Ein großer Moment, von Fernsehkameras festgehalten: Vor genau 30 Jahren, am 1. Dezember 1990, durchbrachen ein englischer und ein französischer Bergmann mit ihren Bohrern die letzte noch verbliebene Felswand im Channel-Tunnel und schüttelten einander glücklich die Hände. Über ihnen wogte das Meer, zwischen ihnen lag nun eine lange ersehnte Landverbindung von Großbritannien nach Frankreich und umgekehrt.
Es sollte noch dreieinhalb Jahre – bis zum 6. Mai 1994 – dauern, ehe der Tunnel offiziell von der Queen und François Mitterand eröffnet wurde – aber die Hauptarbeit war geschafft. In klassischer Bergbaumanier hatten die Männer den 50 Kilometer langen Tunnel gegraben, teilweise in 75 Meter Tiefe unter der See. Er hat je ein Gleis pro Richtung, dazwischen einen Servicetunnel. Das Projekt war viel teurer als erwartet, was ja eigentlich immer der Fall ist bei großen Bauvorhaben.
Es ist eine kleine Ironie der Geschichte, dass der britische Bergmann Graham Fagg, den man so begeistert seinen französischen Kollegen Phillippe Cozette begrüßen sah, viele Jahre später einräumte, für den Brexit gestimmt zu haben. Er sah darin keinen Widerspruch. Vielleicht ist es auch keiner, denn beim Brexit geht es ja nicht darum, den Reiseverkehr einzustellen – auch wenn er sicher komplizierter wird.
Schon im 18. Jahrhundert hatte es Vorschläge gegeben, die Britischen Inseln verkehrstechnisch mit dem Festland zu verbinden, die ersten konkreten Pläne für einen Tunnel stammen dann von 1802: Pferdekutschen sollten unter dem Meer hin- und herfahren. Nun sind es eher Auto- und Schnellzüge geworden.
Die Reisezeit von Folkestone nach Calais oder umgekehrt beträgt 35 Minuten, schneller als jede Fähre. Übrigens ist der Eurotunnel, der heute den französisch-englischen Beinamen „Le Shuttle“ trägt, trotz Coronakrise weiter in Betrieb.
Nebenher ist beim Bau ein neues Stückchen England entstanden: die aus dem Kreideaushub am Fuße der berühmten Klippen von Dover aufgeschüttete Halbinsel Samphire Hoe. Sie ist heute ein Naturschutzgebiet und einen Besuch wert! Der Name stammt von der Küstenpflanze „samphire“, zu Deutsch Meerfenchel, die in Großbritannien gern gegessen wird.
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