Der Mai ist auch kulinarisch gesehen ein Wonnemonat und nicht zuletzt offizieller „Strawberry Month“. Endlich Erdbeerzeit! Die kleinen Süßen sind die Lieblingsfrucht der Briten (nur die Schotten bevorzugen angeblich Himbeeren) und haben, auch wenn sie inzwischen das ganze Jahr im Supermarkt zu haben sind, jetzt Hochsaison. Frisch vom Feld schmeckt halt am besten. Man kann ja alles Mögliche mit ihnen anstellen, aber die klassisch britische Art, Erdbeeren zu essen, heißt „strawberries and cream“, wobei die Sahne flüssig und ungesüßt ist. Einfacher geht es nicht. „Strawberries and cream“ sind auch typisch und fast ein Synonym für Wimbledon, das Tennisturnier im Sommer. Laut Veranstalter werden dort jährlich um die 166.000 Portionen verkauft, und zwar zum Fixpreis von 2,50 Pfund, was sich seit 2010 nicht mehr verändert hat. Schon beim allerersten Wimbledonturnier 1877 wurden Erdbeeren mit Sahne angeboten. Die Eisenbahn machte es möglich, erntefrische Früchte noch am selben Tag in die Hauptstadt zu holen.
Die Erdbeere ist auch Bestandteil vieler etwas raffinierterer britischer Desserts, vom „Eton Mess“ (Schlagsahne, Baiserkrümel, Erdbeeren, wild gemixt) über den Summer Pudding (Weißbrotscheiben, in einer Schüssel aufgestellt und mit einer Mixtur von Beerenfrüchten gefüllt, sodass sie ganz rot werden) bis hin zum liebevoll geschichteten „Strawberry Trifle“ (aus Biskuit, in Sherry getränkt, Erdbeeren, Vanillepudding und Schlagsahne). Ein ganz einfacher, aber wirklich köstlicher Nachtisch geht so: Shortbread mit Schlagsahne bestreichen oder, kunstvoller, per Tülle verzieren und dann mit Erdbeeren bestücken. Das knusprige Gebäck ist die perfekte Basis und weicht auch nicht gleich durch.
Übrigens ist die Erdbeere in Großbritannien heimisch, wie bei uns auch. Jedoch kannte man jahrhundertlang nur die wilde, kleine Variante. In früheren Zeiten wurde sie oft gekocht, weil sie roh als unbekömmlich galt – noch im 16. Jahrhundert war es üblich, sie zu stark gewürzten, mit Mandelbrei angedickten Pasten zu verarbeiten. Was ein bisschen schade ist bei einer solch aromatischen Frucht. Im 18. Jahrhundert und dann in viktorianischer Zeit begannen Botaniker, die Wilderdbeere mit Importen aus Nord- und Südamerika zu kreuzen – so entstanden die ersten großen und süßeren Früchte.
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