verbindung kommt Seelenverwandten gleich“, sagt Foy. „Beide lebten in ihren ganz eigenen Welten, auf ihre eigene Art und Weise, sehr für sich. Dann treffen sie plötzlich auf jemanden, der ähnliche Schwierigkeiten hat, die alltäglichen Dinge im Leben, die allen anderen leichtfallen, auf die Reihe zu kriegen.“
Claire Foy und Benedict Cumberbatch hatten bereits 2011 vor der Kamera gestanden und sind privat befreundet. In „The Crown“ brillierte sie in zwei Serien-Staffeln als junge Queen Elizabeth II.
Die Katzen im Film
Als Louis Wain mit seiner Frau Emily nach Hampstead zog, wohnte bei ihnen ein Kätzchen namens Peter, das sich in ihren Garten geschlichen und beschlossen hatte, Teil ihres Lebens zu werden. In dieser Zeit wuchs Wains Wertschätzung für Peter und auch seine Leidenschaft für Katzen. Beides hatte großen Einfluss auf Wains künstlerische Berufung.
Da Regisseur Will Sharpe möglichst ohne vom Computer erzeugte Bilder (engl. Fachausdruck Generated Imagery (CGI) auskommen wollte, arbeitete das Filmteam mit der renommierten Tiertrainerin Charlotte Wilde zusammen.
„Diese Arbeit war nicht ohne, allein aufgrund der Menge an Katzen, die wir benötigten“, so Wilde. „Katzen sind Fluchttiere. Wenn es irgendetwas gibt, was sie beunruhigt, hauen sie ab. Wir müssen sie von klein auf trainieren, und das Training nimmt extrem viel Zeit in Anspruch. Bei einem Projekt wie „Die wundersame Welt des Louis Wain“ war das Maximum an trainierten Katzen vonnöten.“
Mehr als 40 Samtpfoten wurden bei einer Katzen-Massenszene am Set benötigt. Kater Peter ist in ganz speziellen Aktionen während des Films zu sehen. Drei verschiedene Tiere kamen zum Einsatz, um sein Leben in den verschiedenen Abschnitten abzubilden.
Fazit
Wir finden, es lohnt sich, diesen Film anzuschauen. Die Mischung aus fabelhaften Hauptdarstellern, einer faszinierenden Lebens- und Künstlergeschichte im Viktorianischen Zeitalter und die spezielle Filmästhetik zeichnen ihn aus. Falls Sie das auch so sehen, wünschen wir Ihnen viel Vergnügen im Kino!
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