Ein seltsames Paar
Im Frühjahr und vor allem zu Ostern steht in vielen Familien Lammbraten auf der Speisekarte. Die Briten servieren dazu grundsätzlich Minzsauce, eine Mixtur aus klein gehackten Pfefferminzblättern, Essig und Zucker, die von der Optik her an Pesto erinnert. Schmeckt aber völlig anders und enthält auch kein Öl! Sie wird in einer Mini-Sauciere auf den Tisch gestellt, und jeder nimmt sich ein Teelöffelchen oder zwei davon, selten mehr. Trotz langen Nachdenkens fällt uns gar kein anderes Gericht ein, zu dem „mint sauce“ gegessen wird – sie ist wirklich dem Lamm vorbehalten. Wie kommt es zu der seltsamen Kombi, die aber gar nicht schlecht schmeckt?
Eine Theorie ist, dass früher in Großbritannien und auch Irland eher Hammel als Lamm gegessen wurde, da man die Schafe so lange wie möglich zur Wollgewinnung hielt. Hammel, auf Englisch „mutton“, hat aber einen ziemlich ausgeprägten Eigengeschmack, den manche Leute lieben und andere hassen. Ein solches Gericht verlangt einen Partner, der nicht zu schüchtern daherkommt. Minzsauce mit ihrem scharfen und frischen Geschmack ist da genau richtig.
Es kann übrigens gut sein, dass diese Sauce eine der wenigen aus der Römerzeit überlieferten Speisen ist, die heute noch üblich sind. Die Römer liebten ungewöhnliche Geschmacks-Kombinationen aus salzig, süß, sauer und scharf und übertrieben es dabei gelegentlich; ihre legendäre Fischsauce würde heute niemand mehr anrühren (wir gehen hier nicht ins Detail, was die Zubereitung angeht … ist besser so, glauben Sie uns.)
Lust, eine Minzsauce zu mixen? Probieren Sie folgendes Rezept:
- Von einem kleinen Bund Minze die Blättchen abzupfen; es sollten etwa zwei gehäufte Esslöffel sein.
- Auf ein Schneidebrett legen, mit einem Teelöffel Zucker bestreuen und fein hacken.
- In einer kleinen Schüssel oder einer Sauciere mit zwei Esslöffeln kochendem Wasser übergießen,
- zwei Esslöffel milden Weißwein-Essig zugeben und gut verrühren.
- Mit einer Prise Salz abschmecken und kalt zum Lammbraten servieren.
- Sie können den Zucker auch erst nach dem Hacken der Minze hinzufügen, aber aus irgendeinem Grund wird das Ergebnis feiner, wenn Sie beides zusammen bearbeiten.
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