Mit „Wasser und Brot“ verbinden wir Gefängnisse heute erfreulicherweise nicht mehr. Mit dem Duft frisch gebackenen Brotes aber auch nicht unbedingt. Doch im Her Majesty's Prison in Brixton, London, gehört er zum Alltag: Das Gefängnis betreibt als Projekt zur Wiedereingliederung seine „Bad Boys Bakery“, die Bäckerei der schweren Jungs. Es ist in jeder Beziehung erfolgreich. Die Backwaren verkaufen sich hervorragend, und die Gefangenen haben Gelegenheit, sich zu qualifizieren und nach Entlassung nicht in der Arbeitslosigkeit zu landen – was für viele der direkte Weg zurück in die Kriminalität wäre.
Schon seit Jahrzehnten wird in Gefängnissen gearbeitet, wobei das sprichwörtliche Tütenkleben heute nicht mehr aktuell ist. Die Bad Boys Bakery aber bietet Gelegenheit, eine Arbeit zu erlernen, die vielen Menschen richtig Spaß macht, wunderbare Produkte hervorbringt und nebenbei das angeknackste Selbstwertgefühl aufbaut. Da in Großbritannien weniger Wert auf reguläre Ausbildung und Abschlüsse gelegt wird als bei uns und mehr auf Berufserfahrung, haben die Absolventen reelle Chancen auf einen Job nach ihrer Entlassung – zumal sie ein Zertifikat der Londoner Gilde erringen können. Die Hürde, als Ex-Knacki eingestellt zu werden, müssen sie natürlich trotzdem überwinden. Bis zu zwölf Gefangene arbeiten in der Bäckerei, unterstützt von zwei Mentoren.
Heute beginnt in Großbritannien die „Real Bread Week“, die „ehrliches“, nicht industriell gefertigtes Brot bewirbt und zugleich soziale Projekte fördert – darunter die Bäckerei im Gefängnis von Brixton und eine ähnliche, die „Freedom Bakery“ in Glasgow. Dass Backen glücklich macht, weiß jeder, der es probiert hat. Aber hier kann es auch zu einem erfolgreichen Neustart verhelfen – eine tolle Idee!
Ihr frisch gebackenes Brot können Sie in diesem traditionellen Brotkasten aufbewahren.
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