Der Wahnsinn des Alltags ist allgegenwärtig, wir müssen ihn nur sehen. Welche Gelegenheit wäre besser als der „Absurdity Day“ am 20. November? Beispiele finden sich überall, sei es bei Schildern im Straßenverkehr („freie Fahrt“, ein halber Meter weiter „30“); auf Kaffeebechern, die uns per Aufdruck vor Heißgetränken warnen oder – wie neulich im Radio gehört – folgender Hörerwunsch: „Für meinen Mann wünsche ich mir das schöne alte Lied von Udo Lindenberg ´Ich lieb dich überhaupt nicht mehr`“. Da bleiben ja wirklich keine Fragen offen.
Die Briten haben einen besonderen Sinn für Absurditäten, was sich in ihrem Humor widerspiegelt. Das fängt bei Monty Python und Mr. Bean an und endet noch lange nicht bei Stand-up-Comedy – die wohl schwierigste Variante des öffentlichen Lustigseins und drüben weit verbreitet, nicht nur im Fernsehen, auch im Pub um die Ecke.
Dank ihres angeborenen oder vielleicht auch anerzogenen Humors sind Briten aber nicht nur Meisterinnen und Meister der Comedy, sondern im ganz normalen Leben gegen viele Absurditäten und Unverschämtheiten gewappnet. Ihnen fällt einfach immer etwas ein. Zum Beispiel: „I see“. Das ist eine Standardantwort, wenn etwas ganz und gar nicht nachvollziehbar ist, sozusagen ein Paradoxon und damit wiederum selbst absurd. Deshalb kann man es auch nicht mit „ich verstehe“ übersetzen, was aber im Fernsehen oft passiert, eher mit „aha“ oder „soso“. Nichts reicht aber an ein lässiges „I see“ heran.
Nicht unerwähnt lassen möchten wir das Absurde Theater, eine ganz besondere Form der Bühnenkunst, die maßgeblich auch von britischen und irischen Schriftstellern geprägt wurde, zum Beispiel Harold Pinter und Samuel Beckett. Nichts für schwache Nerven, auch nicht vordergründig komisch – aber eben … absurd und auf gut durchdachte Art wahnsinnig.
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