Wenn britische Eltern vom „school run“ reden, hat das nichts mit Sport zu tun. Es sei denn, man betrachtet die Herausforderung, Kinder morgens pünktlich und mit Ranzen plus Turnbeutel und dem zu Hause fertiggestellten klebrigen Bastelprojekt in die Schule zu kriegen, als eine Art Leistungssport. Der „school run“ findet in der Regel auf vier Rädern statt, sprich: Viele Eltern fahren den Nachwuchs vors Schultor. Das war früher anders. Erstens mutete man den Kleinen mehr zu, zweitens hatten die Leute weniger Autos, drittens lag die Schule meist im Wohnquartier und nicht, wie heute oft üblich, woanders. Sie wird nämlich schon lange nicht mehr nach Lage, sondern nach ihrem Ruf sowie tatsächlicher oder vermuteter Leistungsfähigkeit des Lehrkörpers ausgesucht. Weniger als die Hälfte britischer Schulkinder geht heute zu Fuß, eine Generation davor waren es mehr als 70 Prozent.
Ein selbst zurückgelegter Schulweg bringt aber viele Vorteile für Kinder: Sie haben morgens schon Bewegung und nachmittags nochmal, sie werden selbstbewusster, sie üben das Verhalten im Straßenverkehr und können Freundschaft mit den Nachbarskindern schließen. Nebenbei bietet sich auch Gelegenheit, mal etwas ohne die Eltern zu machen, zum Beispiel vom Taschengeld selbst ein Eis zu kaufen. Abenteuer pur! Aus all diesen Gründen wird in Großbritannien die „Walk to School Week“ zelebriert, und zwar vom 20. bis 24. Mai. Initiator ist die Organisation „Living Streets“, die sich ganz generell dafür einsetzt, im Alltag mehr zu Fuß zu erledigen. Alle Schulen sind aufgefordert, ihre Jungs und Mädels – sofern es von der Strecke und Sicherheit her machbar ist – zum Zu-Fuß-Gehen zu animieren. Dabei gibt es auch Preise zu gewinnen. Der Dienstag, Tuesday, ist extra für die Grundschüler noch zusätzlich „Happy Shoesday“. Sie sollen in ihren Lieblingsschuhen zur Schule kommen, und das dürfen gern auch Hausschuhe mit Häschenohren sein. Bei Matschwetter zieht man sie halt erst drinnen an.
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