Auf dem „pier“, also der Seebrücke am Meer, am Flussufer, am romantischen Loch oder am Teich in der Ortsmitte: Überall in Großbritannien sieht man Angler (seltener: Anglerinnen) in wetterfesten Jacken und Gummistiefeln, den Blick entspannt aufs Wasser gerichtet. Gleichwohl hat diese Freizeitbeschäftigung gewisse Nachwuchsprobleme. Der „National Fishing Month“, der am 21. Juli beginnt und sogar länger dauert als einen Monat (nämlich bis 3. September), soll das ändern: Er hat vor allem junge Leute im Fokus. Landauf, landab sind über 300 Angel-Events geplant. Das Ereignis feiert zudem Silberjubiläum: Es wird schon seit 25 Jahren organisiert.
Was spricht für das Angeln, das manche Tierfreunde ja durchaus kritisch sehen? Die Freizeitfischer zählen auf:
- Wer die Angel in der Hand hält, bewegt sich (oder bewegt sich halt nicht … ) an der frischen Luft und in der freien Natur – ein wertvoller Ausgleich in einer Zeit, in der alle Welt in Bildschirme und auf Displays starrt.
- Er oder sie übt sich in Geduld und muss keine Bücher darüber lesen, wie man mehr Achtsamkeit ins Leben bringt.
- Angler haben ein natürliches Interesse daran, Gewässer sauber zu halten und sind auch Gegner skrupelloser Überfischung.
- Außerdem pflegen sie, ähnlich wie Jäger gegenüber dem Wild, eine in gewisser Weise respektvolle Beziehung zu den Fischen.
- Nicht wenige verzichten darauf, ihren Fang zu töten und zu essen, sondern setzen ihn wieder ins Wasser.
- Ein festes Regelwerk soll zudem dafür sorgen, dass die Tiere nicht unnötig leiden.
Was auch immer man vom Angeln hält: Es ist seit Jahrhunderten (nicht nur) in Großbritannien verbreitet – als Nahrungsquelle natürlich, aber spätestens seit dem 18. Jahrhundert auch als Freizeitaktivität. Die älteste erhaltene schriftliche Anweisung, wie man richtig Fische fängt, stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde von einer englischen Nonne (!) verfasst. Sie schrieb im Detail über geeignete Gewässer und auch das Anfertigen von Angelruten.
Wie im Deutschen ist „fishing“ der Oberbegriff, während „angling“ nur mit der Angel möglich ist. Fürs „fly fishing“ braucht man künstliche Fliegen als Köder und eine spezielle Wurftechnik. Einen englischen Begriff für Anglerlatein – Erzählungen, bei denen der Fang von Mal zu Mal größer, schwerer und wilder wird – haben wir übrigens nicht gefunden. Sie sind ja immer so bescheiden, die Briten.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!