Puppenhäuser sind faszinierend, nicht nur für Kinder. Eine Welt im Miniaturformat! Um ein Vielfaches verkleinert wirken auch alltägliche Gegenstände wie Bücher, Kerzenhalter, Badewannen und Bettvorleger niedlich. Stundenlang können wir davorsitzen und uns diese Kunstwerke anschauen.
Puppenhäuser haben auch in Großbritannien eine lange Tradition und dienten ursprünglich weniger als Kinderspielzeug, eher als Demonstration von Wohlstand. Beliebt waren sie beim Adel und dem aufstrebenden Bürgertum. Eines der berühmtesten ist das sogenannte Tate Baby House, gebaut um 1760, das bis 1923 in ein und derselben Familie blieb und immer an die Töchter weitervererbt wurde. Heute gehört es zur Sammlung des „Museum of Childhood“ in Bethnal Green, London. Dieses sehr sehenswerte Museum ist Teil des Victoria & Albert, aber an einem anderen Standort, und hat eine Sammlung von etwa 100 Puppenhäusern, von denen ein Teil immer ausgestellt wird. Wunderschön!
In Windsor Castle steht das andere weltbekannte Puppenhaus Großbritanniens: Queen Mary's Dolls' House. Es wurde in den 1920ern als Geschenk für die (erwachsene) Königin vom renommierten Architekten Edward Lutyens entworfen und mit dem Besten ausgestattet, das britische Handwerkskunst zu bieten hatte. Auch ein gut gefüllter Weinkeller gehört dazu. Nicht zuletzt haben bekannte Autoren, darunter Rudyard Kipling („Dschungelbuch“), J. M. Barrie („Peter Pan“) und Arthur Conan Doyle („Sherlock Holmes“) eigens für dieses Puppenhaus Bücher geschrieben, die dort im Miniaturformat im Regal stehen. Das Gesamtkunstwerk ist eine der Hauptattraktionen von Windsor Castle. Einen kleinen Einblick bietet dieses Video des Royal Collection Trust.
Heutzutage darf man Puppenhäuser nicht nur bestaunen, sondern auch damit spielen, die Möbel hin- und herräumen und die Puppenfamilie darin leben lassen. Übrigens sprechen die Briten vom „Dolls' House“, die Amerikaner aber vom Dollhouse. Gemeint ist dasselbe.
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