London glitzert vorweihnachtlich. Die Zeiten, als regelmäßig im Winter dichter, beißend riechender Nebel die Lichter der Großstadt dämpfte, sind glücklicherweise lange vorbei. Nun tritt er nur noch gelegentlich auf, wie es die Natur eben vorsieht – und natürlich immer wieder im Kino und im Fernsehen, wenn Jack the Ripper oder andere gruselige Gestalten umgehen.
Über Jahrhunderte war der Dunst aber ein sehr realer und gefürchteter Plagegeist der Einwohner. Denn was vor Zeiten der Zentralheizung aus tausenden Schornsteinen drang, ab dem 19. Jahrhundert unheilvoll verstärkt vom Ausstoß der Kraftwerke und Industrieanlagen, hat viele Menschen die Gesundheit und sogar das Leben gekostet. Dem letzten großen Smog, dem „killer fog“ von 1952, werden bis zu 12.000 Todesfälle zugerechnet. „Pea soup“, Erbsensuppe, nannten die Londoner dieses immer wiederkehrende Phänomen. Da Erbsensuppe in England meist aus getrockneten gelben Erbsen gekocht wurde, spielt der Name nicht nur auf die Dichte, sondern auch auf die schweflige Farbe an. Und kurios, wie die Sprachentwicklung nun mal ist, hieß irgendwann umgekehrt Erbsensuppe „London Fog“. Man findet auch heute noch Rezepte dafür.
Schon im 13. Jahrhundert (!) scheint Smog in London ein gewisses Problem gewesen zu sein, obwohl die Stadt verglichen mit heute geradezu winzig war. Nur so ist zu erklären, dass König Edward I. das Verbrennen von Steinkohle verbieten ließ. Die Leute sollten mit Holz oder Holzkohle heizen und kochen, das galt als weniger schädlich. Im 17. Jahrhundert machten sich Wissenschaftler Gedanken, wie sich die Luft über der Stadt verbessern ließe. London wuchs und wuchs – und jeder Einwohner trug zum Problem bei. Aber so richtig los ging es natürlich mit der Industriellen Revolution, die das Problem potenzierte.
Auch wenn Umweltverschmutzung noch immer ein Thema ist, so scheint das Problem der toxischen Erbsensuppe inzwischen gelöst (anderswo, etwa in chinesischen Großstädten, ist man leider noch nicht so weit). Natürlich fahren noch immer zu viele Autos durch die Innenstadt, der Maut und dem Parkplatzmangel zum Trotz, aber Heizung und Industrie haben doch erhebliche Fortschritte gemacht. Ältere Londoner erinnern sich noch an den dichten Nebel, vor dem sich vor allem die Eltern kleiner Kinder sowie alte Leute zu Recht fürchteten. Mit Decken vor den Türspalten, hermetisch geschlossenen Fenstern und Mundschutz im Gesicht versuchte man damals, den Nebel auszusperren, was aber nur bedingt gelang. Heute müssen wir uns nur noch im Kino vor diesen Schwaden fürchten.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!