Ob Sonne oder Regen: Der Blick ins Freie führt in Großbritannien oft durch ein Schiebefenster. Typisch sind mehrere kleine Scheiben, in weiß lackierte Metall- oder Holzrahmen gesetzt. Das Ganze lässt sich auf verschiedene Weise öffnen: Man schiebt die obere Scheibe runter oder die untere hoch. Oder man bewegt beide, sodass sie in der Mitte übereinander liegen und darüber und darunter je einen Spalt für die Frischluft lassen. Regnet es, wird der Spalt einfach verkleinert. Genial!
Diese typisch britischen Fenster heißen „sash windows“, und wer sie erfunden hat, darüber lässt sich streiten. Klar ist, dass sie schon ab dem 17. Jahrhundert vor allem in England üblich wurden, was an zahlreichen historischen Bauten erkennbar ist. Ein gewisser niederländischer Einfluss aus der Zeit Williams von Oranien wird dabei gewesen sein, denn auch in Holland findet sich diese Fensterform. In der „georgianischen“ Ära, dem 18. Jahrhundert, und auch im viktorianischen Zeitalter waren „sash windows“ sehr üblich. Die typischen Reihenhäuser in London und anderen Städten haben fast alle Schiebefenster, die sich perfekt ins Gesamtbild einfügen – idealerweise in der klassischen Kombi „weißer Rahmen zu roter Ziegelfassade oder Sandstein“. Ein Jammer, wenn die Hauseigentümer sie gegen moderne Flügelfenster austauschen! Die Gebäude sehen trotz des relativ kleinen Eingriffs danach völlig anders aus und auf gewisse Weise „blind“.
Nun hat das Schiebefenster aber auch Nachteile. Zum einen kann man sich an manchem Riegel, der über die Jahre störrisch geworden ist, die Nägel abbrechen und sogar die Finger quetschen. Die Riegel sind meist aus Metall und rosten ein! Zum anderen haben viele, viele wunderschöne „sash windows“ nur Einzelverglasung. Das ist natürlich überhaupt nicht mehr zeitgemäß und kostet viel Energie. Es gibt zwar Firmen, die sich auf die nachträgliche Doppelverglasung spezialisiert haben, was aber nicht ganz billig ist. Und so halten viele Hausbesitzer an den alten Fenstern fest, zumal die extrem haltbar sind. Echte Wertarbeit! Aber auch Neubauten werden oft mit den nostalgischen Fenstern ausgestattet, die dann in der Regel bessere Energiewerte vorweisen können.
Die Schiebefenster findet man noch heute überall in Großbritannien, auch an älteren Schulen und Rathäusern und Pubs. Viele Hotels und Bed-and-Breakfast-Häuser haben noch oder wieder „sash windows“. Manche lassen sich aber nicht mehr öffnen, weil Klimaanlagen eingebaut wurden. Schade. Um ein solches Fenster in seiner ganzen Schönheit und Funktionalität bewundern zu können, muss man es schieben dürfen. Rauf, runter oder beides.
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