"Well dressed" heißt "gut gekleidet", "well dressing" aber ist eine alte Tradition im nordenglischen Peak District und bedeutet: Brunnenschmücken. Ab Mai bis in den Spätsommer hinein werden hauptsächlich in Derbyshire, aber auch in Staffordshire, Cheshire und Yorkshire kunstvolle und farbenfrohe Blumenarrangements an Dorfbrunnen und Quellen installiert. Dazu stecken die Bewohner (meistens sind es Bewohnerinnen) Blüten, aber auch andere natürliche Materialien wie bunte Steine oder gefärbte Wolle in eine Art Rahmen, den sie vorher mit feuchter Erde oder Lehm gefüllt haben. Die Pracht hält dann einige Tage, ehe die Blumen verwelken. Ein wenig erinnert diese Tradition an die Osterbrunnen, die in Teilen der Schweiz und Deutschlands üblich sind.
Wasser ist Leben, sagt man, und hier liegt vermutlich der Grund für das Schmücken von Wasserstellen – als Dank an die Natur, an Gott oder, da der Brauch vermutlich aus vorchristlicher Zeit stammt, an mystische Wesen und Gottheiten. Im Mittelalter noch verbreitet, geriet diese Sitte (die wohl schon immer regional begrenzt war) allmählich in Vergessenheit. Im 19. Jahrhundert soll sie nur noch in einem einzigen Dorf üblich gewesen sein, und zwar in Tissington. Dort wurden und werden mindestens seit dem 14. Jahrhundert immer in der Woche vor Christi Himmelfahrt die Brunnen verziert; heute sind es sechs an der Zahl. Die prächtigen Mosaike aus Blumen zeigen meist biblische Motive. Da das auch ansonsten sehr hübsche Tissington viele Touristen anzog, entdeckten nach und nach – verstärkt seit den 1950ern – auch andere Gemeinden den alten Brauch neu. Inzwischen gibt es eine lange Liste von Terminen, die hier zu finden ist: www.welldressing.com
In manchen Dörfern dürfen Touristen sogar mitbasteln. Inzwischen sind die Motive nicht immer religiös, sondern illustrieren auch historische Erzählungen oder Märchen oder zeigen sogar Disney-Figuren.
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