Wenn man den Namen Terry Pratchett hier in Deutschland hört, dann meistens nur bei Liebhabern von Fantasy-Literatur. Dabei war Terry Pratchett, der als Markenzeichen schwarze Filzhüte trug, viel mehr als ein Fantasy-Autor! Seine Bücher wurden in 37 Sprachen übersetzt, er hat über 85 Millionen Bücher verkauft (Stand 2015) und wurde 1998 von der Queen zum Officer of the Order of the British Empire (OBE) geschlagen. 2001 hatte ich das Vergnügen, ihn bei einer Lesung in einem Bonner Buchladen zu erleben, wo er mir die Widmung in „Mort“ geschrieben hat. Vor genau 5 Jahren starb Terry Pratchett im Alter von 66 Jahren an den Folgen des Benson-Syndroms, einer der Alzheimer-Erkrankung sehr ähnlichen Krankheit, an der Pratchett bereits seit Jahren litt.
Begonnen hatte Terry Pratchetts schriftstellerische Karriere bereits mit 13 Jahren, als er die Kurzgeschichte „The Hades Business“ in der Schülerzeitschrift veröffentlichte, später wurde diese auch im „Science Fantasy Magazine“ wiederveröffentlicht. Nach der Schulzeit begann er eine Ausbildung zum Journalisten bei einer Lokalzeitung, schrieb aber nebenher auch weiter Geschichten und einen Roman. Doch bevor er endgültig vom Schreiben leben konnte, war er von 1980 bis 1987 Pressesprecher des Central Electricity Generating Board (CEGB) in einem Gebiet, das vier Kernkraftwerke umfasste, was ihm Kritiker gerne mal vorwarfen, er aber meist mit Scherzen konterte.
Der erste Roman seiner Scheibenwelt-Reihe „Die Farben der Magie“ kam 1983 heraus und sollte der Grundstein seines Erfolges werden. Alle 41 Romane dieser Serie spielen auf der „Scheibenwelt“, die flach ist und von vier Elefanten getragen wird, die wiederum auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte durch das Weltraum reist. Auch wenn die bunten Cover und die Inhaltsangaben auf klassische Fantasy-Romane hinweisen, finden sich auch viele Parodien und Themen des alltäglichen Lebens und gesellschaftspolitische Kritik in seinen Werken wieder. Selbst Philosophie findet sich in seinen Büchern: Der Tod, eine Figur, die sehr häufig vorkommt und immer in Großbuchstaben spricht, beantwortet die Frage, was einem nach dem Tod erwartet, dass er nur dazu da sei, die Seele vom Körper zu trennen. Was danach kommt, ist abhängig davon, woran die Person in ihrem Leben geglaubt hat.
Auf der Scheibenwelt tummeln sich die verschiedensten Wesen: von Hexen, die auf die Zwerge fluchen, weil ihr Besen nicht anspringt, über Zauberer in der Unsichtbaren Universität und dem Bibliothekar, der aufgrund eines Zaubers in einen dreihundert Pfund schweren Orang-Utan verwandelt wurde, bis hin zu einer Truhe, einer hölzernen Reisetruhe mit hübschen Messingbeschlägen, mit unzähligen kleinen Beinchen und einem recht großen Appetit und vielen weiteren skurrilen Wesen.
Einige der Scheibenwelt-Geschichten wurden bereits verfilmt, andere wie „The Watch“ sollen im Laufe des Jahres 2020 bei BBC America veröffentlicht werden. Letztes Jahr kam „Good Omens“ als sechsteilige Comedy-Miniserie der BBC in Kooperation mit Amazon Studios heraus. Die Geschichte basiert auf dem 1990 erschienenen Fantasy-Roman „Ein gutes Omen“ von Terry Pratchett und Neil Gaiman. Pratchett hatte Gaiman, mit dem er lange Jahre befreundet war, in einem Brief posthum die Erlaubnis gegeben, das Drehbuch zu schreiben sowie die Serie zu produzieren.
Neben den Scheibenwelt-Romanen und „Ein gutes Omen“ hat er noch etliche weitere Serien und Romane geschrieben und selbst seine Erkrankung an Alzheimer hat ihn bis zum Schluss nicht davon abgehalten, weiter zu schreiben. Er machte seine Krankheit 2007 öffentlich und setzte sich dafür ein, dass mehr für die Forschung getan wird – immer auf seine eigene, leicht sarkastische Art. So bezeichnete er die Diagnose in einem Interview als „embuggerance“, grob übersetzt eine „Widrigkeit“.
Am 12. März 2015 starb Terry Pratchett zu Hause. Er hinterließ seine Frau Lyn, die er 1968 geheiratet hatte sowie ihre gemeinsame Tochter Rhianna, die freiberufliche Dialog- und Drehbuchschreiberin für Computerspiele ist.
"It is often said that before you die your life passes before your eyes. It is in fact true. It's called living." Terry Pratchett
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