William Shakespeare wurde 1564 vermutlich an einem 23. April geboren und starb 1616 ebenfalls an einem 23. April („vermutlich“ deshalb, weil nur sein Taufdatum bekannt ist, der 25. April). Wie auch immer, diese Daten sind einer der Gründe dafür, dass die UNESCO den 23. April zum Welttag des Buches erkoren hat. Gefeiert wird eine der größten kulturellen Errungenschaften überhaupt, die allen Unkenrufen und Daddelspielen zum Trotz immer noch da ist und tagtäglich Millionen Menschen beglückt, bildet und unterhält. Obwohl damit (auch) der größte englische Schriftsteller aller Zeiten geehrt wird, haben sich die Briten kurioserweise entschieden, ihren ganz persönlichen Welttag des Buches bereits im März zu feiern, was unter anderem mit den Terminen religiöser Feiertage wie Ostern begründet wurde. Sie machen halt gern mal ihr eigenes Ding, was uns aber nicht davon abhalten soll, uns das britische Buch an und für sich mal genauer anzuschauen. Also:
Das älteste Buch Großbritanniens und sogar ganz Europas ist das St. Cuthbert's Gospel, ein Johannes-Evangelium aus dem 8. Jahrhundert.
Das bekannteste Uralt-Buch dagegen ist das Domesday Book aus dem 11. Jahrhundert. Domesday heißt „Tag des Jüngsten Gerichts“. Tatsächlich ist das aber kein religiöses Werk, sondern eine Art Grundbuch. Diese frühen Bücher sind handgeschrieben und auf Latein.
Nachdem Gutenberg den Buchdruck entwickelt hatte, druckte 1473 ein gewisser William Caxton das erste englischsprachige Buch – eine Geschichte Trojas, die er aus dem Französischen übersetzt hatte.
Großbritannien hat gemessen an seiner Einwohnerzahl eine ungewöhnlich große Zahl erfolgreicher Autoren. Das gilt sowohl für die Klassiker als auch für zeitgenössische Literatur. Viele Neuerscheinungen werden ins Deutsche übersetzt, was den deutschsprachigen Raum zu einem der interessantesten Märkte für die Briten macht. Umgekehrt ist die Bereitschaft, deutsche Bücher ins Englische zu übersetzten, leider weniger ausgeprägt und betrifft meist nur die Top-Autoren.
Im Vereinigten Königreich werden wieder mehr Bücher verkauft, 191 Millionen gingen 2018 über den Ladentisch (E-Books und Hörbücher nicht mitgerechnet). Verglichen mit 2011, als 344 Millionen verkauft wurden, ist das trotzdem ein gravierender Rückgang, aber die Talfahrt (der Tiefpunkt waren 180 Millionen) scheint vorerst gestoppt.
Bestseller 2018 waren im Königreich die Autobiografie von Michelle Obama, die auch bei uns ein Riesenerfolg war, die launigen Arzt-Memoiren „This is going to hurt“ („Jetzt tut es gleich ein bisschen weh“) von Adam Kay und der wirklich hervorragende psychologische Roman „Eleanor Oliphant is completely fine“ („Ich, Eleanor Oliphant“) von Gail Honeyman.
Die Briten teilen ihre Bücher, wie wir auch, in Genres ein. Sie haben aber die besseren Namen dafür. „Chick lit“ ist leichte Frauenliteratur, „Up lit“ bezeichnet Bücher, die unsere Stimmung heben, „Bodice rippers“ (Mieder-Zerreißer) sind historische Romanzen mit schwülstigen Sexszenen.
PS. Der bereits verflossene britische World Book Day hat eine nette Besonderheit: Schulkinder verkleiden sich als ihre liebsten Literaturfiguren. Harry Potter rangiert oben, aber auch die kleine Raupe Nimmersatt wird oft gesichtet.
PPS. Bücher rund um Großbritannien finden Sie auch in unserem Sortiment.
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