Wir könnten es den Anfang vom Ende nennen, aber wahrscheinlich ist das untertrieben und das Ende war schon um einiges näher. Vor 25 Jahren, am 20. November 1995, ging bei der BBC ein Interview auf Sendung, das rund 23 Millionen Leute vor den Fernseher lockte und auch dieser Tage wieder für Schlagzeilen sorgt – mehr dazu weiter unten.
Diana, Prinzessin von Wales, gab damals sehr offen Auskunft über den Zustand ihrer Ehe mit Charles (schlecht), über die Royal Family (kaltherzig) und ihre Rolle darin, über ihre Selbstverletzungen und ihre Essstörung und manches Intime mehr. Wenige Wochen nach der Ausstrahlung folgte die Anweisung der Queen, das Paar möge sich bitte scheiden lassen.
Ort der Aufnahme war Kensington Palace, BBC-Journalist Martin Bashir stellte die Fragen. Ihm gegenüber saß eine ernste junge Frau, schwarz gekleidet (bis auf das weiße T-Shirt) und mit dunkel umrandeten Augen. Sie antwortete ruhig und mit sanfter Stimme und dem typischen rehäugigen Blick, doch ihre Worte enthielten Zündstoff und waren, das darf vermutet werden, auch so kalkuliert.
Einige Sätze sind über die Jahre und Jahrzehnte in Erinnerung geblieben – so der über die Ehe zu dritt (mit Camilla, der heutigen Gattin des Prinzen), in der es „a bit crowded“ war, also ziemlich eng, oder über den Wunsch, die „Königin der Herzen“ zu sein. Von der Vorstellung, echte Königin an der Seite von Charles zu werden, hatte sich Diana zu diesem Zeitpunkt offenbar längst verabschiedet.
Ein Vierteljahrhundert nach der Ausstrahlung ist das Zeitdokument erneut in die Schlagzeilen geraten. Grund: Charles Spencer, Dianas Bruder, erhebt schwere Vorwürfe gegen die BBC. Er war es nämlich, der seine Schwester mit Martin Bashir bekannt gemacht hatte – wie er sagt, aber nur wegen einer Art Erpressung. Die BBC habe ihm gefälschte Kontoauszüge gezeigt, die nahelegten, ein Angestellter werde gegen Geld plaudern und man solle ihm besser zuvorkommen. Diese Auszüge waren, räumt die BBC heute ein, tatsächlich gefälscht. Gleichwohl gebe es eine handschriftliche Notiz Dianas, die den Sender entlaste. Sehr seltsam, so etwas 25 Jahre später zu lesen … offenbar geht es, wann immer Diana in den Medien auftaucht, automatisch auch um Skandale. Die Prinzessin selbst starb knapp zwei Jahre nach dem Interview bei dem schrecklichen Unfall in Paris und kann dazu nichts mehr sagen. Aber auch der Journalist nahm bisher keine Stellung: Er liegt nach einer Herz-OP und zusätzlich mit einer Covid-19-Infektion im Krankenhaus.
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