Heute ist Somerset Day. In der Grafschaft im Südwesten Englands weht die „County Flag“, die eigene Flagge. Sie zeigt einen wilden roten Drachen auf leuchtend gelbem Grund. Und obwohl sie erst 2013 offiziell zur Flagge Somersets erkoren wurde, ist ihr Motiv uralt. Schon die Kelten hinterließen Darstellungen von Drachen, die Römer brachten das Motiv – das sie von anderen Völkern als Symbol von Macht und Mut übernommen hatten – zurück auf die britischen Inseln. Seitdem hat es alle Veränderungen überstanden, so übernahmen die Sachsen bei ihrer Invasion den Drachen von den Einheimischen. Bekanntlich ist ein roter Drache auch das Wappentier der Waliser. Niemals wieder verschwand das wilde Tier aus der Geschichte Großbritanniens, und heute wacht es über Somerset.
Der Drache taucht in vielen Kulturen auf, was vielleicht etwas damit zu tun hat, dass unsere Vorfahren dereinst Dinosaurierknochen entdeckten. Er trägt eine starke Symbolik in sich, einerseits als Zeichen von Kraft, andererseits auch als Sinnbild der Emanzipation des Menschen von der Natur, aus der er kommt. So werden die vielen Mythen der Drachentöter gedeutet, vom Heiligen Georg, dem Schutzpatron Englands, bis zu Siegfried, der später im Nibelungenlied erneut in Erscheinung tritt. Der Drache als „Erdwesen“ stellt die Natur dar.
Die meisten historischen Grafschaften Großbritanniens – die nicht identisch sind mit den heutigen Verwaltungsbezirken – haben ihre eigene Flagge, viele sehr schön anzuschauen mit kräftigen Farben und Bildern von Kornähren, Löwen, Kronen, Rosen und sogar Birnen … Viele haben auch ihren eigenen Festtag. Beides, Flagge und Festtag, soll an ihre Bedeutung und Geschichte erinnern. Manche der traditionellen Countys, zum Beispiel Middlesex (ursprüngliche Bedeutung „Mittelsachen“) sind auch dem Namen nach komplett verschwunden, haben aber trotzdem eine Flagge und einen Tag zum Feiern, in diesem Fall am 16. Mai.
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